Menschen mit Behinderung oft Missbrauchsopfer

Menschen mit Behinderung werden überdurchschnittlich häufig Opfer von Missbrauch. Bis zu 60 Prozent sind laut deutschen Untersuchungen einmal im Leben betroffen. Aufklärung könne abhelfen, heißt es von Expertenseite.

Menschen mit Behinderungen werden drei Mal so häufig missbraucht wie Menschen ohne Behinderungen. Vielfach steht dabei die Macht über den anderen im Vordergrund, so die Expertin Susanne Gstettner von der Kathi-Lampert-Schule.

Menschen mit Behinderung seien deswegen so häufig Opfer von Missbrauch, weil sie nicht gelernt hätten: „Mein Körper ist wertvoll“, sagt Gstettner. Außerdem hätten sie gelernt: „Ich muss die Beziehung, ich muss die Berührung annehmen, die ich bekomme, weil ich bekomme wenig und ich bin nicht wertvoll, dann kann mich doch jeder angreifen, wie er will.“

Aufklärung entscheidend

Mädchen oder Frauen mit Einschränkungen sind häufiger von Missbrauch betroffen als Buben oder Männer, sagt Gstettner. Das Argument, dass Menschen mit Behinderungen ohnehin nichts mitkriegen würden, stimme nicht: „Emotional und auch auf der Körperebene bewirkt der Missbrauch ein schweres Trauma, bei allen Menschen gleichermaßen.“

Aufklärung ist laut Gstettner der einzige Schutz vor Missbrauch. Denn ohne Aufklärung kann ein Opfer auch schnell zum Täter werden. „Es gibt immer wieder Personen mit Behinderung, die in Institutionen leben, die nicht wissen, wo die Grenzen des Anderen sind, und daher zu Tätern werden - aus Nichtwissen und aus dem Bedürfnis nach Befriedigung.“

Eltern reagieren oft falsch

Immer wieder reagieren Eltern von Menschen mit Beeinträchtigungen falsch, weil sie überfordert sind und Angst vor Missbrauch haben, sagt Gstettner. Das sei gerade bei jungen Frauen der Fall, die dann mit Verboten belegt würden. Das enger werdende Korsett würde sich dann in Verhaltensauffälligkeiten auf anderen Ebenen ein Ventil verschaffen.

Mit der Enttabuisierung des Themas in der Gesellschaft sowie Aufklärung könnte dem laut der Expertin präventiv entgegengewirkt werden.

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