Stallpflicht beeindruckt Geflügelhalter wenig

Seit Dienstag gilt in Österreich die Stallpflicht für Geflügel. Damit will man die Verbreitung des Vogelgrippe-Virus H5N8 eindämmen. Vorarlbergs Geflügelhalter geben sich gelassen.

Landwirt Bertram Martin ist über die neuerlich verhängte Stallpflicht verwundert - ein großes Problem stellt sie für ihn aber nicht dar. Seine Ställe bieten nämlich genügend Platz für alle Hühner. Und derzeit wären die Hühner aufgrund der winterlichen Verhältnisse ohnehin kaum im Freien. Auch umgewöhnen müssten sich die Tiere nicht, sagt Martin - die erste Stallpflicht sei ohnehin schon im November eingeführt worden, die Umgewöhnung habe damals schon stattgefunden.

Keine Einbußen befürchtet

Nach dem Sennhof in Rankweil ist der Martinshof in Buch mit rund 2.500 Hühnern der zweitgrößte Geflügelbetrieb in Vorarlberg. Finanzielle Einbußen aufgrund der neuerlichen Stallpflicht befürchtet der Betreiber nicht: „Wir dürfen die Eier trotz Stallpflicht zumindest drei Monate noch als Freilandeier vermarkten - und als Bioeier - und hoffen, dass sich die Situation bis in diesen drei Monaten dann so geklärt hat, dass der Spuk ein Ende hat“, sagt Martin.

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Stallpflicht in Vorarlberg

Im „Vorarlberg heute“-Beitrag von Gernot Hämmerle, Michael Gartner und Andreas Furxer sehen Sie Bertram Martin; Klaus Flatz und Paul Hagen.

Hintergrund: Gemäß EU-Vorschriften dürfen Hühner, die Freilandeier legen, maximal zwölf Wochen unter „Hausarrest“ verbringen. Danach müssen die Eier zu niedrigeren Preisen verkauft werden. Was mitunter dazu führt, dass Geflügelbauern in anderen Teilen Österreichs Partyzelte o.ä. für ihre Tiere aufstellen, um das Problem zu umgehen.

Flatz baut Geflügelbestand wieder auf

Schauplatzwechsel nach Hard, zum Putenmast-Betrieb Flatz. Hier sind die Puten-Ställe derzeit noch leer. Im November des Vorjahres mussten alle 1.100 Puten gekeult werden, weil das Vogelgrippe-Virus H5N8 nachgewiesen wurde. Betreiber Klaus Flatz will aber noch im Jänner die ersten 250 Puten einstallen. Alle vier bis fünf Wochen sollen dann neue Tiere dazukommen, bis März soll der Bestand wieder hergestellt sein. Mit der Bedrohung Vogelgrippe werde man leben müssen, sagt Flatz.

Eierzahl bleibt gleich

Paul Hagen vom Mühlehof in Hard hat lediglich 30 Hühner, die sich normalerweise im Freien tummeln. Auch er hat im Stall genügend Platz für die Hühner. Glücklich über die Stallpflicht ist er aber nicht. Der Grund: Ohne Grünfutter würde die Qualität der Eier leiden. Immerhin: die Anzahl der gelegten Eier bleibe - trotz Stallhaltung - unverändert, bei 26 bis 28 Eiern.

Seit Dienstag ist Österreich ein „Gebiet mit erhöhtem Geflügelpestrisiko“. Deswegen gilt unter anderem die Stallpflicht für kommerzielle und private Geflügelhalter. In den vergangenen Monaten wurden in Europa insgesamt 398 Fälle bei Hausgeflügel und 351 Fälle bei Wildgeflügel behördlich festgestellt. Inzwischen sind fast alle EU-Mitgliedsstaaten von dem erstmals 2014 nachgewiesenen Virustyp betroffen.