Gemeinsame Schule: FPÖ steht hinter Bösch

Nachdem der neue FPÖ-Chef Reinhard Bösch die Gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen ablehnt, erhält er Unterstützung aus seiner Fraktion. Bei ÖVP, SPÖ und Grünen stößt Böschs Kritik hingegen auf Unverständnis.

Im „Vorarlberg heute“-Sommergespräch am Dienstag ließ FPÖ-Landesparteiobmann Reinhard Bösch mit der Aussage aufhorchen, er sei gegen die Gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen. Damit stellt er sich gegen die Linie der freiheitlichen Landtagsfraktion, die sich in den vergangenen Jahren für das neue Schulmodell ausgesprochen hat. Bei den FPÖ-Landtagsabgeordneten stößt die Kritik von Bösch dennoch auf Verständnis.

FPÖ-Landtagsklub reagiert gelassen

Die FPÖ Vorarlberg stehe unverändert zur Gemeinsamen Schule, sagt FPÖ-Klubobmann Daniel Allgäuer. Die Aussagen von FPÖ-Landesparteiobmann Bösch stellen für Allgäuer keinen Widerspruch dar. Für die Freiheitlichen sei es wichtig, dass Kinder Lesen, Rechnen und Schreiben lernen. Dafür brauche es vor allem eine gute Ausbildung der Lehrer und ausreichende Deutsch-Kenntnisse beim Schuleintritt. Auf die Kritik der anderen Parteien reagiert Allgäuer gelassen und verweist darauf, dass innerhalb der ÖVP gleich drei Abgeordnete gegen die Gemeinsame Schule seien.

Waibel: Einstellung unverändert

An der Haltung der FPÖ zur Gemeinsamen Schule werde sich nichts ändern, ist auch Bildungssprecher Christoph Waibel überzeugt. Er verteidigt den FPÖ-Landesparteiobmann. Bösch habe nicht gesagt, dass die FPÖ einen neuen Weg einschlagen wolle - sondern nur, dass man entgegenwirken müsse, wenn die Leistungsansprüche durch die Gemeinsame Schule nach unten nivelliert würden. Diese Meinung vertrete wohl jeder, dem Bildung am Herzen liege, sagt Waibel. Laut Waibel werde die FPÖ bezüglich der Gemeinamen Schule weiterhin alle Entscheidungen mittragen, „die gut sind, egal von welcher Partei die Vorschläge kommen“.

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Diskussion um Gemeinsame Schule

Im Beitrag sehen Sie: Gabriele Sprickler-Falschlunger, SPÖ; Daniel Zadra, Die Grünen; Barbara Schöbi-Fink, ÖVP; Christoph Waibel, FPÖ; Martina Pointner, NEOS

Dass es innerhalb der FPÖ unterschiedliche Meinungen zum neuen Modell gibt, ist laut Familiensprecherin Cornelia Michalke normal. Das sei in jeder Partei so. Sie ist jedoch mit den bisher gesetzten Schritten bezüglich der Gemeinsamen Schule nicht zufrieden. Die Modellregion Vorarlberg hätte schneller umgesetzt werden können. Schuld daran sei vor allem das Bremsen der Bundeskoalition, sagt Michalke.

Scharfe Kritik kommt von ÖVP, SPÖ und Grünen

Wesentlich schärfer fallen hingegen die Reaktionen der anderen Parteien aus. Laut ÖVP-Klubchef Roland Frühstück hätte Bösch mit diesem „lupenreinen Rückwärtssalto“ bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille geholt. Damit katapultiere er die Vorarlberger FPÖ zurück in die bildungspolitische Steinzeit und verlasse den bisherigen Konsens aller Parteien im Land, sagt Frühstück. Zudem sei die inhaltliche Begründung nicht nachvollziehbar. Bösch hätte nur die Test-Ergebnisse der Volksschulen und Mittelschulen betrachtet, jedoch die aktuellen Ergebnisse der Zentralmatura nicht berücksichtigt. Erst dann wäre eine Bewertung des Schulsystems laut Frühstück möglich.

Zadra: Kurswechsel ist Zeichen für Rechtskurs

Laut Grünen-Bildungssprecher Daniel Zadra verliert die FPÖ in dieser Frage damit ihre Handschlagsqualität. Da der FPÖ-Landesparteiobmann die Gemeinsame Schule der 10- bis 14-Jährigen ablehnt, FPÖ-Bildungssprecher Christoph Waibel hingegen dafür ist, stellt sich laut Zadra nun die Frage: „Was gilt nun? Das Wort des Landesparteiobmanns oder das des Landtagsklubs?“ Dieser Kurswechsel ist für Zadra zudem „ein sichtbares Zeichen des Rechtsdrucks der Vorarlberger Freiheitlichen unter dem neuen Obmann“.

SPÖ-Bildungssprecherin Gabriele Sprickler-Falschlunger sagt, Bösch habe mit seinen Äußerungen die rückwärtsgerichteten Bildungsvorstellungen der Bundes-FPÖ nach Vorarlberg importiert. Mit dem eigenständigen Weg, den Böschs Vorgänger Dieter Egger immer hochgehalten habe, sei es damit vorbei.

NEOS zeigt Verständnis

Verständnis zeigt ausschließlich Martina Pointner von NEOS: Sie könne Böschs Sorge nachvollziehen. Die vorliegenden Ergebnisse hätten gezeigt, dass die Schulprobleme in Vorarlberg schon weit früher beginnen würden, nämlich in der Volksschule. Dort müsse man rasch und dringend ansetzen.

„Pro Gymnasium“: Keine Gesamtschul-Versuche mehr

Beim Verein „Pro Gymnasium“ stößt Böschs Kritik auch auf offene Ohren. Obmann Wolfgang Türtscher fordert erneut keine weiteren Gesamtschulversuche in Österreich und setzt sich für geänderte Aufnahmekriterien im Gymnasium und gezielte Frühforderung ein. Außerdem müssen laut Türtscher Lerndefizite bereits im Kindergarten-, Vorschul- und Volksschul-Alter erkannt und behoben werden.

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