700 Arbeitsplätze bei Erne-Gruppe gefährdet

Die Schlinser Erne-Gruppe läuft laut Eigentümer Stephan Zöchling Gefahr, in die Insolvenz zu schlittern, weltweit sind 700 Arbeitsplätze gefährdet. Schuld seien drei Banken - die weisen die Vorwürfe allerdings vehement zurück.

Hintergrund sei, dass bis Freitag nicht mit allen Hausbanken der Erne-Gruppe eine Einigung über ihren Beitrag zum Sanierungsprozess erzielt werden konnte, bestätigt Zöchling einen Bericht der „Vorarlberger Nachrichten“ (Samstagsausgabe). Demnach verzichten die Bank für Tirol und Vorarlberg, die Raiffeisenbank International und die Hypo Landesbank Vorarlberg auf Millionen an ausstehenden Krediten.

Drei Banken - konkret die Raiffeisenlandesbank, die Raiffeisenbank Montafon und die Raiffeisenbank Walgau - würden die Verhandlungen allerdings seit Wochen blockieren, behauptet Zöchling. Die schlechte Besicherung der Raiffeisen-Mittel sei der Grund. Gelinge es über das Wochenende nicht, mit den Banken eine Einigung zu erreichen, würden 500 Arbeitsplätze an den Standorten Schlins und Vandans bzw. 700 weltweit auf der Kippe stehen.

Hopfner: „Es schmerzt“

Wilfried Hopfner, Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenlandesbank, versteht die Kritik Zöchlings nicht. Es gebe derzeit intensive Gespräche mit dem Eigentümer: Man habe am Freitagabend ein Angebot unterbreitet, das bedeuten würde, dass die Raiffeisenlandesbank fast die Hälfte des von Zöchling geforderten Nachlasses beisteuern würde: „Es schmerzt, wenn man dann lesen muss, dass man nicht verhandelt oder etwas gefährdet.“

Hopfner zeigt sich allerdings optimistisch, dass sich noch eine Einigung erzielen lasse, man sei „ganz knapp beieinander“. Der Geschäftsführer des Arbeitsmarktservice Vorarlberg, Bernhard Bereuter, sagt, er habe von den 700 gefährdeten Arbeitsplätzen am Samstag aus den Medien erfahren. Beim AMS lägen noch keine Voranmeldungen vor. Er hoffe, dass die Arbeitsplätze durch eine Einigung erhalten werden können.

Verkauf im Oktober

Das 96 Jahre alte Familienunternehmen Erne ist in den Bereichen Rohrleitungsverbindungen und Automobiltechnik tätig. Nach wirtschaftlichen schwierigen Zeiten wurde 2013 ein Restrukturierungsprozess begonnen, der von den Gesellschaftern aber nicht zu Ende geführt werden konnte. Im Oktober 2016 wurde die Firma daher an den Wiener Unternehmer Stephan Zöchling verkauft.

Zöchling kündigte damals an, das Unternehmen im Ausland weiter stärken zu wollen. Die Exportquote der Erne-Gruppe liegt bei 97 Prozent. Der neue Eigentümer wollte vor allem in Richtung USA und Russland expandieren - mehr dazu in Neuer Besitzer für ERNE-Gruppe. Der Jahresumsatz von Erne belief sich 2015 auf 120 Mio. Euro.