WWF kritisiert Vorarlberger Energiepolitik

Eine Studie der Umweltschutzorganisation WWF lobt das Land Vorarlberg für seine ambitionierten Klimaschutzziele. Kritisiert wird die einseitige Ausrichtung: Notwendig sei ein ausgewogener Energiemix, um die Flüsse zu schützen.

Der WWF (World Wide Fund For Nature) hat die Vereinbarkeit von Energiewende und Gewässerschutz erstmals in einer Studie auf Bundesländerebene untersuchen lassen. Den Beginn machte Vorarlberg. Auf Basis der Energiebilanzen der Statistik Austria wurde ein Szenario einer naturverträglichen Energiewende bis 2050 erstellt und mit der aktuellen Energiepolitik des Bundeslandes verglichen.

Die WWF-Berechnungen belegten, dass in Vorarlberg bis 2050 eine Reduktion des Endenergiebedarfs um 44 Prozent machbar ist. „Das Land hat sich sogar noch höhere Ziele gesetzt“ und sei somit „Vorbild für ganz Österreich“.

Ziel „naturverträglich nicht umsetzbar“

Die Pläne zum Wasserkraftausbau in Vorarlberg könnten laut WWF-Studie allerdings stark zurückgeschraubt werden: Für die Energiewende genüge ein Plus von 75 GWh bis 2050, das aktuelle Ziel des Landes, die Wasserkraftnutzung bis 2050 um 350 GWh zu steigern, „ist naturverträglich nicht umsetzbar“, so Bettina Urbanek, Gewässerpolitik-Expertin beim WWF Österreich.

Bei geänderter Schwerpunktsetzung im Erneuerbaren-Mix sei dies auch gar nicht nötig. So könnten in Vorarlberg 172 Kilometer Fließgewässerstrecken dauerhaft bewahrt werden. Darunter befinden sich beispielsweise Abschnitte der Bregenzer Ache, deren Zubringer Mellenbach, Schmiedebach und Subersach, sowie des Lech-Zubringers Stierlochbach oder der Meng.

Solarenergie als zusätzliche Chance

Allein eine zusätzliche Solarenergie-Nutzung brächte nach WWF-Berechnungen ein realistisches Plus von 951 GWh bei Photovoltaik und von 557 GWh bei Solarthermie. Eine weitere Steigerung der Biomasse-Nutzung habe ein Potenzial von weiteren 448 GWh. Die energetische Verwertung von Abfällen könnte bereits ab 2020 die Nahwärmenetze der Vorarlberger Ballungszentren wesentlich unterstützen.

Schwärzler weist Kritik zuück

Landesrat Erich Schwärzler (ÖVP) weist die WWF-Kritik zurück: Der Ausbau der Wasserkraft sei mit dem Naturschutzforscher Georg Grabherr abgestimmt worden. „Das was der WWF gesagt hat, sind Wünsche, die können sie äußern, das ist auch ihre Aufgabe. Aber der Vorarlberger Weg der Energieautonomie mit diesen ökologischen Grundsätzen, aber auch mit einem klaren ‚Ja‘ zur Nutzung der Wasserkraft, wird konsequent weitergegangen.“

Vorarlberg sei das einzige Bundesland, in dem ökolgisch besonders sensible Bäche geschützt seien, sagt Schwärzler. Zu Gesprächen sei man natürlich immer bereit.