„Trend zu Rücksichtslosigkeit“ auf der Skipiste

In den Vorarlberger Skigebieten herrscht reger Betrieb. Immer wieder kommt es dabei auch zu Unfällen mit Verletzten - und bei jedem siebten davon begeht ein Beteiligter Fahrerflucht. Primar Reinhard Haller sieht einen Trend zur Rücksichtslosigkeit.

Haller sieht in der Fahrerflucht eine narzisstische Einstellung, auf die die Gesellschaft generell hinsteuere. Wenn jeder sich selbst der Nächste sei und das Ich das wichtigste sei, heiße das im Umkehrschluss auch, dass Rücksicht auf andere weniger gefragt sei. Jugend-Umfragen ergäben, dass nicht mehr Werte wie Arbeit oder Familie an erster Stelle stünden, sondern Selbstverwirklichung.

Reinhard Haller, Primar am Krankenhaus Maria Ebene

Ist Rücksichtslosigkeit der neue Trend auf den Pisten? Reinhard Haller berichtet über seine Wahrnehmungen.

Fast jeden Tag wird über einen fahrerflüchtigen Pistenrowdy berichtet. Am Montag wurde eine 77-Jährige gleich zweimal angefahren, keiner der beiden Unfallverursacher hielt an oder half - mehr dazu in 77-Jährige auf Piste angefahren: Zweimal Fahrerflucht. Für einen weiteren negativen Höhepunkt sorgte jener Unbekannte, der zuerst eine Pensionistin beim Zusammenstoß schwer verletzte und dann noch den protestierenden Ehegatten krankenhausreif schlug - mehr dazu in Snowboarder prügelt Skifahrer krankenhausreif.

Rücksicht als Gegengewicht zum Narzissmus

Aber: Frei nach dem Hölderlin-Zitat „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ müsste nach Hallers Ansicht viel stärker hervorgehoben werden, dass es in unserer Gesellschaft auch viel Rücksicht, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft gebe. Ein Beispiel dafür ist etwa die steigende Zahl an freiwilligen Helfern bei der Caritas - mehr dazu in Caritas: Zahl der Freiwilligen verdoppelt.

Pistenrowdys immer öfter auf der Flucht

Derzeit gibt es fast täglich Berichte über Ski- oder Snowboard-Unfälle. Auffällig dabei: Immer häufiger sucht die Polizei nach Unfallzeugen. Denn die Zahl jener, die nach einem Unfall Fahrerflucht begehen ohne Hilfe zu leisten, steigt.

Genaue Beobachtung und Zivilcourage gefragt

Es könnte tatsächlich der Eindruck entstehen, die Wintersportler seien rücksichtsloser geworden. Nach Angaben der Polizei täuscht dieser Eindruck: Die Zahl der Wintersportunfälle liege konstant bei etwa 500 pro Saison, der Anteil an Fahrerfluchtunfällen konstant bei etwa 15 Prozent. Die Fahrerflüchtigen seien aber oft schwierig zu fassen, hier sei die Mithilfe aufmerksamer Beobachter gefragt - Tipps dazu in Pistenrowdies: Aufmerksame Skifahrer gefragt.