Suizid in Haft: Wenige Fälle in Vorarlberg

Die Zahl der Suizide in Haftanstalten hat sich laut Justizministerium in den vergangenen fünf Jahren halbiert. In Vorarlberg gab es einen Vorfall. Grund sei die verstärkte Suizidprävention, heißt es beim Ministerium.

Gab es 2010 österreichweit noch zwölf Suizide, so waren es laut der Sprecherin des Justizresorts in Wien, Britta Tichy-Martin, im vergangenen Jahr noch sechs Selbsttötungen. Dass die Suizidrate österreichweit deutlich abnimmt, führt sie auf die verstärkte Suizidprävention in den vergangenen Jahren zurück. So würde die intensivere und individuellere Häftlingsbegleitung und die Zusammenarbeit mit anderen verlässlichen Insassen Wirkung zeigen.

Erste 48 Stunden entscheidend

In den Vorarlberger Gefängnissen ereignete sich in den letzten fünf Jahren ein Suizid: Ein Häftling nahm sich 2014 in der Justizanstalt Feldkirch kurz vor seiner Entlassung das Leben. Eine derartige Tat sei jedoch höchst untypisch, sagt Gefängnis-Psychiater Hubert Schneider.

Zur Risikogruppe zählen laut Schneider - er betreut seit 34 Jahren Häftlinge - nämlich vor allem Untersuchungshäftlinge, wegen der besonderen Situation, in der sie sich befinden. Einerseits die Unklarheit, was auf sie zukommt, der plötzliche Abbruch der sozialen Beziehungen, das Alleinsein mit sich selbst und der Druck, unter den sie geraten können. „Darum sind die ersten 48 Stunden sehr entscheidend, wenn man Suizidprävention betrieben will“, so Schneider.

Männer häufiger betroffen

Allgemein sei das Risiko, in Haft einen Suizid zu begehen, sechs bis acht Mal höher als in Freiheit, sagt der Experte. Vielfach seien es Kurzschlussreaktionen. Bei Männern sei das Risiko größer als bei Frauen, außerdem seien Suchtkranke häufiger betroffen, wei der Umgang mit der Sucht zusätzliche Schwierikgkeiten bedeuten würden.

Bei den Betroffenen handle es sich um sehr unterschiedliche Persönlichkeiten: „Es sind Menschen, die psychisch noch nie auffällig waren, die mit dieser Extremsituation einfach nicht zurande kommen, weil sie zum Beispiel das Gefühl haben, jetzt alles im Leben verloren zu haben.“

Selbstbeschädigungen wie Ritzen oder Suizidversuche kommen hingegen deutlich öfter vor, sagt Gefängnispsychiater Schneider: Im Jahr gebe es etwa fünf Selbstmordversuche. Bei Suizidversuchen gebe es öfters eine psychiatrische Vorgeschichte, sie würden öfters untertags und bei Mehrfachbelegung von Gefängniszellen passieren. Es handle sich dabei wahrscheinlich um Hilferufe.

Fortschritte in der Suizidprävention

In den vergangenen Jahren habe sich in Vorarlbergs Gefängnissen bei der Suizidprävention einiges getan, sagt Schneider: „Ich denke, dass sich die Einstellung insgesamt gebessert hat, dass die Beamten sensibler geworden sind für dieses Thema, dass auch damit der Informationsaustausch besser wird und wir damit möglicherweise auch rechtzeitig an diese Menschen herankommen, um ihnen zu helfen.“

Bessere Besuchszeiten, Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung und ein eigener Fernseher in jeder Zelle haben zudem die positive Entwicklung in den Gefängnissen verstärkt.