Die Seestadt und der öffentliche Raum

Bei der Planung neuer Gebäude oder Straßen wird immer wieder vom öffentlichen Raum geredet. Ganz besonders gilt dies bei der Diskussion über die Seestadt in Bregenz. Aber welche Rolle spielt der öffentliche Raum dabei?

Eine Stadt besteht nicht nur aus Gebäuden mit unterschiedlichen Funktionen, sondern auch aus Straßen, Plätzen, Wegen - also öffentlichem Raum. Raum auf dem sich jeder ohne Beschränkung aufhalten oder bewegen darf. Öffentlicher Raum macht Stadt erst möglich.

Ein Beispiel in Bregenz: Die Strecke vom vorarlberg museum bis zum Hafenareal ist 250 Meter lang und damit in etwa gleich lang wie das geplante Seestadt-Areal. Vom Museum bis zum Hafen wechseln sich Richtung See Gebäude, Plätze und freie Verkehrsräume ab. Es gibt auf dieser Strecke fünf Durchgänge, die von der Seestraße Richtung Kornmarktplatz führen.

Günther Prechter, Kulturwissenschaftler und Architekt in Bregenz, außerdem Mitglied der Initiative See&Stadt&Bregenz: „Der Städtebau des 19. Jahrhunderts hat in Bregenz ein vorbildliche Durchlässigkeit hinterlassen. Der Städtebau des 19. Jahrhunderts wusste nichts von der Mobilität des 20. und des 21. Jahrhunderts und trotzdem ist er so enorm gut geeignet für das gegenwärtige Leben in der Stadt.“

Öffentlicher Raum ging verloren

Damit zur Seestadt, die sich Richtung Bahnhof erstreckt. Beim 2010 gekürten Siegerentwurf war der öffentliche Raum noch gut erkennbar, als Durchgänge zwischen den Gebäuden. 2014 bei der letzten Präsentation von Prisma und Stadt waren diese offenen Wege bereits überbaut und hinter Glas gesetzt. Trotzdem war damals noch die Rede von einzelnen Baukörpern.

Aktuelle Pläne machen klar: Aus mehreren Gebäuden ist ein einzelnes geworden, das sich mit einer durchgehenden, 250 Meter langen Front zur Seeseite hin zeigt. Irgendwo in der Entwicklung des Projekts ist der einstmals öffentliche Raum also verloren gegangen.

Weder Prisma noch Stadt äußern sich derzeit dazu, Bernhard Fink, Leiter des Stadtbauamts sagt nur so viel: „Jede Interaktion im öffentlichen Raum, die auch baulich gesetzt werden kann, führt zu riesigen Diskussionen.“ Weitere offene Diskussionen zum öffentlichen Raum wären auch hier wünschenswert.

Carina Jielg, ORF Vorarlberg

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