Westbahn will Nahverkehr übernehmen

Die private Westbahn will den Eisenbahnnahverkehr in Vorarlberg übernehmen. Am Donnerstag präsentierte sie ein Angebot, das um 25 Mio. Euro besser sei als jenes der ÖBB, die vergangenes Jahr den Zuschlag erhalten hatten.

Die mehrheitlich private Westbahn will die vor einem halben Jahr erfolgte Vereinbarung von Verkehrsministerium und Land Vorarlberg mit den ÖBB kippen. Einerseits wird die Vergabe an die ÖBB mit rechtlichen Mitteln bekämpft, andererseits hat die Westbahn jetzt selber ein Initiativangebot eingereicht.

Westbahn will ÖBB-Mitarbeiter übernehmen

Die Westbahn könne mit ihrem Angebot, das den Nahverkehr für zehn Jahre umfasse, um mindestens 25 Mio. Euro billiger sein als die ÖBB, sagte Westbahn-Geschäftsführer Erich Forster am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien. Die Westbahn würde dafür 26 neue Züge einsetzen, die je über etwa 300 Sitzplätze und 36 Fahrradabstellplätze verfügen.

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APA/ WESTbahn Management GmbH

Weiters wäre die Westbahn auch bereit, die betreffenden Vorarlberger Mitarbeiter von den ÖBB gemäß Arbeitsvertragsrechts-Anpassungsgesetz (AVRAG) zu übernehmen. Es gehe nicht um „Billigmitarbeiter“, punkten wolle man vielmehr durch Pünktlichkeit, Sauberkeit und betriebliche Effizienz. Das Inititativangebot habe die Westbahn am 10. Jänner im Verkehrsministerium und beim Land Vorarlberg eingebracht.

Westbahn klagte gegen ÖBB-Deal

Allerdings wurde bereits im Juli 2016 der Nahverkehr in Vorarlberg neu geregelt. Ein 400-Mio.-Euro-Paket wurde vereinbart, durchgeführt werden die Leistungen von den ÖBB. In dem Bahnpaket, das Verkehrsminister Jörg Leichtfried (SPÖ) und der Vorarlberger Mobilitätslandesrat Johannes Rauch (Grüne) geschnürt haben, ist ein starker Ausbau des Bahnangebots in Vorarlberg ab 2019 vorgesehen.

Enthalten sind etwa eine Verdichtung des Takts, eine S-Bahn-Direktverbindung zwischen Lustenau und Dornbirn und die Anschaffung von 21 neuen Zügen mit rund 2.000 Sitzplätzen. Gegen diese Direktvergabe hat die Westbahn geklagt. Die Klage wurde vom Vorarlberger Landesverwaltungsgericht und vom Bundesverwaltungsgericht abgewiesen, nun liegt die Causa beim Verwaltungsgerichtshof - mehr dazu in Bahnpaket: Westbahn vor Gericht abgeblitzt.

Kein Interesse an Fernverkehr

Parallel zum Klagsweg brachte sich die Westbahn nun mit ihrem Initiativangebot erneut ins Spiel. Dabei könnte Vorarlberg als „Pilotprojekt“ dienen, meinte Forster, denn auch in anderen Bundesländern sei die Westbahn an der Übernahme des Nahverkehrs interessiert. Am Fernverkehr in bzw. nach Vorarlberg hat die mehrheitlich private Bahn allerdings kein Interesse.

Ab 2023 Wettbewerb im Bahnverkehr

Ab 2023 müssten die Staaten gemäß der EU-Liberalisierung im Bahnverkehr ohnehin den Wettbewerb zulassen. Doch schon vorher sieht Forster die öffentliche Hand in der Pflicht, da das Westbahn-Angebot den Steuerzahler günstiger käme. Die Westbahn fährt seit Dezember 2011 zwischen Wien und Salzburg. An der Westbahn-Muttergesellschaft Rail Holding hält die Haselsteiner Familienprivatstiftung 49,9 Prozent, die Augusta Holding 32,7 Prozent und die französische Staatsbahn SNCF 17,4 Prozent.