Flüchtlingsströme durch Vorarlberg nehmen zu

In die Flüchtlingsroute durch das Vorarlberger Rheintal kommt Bewegung. Neben der deutschen Bundespolizei bestätigt auch Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler (ÖVP) eine Zunahme an Migrantenströme, daher werde verstärkt kontrolliert.

Europa bereitet sich auf eine neue Flüchtlingswelle vor. Allein in den vergangenen fünf Tagen kamen mehr als 13.000 neue Bootsflüchtlinge über das Mittelmeer nach Italien - fast alle wollen Richtung Norden. Über welche Routen, ist jedoch noch unklar. Vorarlberg dürfte aber erneut betroffen sein. Im Vorjahr sollen laut Behörden in Chur und Rosenheim Tausende durch das Rheintal illegal nach Deutschland und in die Schweiz gekommen sein. In den vergangenen Monaten habe sich die Situation beruhigt. Jetzt aber kommt die Rheintal-Flüchtlingsroute wieder in Bewegung, wie auch das Land Vorarlberg bestätigt.

Zunahme an illegal über Vorarlberg Reisenden

In der Grenzregion zu Vorarlberg registrierten die Schweizer Behörden im Vorjahr mehr als 7.000 illegal eingereiste Flüchtlinge. Der Großteil davon, wenigstens 5.500, ist laut Markus Kobler, Kommandant der zuständigen Grenzwachtregion 3 in Chur, über die Flüchtlingsroute durch das Vorarlberger Rheintal eingereist, primär mit der Bahn. Mit der Schließung der Balkan-Route und den starken Grenzkontrollen am Brenner habe sich die Situation aber wieder entspannt, derzeit kämen pro Woche bis zu 15 illegale Flüchtlinge über Vorarlberg in die Schweiz. Derzeit rechnet Kobler nicht mit einer Zunahme der Flüchtlingsströme durch Vorarlberg, insbesondere, solange die Balkan-Route gesperrt bleibt. Wobei die Betonung auf „derzeit“ liege.

Vorarlberg-Route als neue Umgehungsroute

Da die Schweiz den Grenzübergang von Italien ins Tessin geschlossen habe, staue sich derzeit der Flüchtlingsstrom in Como. Gleichzeitig kämen, wie die aktuelle Entwicklung zeigt, wieder vermehrt Flüchtlinge über das Mittelmeer nach Italien, und fast alle von ihnen wollen Richtung Norden. Kobler rechnet damit, dass die Flüchtlinge neue Umgehungsrouten zum Brenner finden werden, vielleicht über kleinere Pässe. In dem Fall könnte es auch sein, dass die Bedeutung der Route durch das Vorarlberger Rheintal wieder zunimmt.

Die deutsche Bundespolizei in Rosenheim indes registriert laut Sprecher Rainer Scharf schon heute eine Zunahme von illegal über Vorarlberg eingereisten Flüchtlingen. In der Region Lindau seien es bis zu zehn pro Tag. Die meisten von ihnen würden mit Bussen einreisen, hätten entweder keine oder gefälschte Dokumente bei sich. Gesamtzahlen gibt es laut Scharf zwar keine, so viel wie in der Schweiz dürften es aber nicht gewesen sein. Vorsichtshalber jedoch kontrolliere man nun wieder verstärkt neben der Autobahn auch die Bundes- und Landesstraßen, hierfür seien mehrere mobile Kontrollgruppen unterwegs. Auch der zentrale Kontrollpunkt in Sigmarszell sei personell verstärkt.

Schlepperkriminalität kaum zu spüren

Was die mit den Flüchtlingsströmen einhergehende Schlepperkriminalität anbelangt, so sei bei allen über Vorarlberg illegal nach Deutschland einreisenden Flüchtlingen kaum etwas zu spüren, erklärt Scharf. Ähnlich sei die Situation in der Schweiz, sagt Kobler, allerdings erst seit diesem Jahr. Im Vorjahr habe man 200 Fälle von Schlepperkriminalität registriert. Dabei wurden die Flüchtlinge mit Privatautos oder mit dem Taxi von Vorarlberg in die Schweiz gebracht. Damals stammten die Flüchtlinge aber noch aus dem gebildeten Mittelstand aus Syrien, Afghanistan und dem Irak und hätten ein entsprechendes Vermögen besessen. Heute jedoch sei das Gros der Flüchtlinge mittellos.