Gerettete Fischer nach Unfall aus Spital entlassen
Der deutsche Berufsfischer und sein 16-jähriger Sohn kenterten wegen des hohen Wellengangs mit ihrem Boot - mehr dazu in: Bootsunglück: Sieben Stunden im Wasser überlebt. Dem Sohn gelang es, sich auf das mit dem Kiel nach obene treibende Boot zu retten. Sein Vater konnte gerade noch seinen Oberkörper hochziehen, von der Hüfte abwärts blieb er im eiskalten Wasser - sieben Stunden lang. Ein Team des SWR hat die beiden und ihren Lebensretter besucht.
Lebensretter will kein Held sein
Der Retter heißt Reto Leuch, Berufsfischer vom Schweizer Bodensee-Ufer. Er hat das Boot mit den beiden entdeckt und geholfen, ein Held will er aber nicht sein. Als er seine gekenterten Kollegen im eiskalten Wasser treiben sah, handelte er entschlossen, holte als erstes den erschöpften Sohn zu sich ins Boot. Der sagte ihm nur noch: „Wir warten seit sieben Stunden“.
Dann sei er wieder zurück zum Boot, um den Vater zu holen, erzählt Leuch dem SWR. „Der Sohn hat gesagt, den kriegen wir nicht rein, der ist zu schwer. Ich kenne ihn ja. Er ist ein stattlicher Fischer, aber er war ansprechbar und hat geklagt, dass er seine Füße nicht mehr spürt, er war mit Füßen und Unterleib im Wasser.“ Er habe dann die Seepolizei angerufen, so Leuch.
„Bloß nicht einschlafen, wir schaffen das“
Gert Meichle und sein Sohn Fritz kamen ins Krankenhaus, bei ihrer Rettung waren beide völlig unterkühlt. Der Sohn hatte stundenlang auf dem Kiel des Bootes gesessen und seinem Vater immer wieder Mut gemacht: „Bloß nicht einschlafen, wir schaffen das“. Der Vater lag mit der Brust auf dem gekenterten Boot und klammerte sich mit den Händen fest. Beide hatten Todesangst, kämpften um ihr Leben.
„Du gehst heute nicht mit Deinem Sohn unter“
„Ich bin ins Wasser gefallen und dann habe ich überlegt, was machst Du jetzt? Da habe ich meinen Sohn erstmal geschnappt, dem den Rettungsring umgelegt und dann habe ich mir gesagt: Du gehst heute nicht mit Deinem Sohn unter, Du überlebst. Dann habe ich gesagt: So, wir müssen aus dem Wasser raus. Das war der erste Gedanke. Denn wenn wir im Wasser bleiben, da habe ich gewusst: Wir sterben“, erzählt Meichle das Erlebte. „Das schlimmste wäre für mich gewesen, wenn ich gestorben wäre und mein Sohn hätte das miterlebt.“
Noch Schmerzen in den Beinen
„Mein Vater hat mir geholfen, mich oben drauf zu setzen. Dann habe ich ihm geholfen - und dann haben wir uns da oben auf dem Boot gehalten", erzählt der Sohn. Seinen Vater ganz raufzuziehen sei ihm aufgrund des Gewichts des Vaters nicht gelungen. Gert Meichle und seinem Sohn geht es wieder besser, allerdings hat der Vater noch Schmerzen in den Beinen.
Hohe Wellen brachten Boot offenbar zum Kippen
Die Wasserschutzpolizei ermittelt in dem Fall. Offenbar gab es zum Zeitpunkt des Unglücks hohe Wellen, die das Boot zum Kippen brachten, die Männer stürzten ins Wasser. Dass sie überlebten, erscheint vielen am Bodensee wie ein Wunder - die Wasserschutzpolizei betont, dass die beiden großes Glück hatten: „Der Umstand, dass sich der Sohn auf dem Bootsrumpf aufhalten konnte, also nicht direkten Wasserkontakt hatte, führt natürlich dazu, dass man bessere Überlebenschancen hat. Und der Vater aufgrund von Kleidung und körperlicher Konstitution - davon hängt ab, wie lange es jemand tatsächlich im Wasser aushält ohne lebensbedrohliche Unterkühlungen zu bekommen“, sagt Christoph Mandalka von der Wasserschutzpolizei.
„Da hilft man einander“
Reto Leuch, der Lebensretter aus der Schweiz, ist unterdessen wieder zum Tagesgeschäft übergegangen. Die Geschichte hat zum Glück ein Happy-End, sagt er bescheiden - und wünscht seinen Kollegen auf der anderen Seeseite gute Besserung. „Irgendwann treffen wir uns wieder, dann gibt es ein Handshake, und dann ist die Sache gut. Da braucht es nicht mehr. Ich glaube wir Fischer sind so - da hilft man einander und da braucht es kein großes Traritrara“.
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Ein Beitrag des SWR von Jürgen Lösselt. Kamera: Paul Grom, Schnitt: Leif Pasold. Zu Wort kommen Reto Leuch sowie Gert und Fritz Meichle.