Schuldirektoren erhalten mehr Macht

Die Eckpunkte der neuen Bildungsreform sind am Dienstagvormittag präsentiert worden. Direktoren bekommen in Zukunft mehr Macht, denn die Schulautonomie soll gestärkt werden. Vorarlbergs Direktoren und Personalvertretern geht die Reform aber nicht weit genug.

Schlagwort Schulautonomie

Bei der Schulautonomie geht es um die Dezentralisierung von Entscheidungsbefugnissen. Nicht zentral vorgegebene Gesetze oder die Landesschulräte entscheiden, sondern die einzelnen Schulen.

Die Autonomie zu stärken, sei gut und richtig, sagt der Sprecher der AHS Direktoren, Clemens Voit. Er sieht aber die Gefahr einer Mängel-Verwaltung. Den Schulen fehle es an Geld und Stunden. Positiv bewertet Voit, dass Direktoren neue Lehrer selbst aussuchen können. Er kritisiert allerdings, dass das nur für Neu-Einstellungen gilt, nicht für bestehende Verträge.

Der Vorsitzende der Pflichtschullehrer-Gewerkschaft, Gerhard Unterkofler, hingegen befürwortet, dass bestehende Verträge bleiben, sonst wäre mit einer Fluktuationswelle zu rechnen. Für ihn ist die neue Reform insgesamt ein Schritt in die richtige Richtung. Gut sei, dass die Schulbehörde die Letztverantwortung bei der Lehrerbesetzung habe, sonst hätten abgelegene Schulen und Brennpunktschulen große Probleme, überhaupt Lehrer zu finden.

Direktoren für mehrere Schulen gleichzeitig

Ein weiterer Punkt in der Reform: Pflichtschuldirektoren sollen bis zu acht Schulen in einer Region gleichzeitig leiten können. Unterkofler meint dazu, dass dies ein Sparfaktor sei, es aber über kurz oder lang auf dieses Modell hinauslaufen werde, da es jetzt schon schwierig sei, Direktoren zu finden.

Künftig sollen Schulen auch über ihre Klassen- und Gruppengrößen selbst bestimmen können - ebenso wie über die Dauer der Unterrichtseinheiten.

Lob von Landesrätin Mennel

Vorarlbergs Schullandesrätin Bernadette Mennel begrüßte die Ergebnisse und Umsetzungsmaßnahmen zur Bildungsreform, die von Bundesministerin Sonja Hammerschmid und Staatssekretär Harald Mahrer präsentiert wurden. „Die vorgelegten Maßnahmen beinhalten viele positive Änderungen und Neuerungen, deren Ziel es vor allem ist, mehr Autonomie für die Schulstandorte zu schaffen und das Bildungsniveau aller Schülerinnen und Schüler zu erhöhen“, betonte Mennel.

Vorarlberg gehe allerdings noch ein ganz wesentlicher Baustein ab, wie Mennel ausführte: „Es fehlt eine Ermöglichungsklausel für eine bessere Schule der 10- bis 14-Jährigen. Wir erwarten, dass dieser Zusatz noch in diesem Jahr auf Bundesebene diskutiert wird und lassen keine Chance aus, um uns in die Diskussion einzubringen.“

Freiheitliche für mehr Schulautonomie

Der freiheitliche Bildungssprecher Christoph Waibel bekräftigte das Ja der FPÖ zu mehr Schulautonomie. "Direktoren sollen dabei aus unserer Sicht nicht nur neue Lehrer selbst aussuchen, sondern auch im Rahmen von bestehenden Verträgen handeln können“, geht Waibel noch einen Schritt weiter.

„Nachdem die Umsetzung des Autonomiepakets mit ‚Leuchtturmschulen‘ bereits 2017/18 beginnen soll, ist ÖVP-Bildungslandesrätin Mennel gefordert, möglichst viele Vorarlberger Schulen in diesem Projekt unterzubringen. Das Ziel, die Zahl der Spitzenschüler zu verdoppeln und die Zahl der Risikoschüler zu halbieren, ist ein ambitioniertes, dafür muss aber endlich auch etwas getan werden“, so Waibel.

SPÖ: Neuerungen müssen sich erst bewähren

Laut Gabriele Sprickler-Falschlunger von der SPÖ werden sich Neuerungen der Bildungsreform erst in der Praxis bewähren müssen. Konkret spricht sie etwa die geplanten „Schulcluster“ an, die unter einer „Schulclusterleitung“ zusammengefasst werden sollen: „Die Frage ist, ob dieser Schritt vorwiegend möglichen Einsparungen dient oder ob er tatsächlich zu Verbesserungen führen wird."

Kritisch sieht sie auch, dass die Klassenschülerhöchstzahl von der Schule selbst festgelegt werden soll. „Wir haben uns immer für eine niedrige Klassenschülerhöchstzahl eingesetzt. Jede Senkung ist ein Fortschritt hin zu einem besseren Unterricht, der das einzelne Kind mehr in den Mittelpunkt stellt. Ich bin daher nicht glücklich darüber, dass man dieses wichtige bildungspolitische Steuerinstrument aus der Hand gibt", so die SPÖ-Bildungssprecherin.

Grüne fordern mehr Unterstützng vom Bund

Für die Grünen bringt das Autonomiepaket kleine Verbesserungen. "Um das Gesamtpaket seriös einschätzen zu können, kommt es nun aber auf die noch ausständige konkrete Ausformulierung an. Davon wird abhängen, ob es wirklich ein besseres Angebot für die SchülerInnen gibt. Was wir sicher nicht brauchen, sind versteckte Kürzungen“ fasst Grünen-Bildungssprecher Daniel Zadra zusammen.

„Wir arbeiten in Vorarlberg professionell Schritt für Schritt an einer besseren gemeinsamen Schule der 10-14 Jährigen. Längst ist bekannt, dass eine spätere Trennung der Kinder richtig ist. Vorarlberg leistet hier wertvolle Vorarbeiten, die fachlich fundiert und gut abgesichert sind. Diese Pionierarbeit sollte auch vom Bund unterstützt werden“ so Zadra.

ÖVP: „Mehr Kompetenz tut Schulen gut“

Als Schritt in die richtige Richtung wertet ÖVP-Bildungssprecherin Barbara Schöbi-Fink das von der Bundesregierung verabschiedete Bildungspaket: „Vor allem die Kompetenzverschiebung weg von den Zentralstellen hin zu den Schulen tut dem österreichischem Schulwesen gut. Personalentscheidungen, aber auch die Gestaltung des Unterrichts liegen deutlich mehr bei den Direktorinnen und Direktoren sowie bei den Pädagogen, die auch in der Klasse stehen. Sie werden damit in ihrer Verantwortung sowie in ihren Gestaltungsspielräumen deutlich gestärkt.“

Allerdings wird es laut Schöbi-Fink in Zukunft auch notwendig sein, die Direktoren noch stärker als bisher von Verwaltungsaufgaben zu entlasten, damit sie mehr Zeit für die pädagogischen und strategischen Aufgaben haben.

Wirtschaftskammer sieht positive Ansätze

Der Bildungssprecher der Wirtschaftskammer Vorarlberg, Christoph Jenny, kommentiert die Bildungsreform wie folgt: „Mehr Autonomie ist auf alle Fälle zu begrüßen, denn das führt zu mehr Wettbewerb und folglich zu einer Qualitätssteigerung. Dass Direktoren künftig ihr Personal selber aussuchen und einstellen können, ist ein erster richtiger Schritt. Konsequent wäre es aber, wenn der Direktor sich vom Personal auch trennen könnte. Hier geht die Regelung zu wenig weit."

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