VGT ortet Herkunftsschwindel bei Schweinefleisch

Der Verein gegen Tierfabriken ortet einen Schweineskandal in Vorarlberg. Der Vorwurf: Schweine aus deutschen Großbetrieben würden teilweise als Vorarlberger Fleisch verkauft. Zudem würden die Tierschutzrichtlinien beim Transport nicht eingehalten.

Der Verein gegen Tierfabriken (VGT) hat gegen einen Vorarlberger Unternehmer Anzeige wegen Verstößen gegen das Tiertransportgesetz erstattet. Unter anderem soll der Zwischenhändler falsche Angaben zu Transportzeiten gemacht haben, teilte der VGT mit. Zudem sollen Schweine aus deutschen Großbetrieben als hiesiges Schweinefleisch verkauft worden sein.

Laut den Recherchen des Vereins holt der Vorarlberger Unternehmer jede Woche Schweine aus einem Großbetrieb im deutschen Allgäu und stellt den Tiertransport-Anhänger nachts im Lustenauer Ried ab. Stunden später würden diese Schweine dann auf kleinere Transporter umgeladen und auf acht Metzgereien in Vorarlberg aufgeteilt.

VGT: Keine Tränke, wenig Einstreu

Der Zwischenhändler soll die Transportzeit meist mit dreieinhalb Stunden angegeben haben, obwohl die gesamte Transportdauer - inklusive Verladung, Fahrt und Stehzeiten - bis zu zwölf Stunden betragen habe, so der Vorwurf. Erlaubt seien höchstens acht Stunden. Darüber hinaus sei der große Tiertransporter nicht als solcher gekennzeichnet gewesen und habe über keine Wassertränken verfügt. Dies sei bei derart langen Transportzeiten aber vorgeschrieben. Auch die vorgegebene Einstreu sei „nur im Ansatz“ vorhanden gewesen, meinte der VGT.

„Falsche Informationen bezüglich der Herkunft“

Die Schweine seien auf acht Fleischereien in Vorarlberg aufgeteilt worden, die laut VGT teilweise in ihren Internet-Auftritten behaupten, dass ausschließlich Vorarlberger Tiere aus artgemäßer Haltung geschlachtet und verarbeitet würden. Bei persönlichen Verkaufsgesprächen seien Informationen vorenthalten oder Falschinformation gegeben worden, so der Vorwurf. Der VGT ortete im Hinblick auf die Herkunft des Fleisches somit eine Täuschung der Konsumenten.

Innungsmeister verweist auf Landwirtschaftskammer

In einer ersten Reaktion verweist der Innungsmeister der Vorarlberger Metzger, Gerold Hosp, auf die Landwirtschaftskammer und auf die Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH. Sie erstellten die Qualitätskriterien, was Vorarlberger Fleisch sei und was nicht. Im Übrigen sei jede Metzgerei selbst dafür verantwortlich, was sie ihren Kunden gegenüber kommuniziere.

Metzger Bösch: Transportbedingungen verbessert

Hermann Bösch ist einer der acht Metzger, die die Schweine aus dem Allgäu beziehen - das bestätigt er auch. Er betreibt seit vielen Jahren eine Metzgerei in Lustenau - das Familienunternehmen besteht seit über 80 Jahren. Bösch sagt, die Transportzeiten von eineinhalb Stunden Fahrzeit seien weit kürzer als wenn man die Tiere aus Oberösterreich beziehe - das dauere sechs bis acht Stunden. Die Schweine würden dann solange im Transporter schlafen, bis sie abgeholt und so human wie möglich geschlachtet würden. Im Vergleich zu früher seien das komfortable Transportbedingungen, sagt Bösch.

„Wir sagen, wir haben Schweine aus dem Allgäu und da stehen wir zu, weil die Qualität einfach passt. Die Schweine sind am späten Abend da, sie verbringen die Nacht auf dem Hänger, da haben die kein Problem mit. Sie haben genug Platz, sie haben alles gut eingestreut und am Morgen werden sie verladen, dann brauchen wir sie. Anders geht es nicht zum Transportieren, sonst ginge es noch länger“, sagt Bösch.

Vorarlberg produziert nur zwei Prozent selbst

Bösch macht auch auf die Zwangslage der Metzgereien aufmerksam: Alle wollten Schweinefleisch essen, so Bösch, aber in Vorarlberg selbst würden nur zwei Prozent des Bedarfs produziert. Auf der Homepage der Metzgerei Bösch heißt es: „Für die hauseigene Schlachtung werden nur artgerecht gehaltene Tiere der Bauern aus der Region verwendet“.

Der angesprochene Großbetrieb im Allgäu sei einer der besten in ganz Süddeutschland, so Bösch. Auch passiere es in einem Großbetrieb halt, dass ein krankes Schwein in der Nacht sterbe - auch das hatte der VGT kritisiert. Bösch wiederum den Verein, der ohne Genehmigung Grundstücke betrete und Fotos mache.

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