Milchüberschuss bringt Bauern in die Bredouille

Seit der Aufhebung der Milchquote gelten auch für Milchbauern die Gesetze des freien Marktes. Viele versuchen, die fallenden Preise durch eine gesteigerte Produktion auszugleichen - was das Problem zusätzlich verschärft.

In der Sennerei Hittisau wurden bis vor kurzem 5,7 Millionen Liter Milch pro Jahr verarbeitet. Seit Beginn dieses Jahres sind die Milchmengen, die die Bauern abliefern, aber in die Höhe geschnellt, sagt Betriebsleiter Mathias Greber: „Wir haben jetzt heuer, in diesen ersten sieben Monaten, 340.000 Kilo mehr Milch gehabt, das heißt am Tag 1.600 Kilo mehr, und das ist eigentlich bei uns im Betrieb eine brutale Steigerung.“

Bei diesen Mengen sei es gar nicht mehr möglich, die Milch zu verarbeiten, zumal die Käsekeller ohnedies schon voll seien, so Greber. Deswegen habe man in letzter Zeit vier Sattelzüge Milch nach Deutschland verkauft, dafür aber nur mehr einen Spottpreis erhalten.

Übersättigter Käse-Markt

Auch in der Sennerei Huban in Doren ist die Milchmenge gestiegen - innerhalb eines Jahres um rund 15 Prozent, sagt Kassier Manfred Schedler. Man sei ständig auf der Suche nach neuen Märkten, bisher sei es auch gelungen, den Käse dort erfolgreich zu platzieren.

Den rauen Wind am übersättigten Markt bekommen auch kleine Sennereien wie die Dorfsennerei Schlins-Röns zu spüren. Die Milchleistung ist seit Ende der Quote konstant geblieben, sagt Betriebsleiter Thomas Kaufmann, der Verkauf sei aber schwieriger geworden: „Der Markt ist sicher mit Käse gesättigt, aber ich würde ... sagen mit billigem Käse, also mit Industriekäse, aber mit guter Qualität kann man noch punkten.“

Punkten mit Qualität

Bei hochwertigen Produkten sei es tatsächlich gelungen, die Preise zu halten, sagt Otmar Bereuter von der Landwirtschaftskammer Vorarlberg. Die aktuelle Situation sei grundsätzlich eine Phase einer ständigen Auf- und Abwärtsbewegung. Milchproduzenten und Verarbeiter müssten sich künftig aber an den Gesetzen des freien Marktes orientieren.

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