Landtag diskutierte Bildung und Digitalisierung

Der Vorarlberger Landtag hat am Mittwoch die Themen Bildung und Digitalisierung diskutiert. Konkret ging es um die Aufwertung der MINT-Fächer. Auch ein neues Jugendschutzgesetz wurde beschlossen.

MINT bedeutet ausgeschrieben: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) wünscht sich, dass die bundesweite Absolventenzahl in diesen Fächern von 17.000 auf 22.000 erhöht wird. Zudem sollen die Schulen mit Tablets und Laptops ausgestattet werden, um fit zu sein für die digitale Zukunft.

SPÖ: Lehrer als „Lerncoach“

Die SPÖ brachte diese Themen am Mittwoch auch in den Vorarlberger Landtag. „In Zukunft werden immer weniger Menschen, vor allem unser Kinder und Enkelkinder, mit der Arbeit ihrer Hände ihren Lebensunterhalt bestreiten können“, wagte die designierte SPÖ-Landesvorsitzende Gabriele Sprickler-Falschlunger einen sorgenvollen Blick in die Zukunft.

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Landtag diskutiert digitale Zukunft

Wir müssen unsere Kinder auf die digitale Zukunft vorbereiten - darüber waren sich am Mittwoch alle Parteien im Landtag einig. Nur: Wie bekommt man das hin?

Entsprechend werde sich auch das Bildungssystem verändern - ob man das wolle oder nicht: „In Zukunft wird der Unterricht hauptsächlich über digitale Medien stattfinden und der Lehrer wird ein Lerncoach sein - und nicht mehr in erster Linie der, der das vermittelt.“ Auf diese Veränderungen gelte es rasch zu reagieren.

NEOS: „Braucht mehr Druck“

Laut Sabine Scheffknecht von NEOS wird dabei besonders das Lehrpersonal gefordert sein: „Hier wird ein wesentlicher Teil die Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer sein. Und in diesem Bereich, da sind wir überzeugt, braucht es mehr Druck und mehr Geschwindigkeit“

Zadra: „Die Welt ist f+++++ up“

Daniel Zadra von den Grünen wies darauf hin, dass die Digitalisierung den Globus bereits kräftig erschüttert habe. In seiner Wortmeldung schaltete er sogar anschaulich in einen digitalen Sprachmodus: „Die Welt ist ordentlich ins Schwanken gekommen. Um es in Neudeutsch zu sagen: Die Welt ist f+++++ up - LOL.“

Schöbi-Fink: Digitalisierung als Querschnittsthema

Laut SPÖ, NEOS und Grünen müssten die Stärkung der digitalen Kompetenzen und die Aufwertung der MINT-Fächer Hand in Hand gehen. Barbara Schöbi-Fink von der ÖVP unterstützte die Intention, wollte die beiden Themen aber voneinander trennen: Digitalisierung sei ein Querschnittsthema. „Und ich erwarte eigentlich von einem Historiker, von einer Historikerin und von einem Mathematiklehrer nahezu dieselbe digitale Kompetenz in der Schule der Zukunft.“

Waibel: Bildungsauto hat noch keine Reifen

Christoph Waibel von der FPÖ wiederum forderte zunächst die Lösung der Grundprobleme: „Ist es nicht so, dass sie jetzt irgendwie das Motortuning des Bildungsautos angehen und vergessen, dass das Auto noch gar nicht vier Reifen hat und zum Teil auf der Felge läuft.“ Große Mängel herrschten heute noch beim Lesen, Schreiben und Rechnen, hier solle zuerst nachgebessert werden.

Mennel: Auf den Zug aufgesprungen

Die zuständige Landesrätin Bernadette Mennel (ÖVP) verwies darauf, dass Vorarlberg bereits auf den Zug Richtung Zukunft aufgesprungen sei: „Im Bereich der Digitalisierung und der MINT-Fächer haben unsere Schulen in den letzten Jahren einiges weitergebracht, natürlich muss das fortgesetzt werden.“ Jährlich werden laut Mennel 500.000 Euro in die digitale Ausrüstung der Schulen gesteckt, zudem werden bereits neue Ausbildungsmodule für Lehrer ausgearbeitet.

Jugendschutzgesetz beschlossen

Ebenfalls am Mittwoch hat der Vorarlberger Landtag einstimmig ein neues Jugendgesetz beschlossen. Kern der Novellierung ist, dass die Beschränkung der Ausgehzeit für Über-16-Jährige wegfällt. Bisher durften junge Erwachsene im Alter zwischen 16 und 18 Jahren in Vorarlberg lediglich bis zwei Uhr morgens unterwegs sein. Mit der Aufhebung dieser Beschränkung wird das Vorarlberger Jugendgesetz an die Regelungen in den anderen Bundesländern angeglichen.

Die grüne Abgeordnete Nina Tomaselli etwa sprach von einer „längst überfälligen Harmonisierung“. Das letzte Wort in Sachen Ausgehzeiten stehe aber den Eltern zu, betonten Mandatare aller Fraktionen.

Rauchen erst ab 18?

Mit der Gleichstellung von E-Zigaretten, E-Shishas und ähnlichen Produkten mit herkömmlichen Zigaretten trage man den aktuellen Trends Rechnung. Dabei zeigte sich der Vorarlberger Landtag durchaus offen dafür, die Altersgrenze für Rauchen künftig auf 18 Jahre anzuheben.

Die Raucherrate bei österreichischen Jugendlichen sei zu hoch, stellte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) fest. Lediglich die Altersgrenze zu verschieben sei aber wohl zu wenig, so der in der Landesregierung für Jugend- und Familienförderung zuständige Wallner. Man wolle auch die Haltung des Bundes in dieser Frage abwarten.

1.100 Jugendliche nahmen an Befragung teil

Neu geregelt wurden im Vorarlberger Jugendgesetz ebenso die Strafen. Kommt es zu einer Übertretung, steht an erster Stelle nun ein Beratungs- und Informationsgespräch. Im Wiederholungsfall können Jugendliche zu gemeinnützigen Arbeiten herangezogen werden, und erst wenn auch diese Maßnahme nicht greift, folgt eine Geldstrafe.

Zur Neufassung des Jugendgesetzes nahmen rund 1.100 Jugendliche an einer Online-Befragung teil, außerdem wurden alle Vorarlberger Jugendorganisationen und der Jugendbeirat einbezogen sowie 20 Expertengespräche geführt. Für ÖVP und Grüne war dies vorbildlich, die SPÖ kritisierte mangelnde Repräsentativität bei der Online-Umfrage. Dafür, dass der FPÖ-Abgeordnete Christof Bitschi - bezugnehmend auf die Dornbirner Bürgermeisterin Andrea Kaufmann (ÖVP) - die Sicherheit im Land infrage gestellt hatte, wurde er von Tomaselli als „Raunzebär“ gescholten.