Milchpreis macht Bauern zu schaffen

Der niedrige Milchpreis bereitet den Landwirten anhaltende wirtschaftliche Probleme - das zeigt das Beispiel eines Gemeinschaftsstalls in Brand. Allerdings gibt es einen Hoffnungsschimmer am Horizont.

Es war ein gewagtes Projekt: Vor acht Jahren haben drei Bauern in Brand gemeinsam einen Stall für 650.00 Euro errichtet. Damals war es eine wirtschaftliche Notwendigkeit - zumindest einer von ihnen hätte sonst die Stalltüre für immer schließen müssen. Acht Jahre später schaut die wirtschaftliche Bilanz ernüchternd aus: Mit 42 Cent pro Liter Milch haben die Bauern einst gerechnet, jetzt zahlt die Molkerei nur noch 37 Cent brutto.

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Gemeinschaftsstall in Brand

Im Beitrag sehen Sie: Martin Schedler, Landwirt; Martin Meyer, Landwirt

Dieser Preisverfall war nicht einkalkuliert. „2016 war ein sehr schlechtes Jahr betriebswirtschaftlich“, sagt Landwirt Martin Meyer. „Aber mit einer guten Hausbank, einer starken Molkerei und einem politischen Umfeld, das den Landwirten unter die Arme greift, ist auch das zu meistern.“

Kühe, von Roboterhand gemolken

Das Minus des Gemeinschaftsstalls beträgt 5.000 bis 6.000 Euro pro Jahr. Und das, obwohl arbeitstechnisch alles im Plan liegt: Die 65 Milchkühe melkt und füttert ein Roboter, der Bauer ist Beobachter. Mit dem Datenvolumen, das dabei entsteht, kann der studierte Betriebswirt Martin Meyer dann arbeiten. So sieht er, was er besser machen kann, wo es noch nicht richtig rund läuft.

Landwirt mit Dienstplan

Die Dienstpläne für die Landwirte sind einfach: Jeder arbeitet zwei Tage und hat vier Tage frei. Ihr Vertrag ist eine offene Gesellschaft, ein Formalakt beim Notar. Doch trotz aller Professionalität bezieht derzeit keiner der drei ein Einkommen aus der Landwirtschaft. „Es ist eigentlich schade, dass heute ein Betrieb mit 20 Kühen nicht einmal eine vierköpfige Familie ernähren kann“, sagt Meyer. Zusatzeinkünfte aus dem Tourismus sind für einen Landwirt auf 1.000 Meter Seehöhe daher überlebensnotwendig.

Moosbrugger: „Positive Tendenz“ bei Milchpreis

Gerade bei den Milcherzeugnisse würden die Vorarlberger Bauern den Druck der internationalen Märkte spüren, sagt auch Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger am Montag im „Vorarlberg heute“-Studiogespräch. Fakt sei: „Ohne öffentliche Gelder kann die Vorarlberger Landwirtschaft mit den bisherigen Preisen nicht über die Runden kommen.“

Allerdings gibt es einen Hoffnungsschimmer: Der Milchpreis habe sich zuletzt positiv entwickelt, so Moosbrugger. Die Bauern hätten sich selbst an die Kandare genommen und die Milchproduktion zurückgeschraubt. Deswegen sei die Tendenz derzeit eher positiv. Gut möglich also, dass sich die Situation der drei Gemeinschaftsbauern in Brand bald zum Besseren ändert.

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