Opferschutzstelle wird vorerst weitergeführt

In mehreren Bundesländern sollen die Opferschutzstellen für Opfer von Gewalt in Einrichtungen Ende des Jahres geschlossen oder umstrukturiert werden - in Vorarlberg nicht. Über die Zukunft der Vorarlberger Stelle wird nächstes Jahr entschieden.

Am 26. April 2010 startete bei der Kinder- und Jugendanwaltschaft eine unabhängige Opferschutzstelle für Menschen, die als Minderjährige in öffentlichen oder privaten Einrichtungen Gewalt erleben mussten und deren Fälle großteils nicht mehr von der Justiz bearbeitet werden, weil sie längst verjährt sind. Von 295 Betroffenen, die sich mit den Jahren dort meldeten, erhielten 14 Frauen und 158 Männer im Alter von bis zu 80 Jahren je nach Art, Dauer und Umfang der erlittenen Misshandlung eine Entschädigung.

30.000 Euro sind bisher das Maximum für eine Einzelzahlung, bis heute wurden 1,5 Milionen Euro an Entschädigungen bezahlt. Zusätzlich wurden 100.000 Euro an Therapiekosten übernommen - aktuell befinden sich sieben Opfer in psychotherapeutischer Behandlung.

Elf weitere Fälle werden behandelt

Bei der nächsten Sitzung der Opferschutzkommission am 30. November werden elf weitere Fälle behandelt. Was den Fällen gemeinsam ist, ist, dass die Betroffenen als Kinder oder Jugendliche Opfer irgendeiner Form von Gewalt wurden, erklärt Kinder- und Jugendanwalt Michael Rauch - und in den allermeisten Fällen sei dadurch ihr Leben dramatisch beeinflusst worden: Sie hätten Schwierigkeiten gehabt, ein geordnetes Leben, Beziehungen und ein Familienleben zu führen und nicht straffällig oder süchtig zu werden.

Die finanzielle Entschädigung für die Opfer sei nur ein Aspekt. Fast noch wichtiger sind laut Rauch aber zwei weitere Faktoren: Einerseits hätten viele Betroffene angegeben, dass es für sie sehr wichtig gewesen sein, einfach einmal angehört zu werden, andererseits sei für viele die Therapie sehr hilfreich gewesen.

Anders als in anderen Bundesländern - mehr dazu in 4,8 Mio. Euro Entschädigung für Missbrauchsopfer - bleibt die Opferschutzstelle in Vorarlberg laut Rauch vorerst erhalten. Über deren Zukunft werde kommendes Jahr entschieden. Die Vorarlberger FPÖ spricht sich in einer Aussendung für den Erhalt der Stelle aus, das erfahrene Leid verjähre aus Sicht der Betroffenen nie.