Ritsch tritt als Parteichef zurück

Die Ära von Michael Ritsch als Landesparteivorsitzender der Vorarlberger SPÖ ist zu Ende: Ritsch hat seinen sofortigen Rücktritt am Freitag bekanntgegeben. Er wird auch nicht mehr für den Vorsitz kandidieren.

Grund für den Rücktritt ist die derzeitige gesundheitliche Verfassung des SPÖ-Chefs: Ritsch wurde erst im Juli an den Bandscheiben operiert. Die Genesung dauert länger als erwartet, Ritsch sieht sich nicht mehr imstande, seine Funktionen an der SPÖ-Spitze auszuüben. Deswegen verkündete er am Freitag seinen Rücktritt in einer Presseaussendung.

Ritsch Rücktritt Parteichef

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Ritsch während eines Interviews vor der Landtagswahl 2014

Als Landesparteichefin folgt ihm seine Stellvertreterin Gabriele Sprickler-Falschlunger nach. Auch seine Funktion als Vorsitzender des Hypo-Untersuchungsausschusses legt Ritsch zurück. Stattdessen wird Landesgeschäftsführer Reinhold Einwallner den Vorsitz übernehmen.

Lange Genesungszeit

Bei dem Eingriff im Juli sind Ritsch zwei Bandscheibenprothesen eingesetzt worden. Die Prothesen werden erst bis Februar eingewachsen sein, so Ritsch. Längeres Stehen und Sitzen ist ihm derzeit untersagt. „Die ärztlichen Empfehlungen fordern ein entsprechendes Kürzertreten. Die Genesung und Gesundheit stehen jetzt im Vordergrund. Daher habe ich den Entschluss gefasst, die beiden genannten Funktionen an meine Landtagskollegen zu übergeben“, so Ritsch in der Aussendung am Freitag.

Ritsch stellte bereits klar, dass er beim Landesparteitag im März 2017 nicht mehr für den Vorsitz kandidieren werde. Stattdessen stellt sich Sprickler-Falschlunger der Wahl, will dann aber nicht als Spitzenkandidatin in die Landtagswahl 2019 gehen - mehr dazu in Neue SPÖ-Chefin will nicht Spitzenkandidatin sein. Als SPÖ-Klubobmann und Bregenzer Stadtrat will Ritsch hingegen weiterhin fungieren.

Karriere mit vielen Wahlniederlagen

Michael Ritsch wurde am 9. Juli 1968 in der Landeshauptstadt Bregenz geboren. Der gelernte Gendarmerie-Beamte ist seit 1990 in der Bregenzer Stadtvertretung aktiv, zunächst als Ersatzmitglied, ab 1995 dann als vollwertiges Mitglied. Seit 1995 ist Ritsch auch im Bregenzer Stadtrat vertreten. 2004 zog Ritsch erstmals in den Vorarlberger Landtag ein, 2007 übernahm er den Posten des Klubobmanns von Elke Sader, kurze Zeit darauf wurde er auch Landesparteivorsitzender.

Obwohl er als große Zukunftshoffung der Ländle-SPÖ angetreten war, kennzeichnete sich Ritschs politische Karriere durch zahlreiche Tiefen und nur wenige Höhen. Als ein Höhepunkt ist sicherlich die Gemeindewahl 2005 zu bezeichnen: Die SPÖ legte in Bregenz massiv zu, Ritsch selbst schaffte es in die Bürgermeisterstichwahl und unterlag mit einem Stimmenanteil von 47,44 Prozent nur knapp dem ÖVP-Kandidaten Markus Linhart. Noch zweimal sollte sich Ritsch um den Posten des Stadtoberhauptes bemühen, beide Male scheiterte er deutlich an Amtsinhaber Linhart.

Mit Zwergen in die internationalen Schlagzeilen

Auf Landesebene setzte spätestens 2009 eine Serie von Wahlniederlagen ein, die die SPÖ von einst sechs Landtagsabgeordneten (2004) auf nur noch drei verkleinerte (ab 2009). 2014 fiel die Partei mit einem Stimmenanteil von 8,77 Prozent erstmals in ihrer Geschichte unter die Zehn-Prozent-Marke.

Zwerg SPÖ

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Sorgten international für Aufsehen: Die sogenannten „Coolmen“ der SPÖ

Im selben Jahr schaffte es Ritsch in die internationalen Schlagzeilen, als über Nacht gleich 400 Gartenzwerge abhanden kamen, die die SPÖ als Wahlkampfgag für die Landtagswahl in ganz Vorarlberg verteilen hatte lassen - mehr dazu in „Zwergenschwund“ interessiert BBC. Thematisch konzentrierte sich Ritsch oft auf die Themen Soziales und Wohnbau. In seinen Statements und Landtagsreden glänzte der heute 48-Jährige oft mit bissigem Humor und originellen Wendungen - der Erfolg blieb ihm dennoch versagt.

Zunehmende parteiinterne Kritik

Auch wegen seiner anhaltenden Niederlagenserie geriet Ritsch zuletzt parteiintern stark in die Kritik. Dazu kam, dass der von ihm in die Wege geleitete Kontrollausschuss zur Vorarlberger Landes- und Hypothekenbank, die als eine von zwei österreichischen Banken in den sogenannten „Panama Papers“ aufgetaucht war, kaum Ergebnisse abwarf.

Im Juli beantragte die Dornbirner Stadtpartei einen vorgezogenen Landesparteitag im November mit dem Ziel einer Ablöse. Als möglicher Gegenkandidat wurde Thomas Hopfner ins Spiel gebracht - mehr dazu in SPÖ Dornbirn will Personaldebatte. Man einigte sich schließlich auf einen Parteitag im März, Ritsch ließ eine Kandidatur zunächst offen - merh dazu in SPÖ wählt Ende März 2017 neuen Vorsitzenden. Mit seinem - gesundheitsbedingten - Rückzug ist Ritsch seinen Kritikern zuvorgekommen.

Markus Sturn, vorarlberg.ORF.at

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