Embryos vertauscht? Vorwürfe gegen Zech

Der bekannte Fortpflanzungsmediziner Herbert Zech aus Bregenz sah sich im Sommer mit schweren Vorwürfen konfrontiert. Im „Spiegel“ gab Zech zu, vor mehr als 20 Jahren einen Embryo vertauscht zu haben. Zechs Anwalt bestritt aber, dass man die Sache vertuschen wollte.

Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ berichtete am 23. Juli 2016 vom Fall der heute 25-jährigen Kristina V., die herausgefunden habe, dass sie nicht bei ihren leiblichen Eltern aufgewachsen ist und nun alles in Bewegung setze, um ihre „wahren“ Eltern zu finden.

Fehler passierte im Juli 1990

Die Geschichte nahm ihren Anfang in Zechs Kinderwunschpraxis in Bregenz. Der Wunsch nach einem Kind brachte Anfang der 1990er Jahre ein Ehepaar, das in der Schweiz lebte, in Zechs Praxis. Im Juli 1990 wurde dort eine In-vitro-Fertilisation (IVF), eine Befruchtung im Reagenzglas, mit dem Samen des Ehemannes durchgeführt.

Doch dann passierte ein Fehler: Mediziner Zech gibt laut „Spiegel“ zu, vor dem Einsetzen des Embryos die Petrischalen verwechselt zu haben. Ohne seine Lesebrille habe er die Aufschrift nicht richtig entziffern können, wird Zech im „Spiegel“ zitiert.

DNA-Abgleich 2014 bringt Gewissheit

Die Geschichte flog erst im Jahr 2014 auf. Damals bekam die junge Schweizerin durch einen DNA-Abgleich mit ihrer Mutter und ihrer Schwester, die ebenfalls im Reagenzglas bei Zech gezeugt wurde, Gewissheit: Sie ist nicht bei ihren leiblichen Eltern aufgewachsen.

Spiegel Vorschau

Spiegel.de

Der Artikel im „Spiegel“

Viele Fragen taten sich auf, Zech wurde mit dem Fall konfrontiert und gab laut „Spiegel“ den Fehler zu. Unklar ist bzw. Zech kann oder will nicht sagen, wer die leiblichen Eltern der jungen Frau sind. Ungewiss ist auch, was mit dem vertauschten Embryo passierte, etwa ob das Kind von einer anderen Frau ausgetragen wurde.

Gentests verliefen negativ

Zechs Rechtsanwalt, der Bludenzer Michael Konzett, sagte dem ORF, man habe alle noch auffindbaren Informationen zusammengetragen und sich bei den möglicherweise betroffenen Paaren - also den potenziellen Eltern von Kristina V. - persönlich dafür eingesetzt, sich den Gentests zu unterziehen. Die gesuchten Elternteile seien aber leider nicht unter den drei getesteten Paaren gewesen.

Wie viele Paare überhaupt als Eltern von Kristina V. infrage kommen, lasse sich nicht genau sagen, weil die Aufzeichnungen dazu nicht mehr vorliegen würden. Die Aufbewahrungsfrist sei nämlich abgelaufen. Sehr viele Möglichkeiten gebe es aber nicht.

Konzett: „Es wurde nie ein Schweigegeld geboten“

Dass man Kristina V. Schweigegeld geboten habe, wie im „Spiegel“ zu lesen ist, bestritt Konzett: "Es wurde der Betroffenen nie ein Schweigegeld geboten, sondern die Beträge, die hier auch im ‚Spiegel‘-Artikel kursieren, haben einen völlig anderen Hintergrund.“ Laut dem Nachrichtenmagazin hat man 300.000 Euro geboten, die Summe dann aber auf 500.000 Euro aufgestockt.

Gemeinsamen Aufruf

Das Geld sei als Unterstützung vorgesehen gewesen, wenn man eine gemeinsame Vorgehensweise gefunden hätte, sagte Konzett dem ORF. Man habe nämlich den gemeinsamen Gang an die Öffentlichkeit geplant, um nach den Eltern der Betroffenen zu suchen. Gemeinsam habe man das machen wollen, „um dem Aufruf möglichst viel Gewicht zu verleihen“.

Über die eigenmächtige Vorgehensweise von Christina V. zeigte er sich verwundert: „Aus Gründen, die ich leider nicht kenne, ist die Dame von dieser Absprache abgegangen, hat ohne Vorankündigung einseitig die Medien informiert und diese Möglichkeit uns leider genommen.“

„Offen alles eingestanden“

Auch dass man die Sache vertuschen habe wollen, bestritt Konzett: „Wenn wir die Sache hätten vertuschen wollen, wären wir nicht an die Paare herangetreten, hätten sie auch nicht bekanntgegeben, hätten nicht den Sachverhalt diesen gegenüber offengelegt, die das an jeden Dritten jederzeit weitererzählen können. Wir haben hier gar nichts gescheut, sondern offen den Paaren alles eingestanden.“

Führender Experte in Europa

Zech ist einer der führenden Experten in Sachen IVF in Europa. Er wirbt damit, dass er bereits 30.000-mal Wegbereiter zum Familienglück gewesen sei. Das Unternehmen floriert. Er beschäftigt über 120 Mitarbeiter und hat Filialen in verschiedenen Ländern wie zum Beispiel Tschechien, Italien, Liechtenstein und der Schweiz.

Mehr Schwangerschaften durch IVF

Im Jahr 2015 nahmen in Österreich laut dem Wiener Spezialisten Andreas Obruca 6.153 Paare die Hilfe von Fertilitätszentren in Anspruch. Das waren um 15 Prozent mehr als 2014 - mehr dazu in Mehr Schwangerschaften durch IVF (oesterreich.ORF.at; 20.7.2016).

Link: