Taubenzüchter vergiften Greifvögel

Immer wieder fallen Greifvögel in Vorarlberg vergifteten Tauben zum Opfer. Taubenzüchter wollen auf diese Art den Luftraum für ihre Lieblinge klären. Oft sind es aber auch Haustiere, die an dem Gift zugrunde gehen.

Tauben fallen öfters einem Greifvogel wie dem Falken zum Opfer. Das bringe Taubenzüchter derart in Rage, dass sie manchmal sogar zu Gift greifen, um ihre Tiere zu schützen, sagt Landesveterinär Norbert Greber. Die Vorgangsweise ist immer dieselbe: Eine junge Taube wird im Nackengefieder mit Gift präpariert und als Lockvogel in den Himmel geschickt.

Gift wirkt in wenigen Minuten

Das Gift ist in den meisten Fällen ein illegales Insektizid namens Carbofuran, das als Nervengift wirkt. Laut Greber schmieren die Taubenzüchter den Tieren das Gift mit klebrigen Substanzen in die Nackenfedern und lassen sie dann fliegen. Die Taube selbst erleidet keinen Schaden, weil sie das Gift nicht über den Putztrieb entfernt.

Greifvögel und Carbofuran

ORF

Nicht nur Greifvögel, auch andere Wildtiere fallen den vergifteten Tauben zum Opfer.

Greifvögel sind Bisstöter, sie töten ihre Beute mit einem Genickbiss. Deshalb kommen sie unmittelbar mit dem Gift in Kontakt. Sie „sterben eigentlich unmittelbar, wenige Minuten teilweise, nach dem Kontakt mit dem Gift“, so Greber.

Hohe Dunkelziffer

Vor vier Jahren wurde ein Vorarlberger Taubenzüchter verurteilt, der mittels präparierter Lockvögel etliche Greifvögel am Gebhardsberg in Bregenz getötet hat. Aber auch in jüngster Vergangenheit gab es Vorfälle: In Bregenz ist vor eineinhalb Monaten ein Uhu einem präparierten Lockvogel zum Opfer gefallen. Beide - der Uhu und der Lockvogel - wurden in einem Hausgarten in Bregenz gefunden, eingeschickt und untersucht. Das Ergebnis: Carbofuran-Vergiftung.

Wie viele Greifvögel präparierten Lockvögeln zum Opfer fallen, weiß niemand. Landesveterinär Greber spricht von „vielen vergifteten Greifvögeln“ und geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Eulen- und Falkenliebhaber Gerhard Grätzner sagt, dass die Falkenbrutpaare im Raum Bregenz und Dornbirn seit den 1990er Jahren auffällig stark zurückgehen. Und laut Karl-Heinz Hanny von der Vorarlberger Tierrettung wurde die gesamte Greifvogelpopulation am Gebhardsberg in Bregenz bereits ausgelöscht.

Auch Haustiere betroffen

Auch andere Tiere verenden an dem Gift. In Dornbirn sind heuer zwei Hauskatzen verendet, nachdem sie eine präparierte Taube erbeutet haben. Vom Täter bzw. den Tätern fehlt nach wie vor jede Spur. Die Suche gestaltet sich nämlich schwierig, sagt Greber: Eigentlich könne nur „Kommissar Zufall“ helfen. Unter Umständen finde sich jemand in der informierten Bevölkerung, der die Funde von toten Greifvögeln richtig zuordnen könne - dann wäre eine Überführung schneller möglich, hofft Greber.

Selbst dann wäre es nicht sicher, dass der Täter auch mit Konsequenzen zu rechnen hätte. Es habe schon Hausdurchsuchungen gegeben - wenn aber das Gift nicht gefunden werden könne, reiche die Beweislage vor Gericht einfach nicht aus, so Greber.

Taubzüchter distanzieren sich

Die im Landesverband der Rassekleintierzuchtvereine Vorarlberg organisierten Taubenzüchter distanzieren sich indes von den beschriebenen Praktiken. Ihre Mitglieder würden ihre Tauben fast nur in Volieren halten, wo sie vor Greifvögeln geschützt seien, Freiflug gebe es nur selten. Flugtaubenzüchter seien nicht Mitglieder des Verbands. „Da uns Tier- und Naturschutz am Herzen liegt, wird durch die erwähnte Haltung unserer Rassetauben auf die Greifvögel Rücksicht genommen“, heißt es in einem Statement.