Attacke: Täter fühlte sich von Handys bedroht

Bei einer Messerattacke in einem ÖBB-Zug wurden am Dienstag kurz vor Sulz zwei Personen verletzt. Der Täter soll psychische Probleme haben, er habe sich von Handys bedroht gefühlt, heißt es vonseiten der Polizei. Ein religiöses oder politisches Motiv liege nicht vor.

Wie Landpolizeidirektion am Dienstagnachmittag informierte, sei der 60-jährige Deutsche, der am Morgen zwei Zuggäste mit einem Messer attackiert hatte, in seiner Heimat polizeilich bekannt. In Vorarlberg hielt er sich demnach nur unstet auf. Laut deutscher Polizei habe der Mann psychische Probleme - ein Umstand, auf den auch zahlreiche Zettel hinweisen würden, die der Mann zum Tatzeitpunkt bei sich trug.

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Messerattacke in ÖBB-Zug

Im Beitrag sehen Sie: Walter Ganahl, Augenzeuge; Horst Spitzhofer, Polizeisprecher; Adi Rohrer, Einsatzleiter Rotes Kreuz

Laut derzeitigem Ermittlungsstand habe er sich von den Handys der gegenübersitzenden Zuggäste bedroht gefühlt. Bei der Tatwaffe handle es sich um ein 20 Zentimeter langes Outdoor-Messer. Bei seiner Festnahme habe der Mann antifaschistische Parolen von sich gegeben. Zuvor hatten schon Augenzeugen berichtet, der 60-Jährige habe im Zug herumgeschrien, dass er von Neonazis bedroht werde. Ein religiöses oder andere politisches Motiv wird seitens der Polizei ausgeschlossen.

Zwei Verletzte bei Angriff

Der Vorfall ereignete sich gegen 6.35 Uhr. Im Regionalzug der ÖBB von Bludenz nach Bregenz attackierte ein 60-jähriger Deutscher unmittelbar vor der Einfahrt in den Bahnhof Sulz-Röthis zwei Reisende mit einem Messer. Der Mann stach einem gegenübersitzenden 19-jährigen Fahrgast in den Bauch und verletzte ihn auch am Rücken, sagte Polizeipressesprecher Horst Spitzhofer. Anschließend attackierte er einen weiteren 17-jährigen Fahrgast. Der junge Mann wurde dabei am Hals verletzt. Beide Opfer stammen aus Feldkirch.

Täter wurde von Zuggästen aufgehalten

Engagierte Zuggäste konnten den Mann daraufhin überwältigen und festhalten, am Bahnhof Sulz wurde der mutmaßliche Täter dann von der Polizei festgenommen. Der 60-Jährige widersetzte sich erst, die Beamten mussten daraufhin Pfefferspray einsetzen. Ein 22-jähriger Augenzeuge eilte den Beamten zu Hilfe, er erlitt dabei eine leichte Verletzung an der Hand. Die Einsatzkräfte wurden noch während der Zugfahrt vom Lokführer alarmiert.

Die beiden attackierten Opfer mussten von der Rettung ins Landeskrankenhaus Feldkirch eingeliefert werden und wurden dort operiert. Eines der beiden Opfer wurde schwer verletzt, das zweite mittelschwer. Beide befinden sich außer Lebensgefahr. Der leicht verletzte Helfer musste aufgrund seiner Schnittverletzung an der Hand ins Krankenhaus Hohenems gebracht werden.

ÖBB: Video übergeben

Laut ÖBB-Pressesprecher Rene Zumtobel wurden die Videoaufnahmen der Überwachungskamera im Zug bereits der Polizei zur Auswertung übergeben. Es sei einer der Passagiere gewesen, der den Lokführer per Notruftaste alarmiert habe. Dieser habe dann die Einsatzkräfte zu Hilfe gerufen - mehr dazu in ÖBB sieht Sicherheit gewährleistet. Die restlichen Passagiere konnten kurz nach der Tat mit einem Ersatzzug weiterfahren.

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Lingg nimmt Medien in die Pflicht

Der der ehemalige Primar des LKH Rankweil, Dr. Albert Lingg, analysierte am Dienstag in „Vorarlberg heute“ die Messerattacke in einem Regionalzug der ÖBB.

Nachbetreuung durch KIT möglich

Neben dem Roten Kreuz und dem Samariterbund war auch das Kriseninterventionsteam (KIT) mit vier Einsatzkräften an Ort und Stelle und kümmerten sich um die 100 bis 120 Fahrgäste. Das wichtigste bei den Gesprächen sei, so KIT-Leiter Thomas Stubler, dass das Gefühl der Sicherheit wiederhergestellt werde. Auch eine Nachbetreuung sei möglich, hieß es vom KIT. Betroffene können sich jederzeit telefonisch bei der Stelle melden.

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Interview mit KIT-Leiter Thomas Stubler

Treffen der Sicherheitssprecher im Landhaus

Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler traf sich aufgrund der Messerattacke Dienstagvormittag mit den Sicherheitssprechern der Landtagsfraktionen. Gemeinsam wurden sie von Landespolizeidirektor Hans-Peter Ludescher über den aktuellen Stand der Ermittlungen informiert. Schwärzler sprach nach dem Treffen von einem „perfekten Einsatz“ der Sicherheitskräfte. Man müsse alles daransetzen, die Sicherheit im öffentlichen Bereich auszubauen, bei den Zügen sei man dabei auf gutem Weg. Zudem werde künftig die länderübergreifende Zusammenarbeit weiter verstärkt.

Polizei: Kein Zusammenhang mit Bluttat in Salez

Erst am Wochenende war es in Salez in der Schweiz nur wenige Minuten von Vorarlberg entfernt zu einer Brand- und Messerattacke in einem Zug gekommen. Mehrere Opfer wurden dabei teils schwer verletzt. Der Täter und eine 34-jährige Frau kamen bei der Attacke ums Leben - mehr dazu in Bluttat: Zwei Opfer außer Lebensgefahr. Einen Zusammenhang mit dieser Tat schloss die Vorarlberger Exekutive aus.

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