Jugendliche auf Opern-Entdeckungsreise

Tausende Jugendliche haben sich auch heuer wieder bei der „crossculture night“ auf Entdeckungsreise in Sachen Oper gemacht. „Wir möchten den jungen Leuten zeigen, dass Oper auch für sie spannend sein kann“, sagt Nina Wolf, Leiterin des Jugendprogramms der Bregenzer Festspiele.

„Es wollen immer alle mit“

Schon seit Jahrzehnten wird die Jugend aktiv ins Festspielgeschehen mit einbezogen: 1998 fand die erste „crossculture night“ für 14- bis 26-Jährige statt, schon 1983 das erste „Fest des Kindes“, eine kreative Festspielwoche für Kinder im Volks- und Hauptschulalter.

Das Interesse am Jugendprogramm ist ungebrochen groß. Jedes Jahr sind tausende Jugendliche bei der „crossculture night“ mit dabei - 5.500 Karten wurden heuer aufgelegt, erklärt Wolf. Unter den Besuchern sind neben jungen Vorarlbergern jedes Jahr auch viele Gruppen und Schulen, vor allem aus Deutschland. „Wir sind quasi Stammgäste“, so ein deutscher Lehrer, der mit seinen Schülern heuer schon zum achten Mal dabei war. „Die Begeisterung ist jedes Jahr riesig, es wollen immer alle mit.“

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Jugendliche auf der Bühne, auf der abends die Opernsänger stehen

Live dabei bei der Hauptprobe

Höhepunkt jeder „crossculture night“: Die Jugendlichen sind jedes Jahr die Ersten, die abends die Aufführung auf dem See sehen. Wenn man sich am Samstag in Bregenz unter den Besuchern umhörte, war die Opernaufführung auch das, worauf sich viele am meisten freuten: „Wir sind extra dafür hergefahren - das wird sicher schön!“, meinte ein deutsches Mädchen, und ein Bursche ergänzte: „Ich war vor zwei Jahren schon hier, es war spektakulär. Das ist schon eine tolle Gelegenheit.“

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Auf zur Führung auf der Seebühne

Die Bühne bestaunen - von allen Seiten

Sehr beliebt unter den jungen Leuten waren aber auch die Führungen, bei denen sie einiges über die aktuelle Opernproduktion, die Festspiele allgemein und die Bühne erfuhren - und auf dieser dann sogar auch selbst stehen durften. „Ich fand interessant, wie groß die Bühne ist und wie das alles gemacht wird, dass das so viel Arbeit ist“, zeigte sich eine junge Besucherin beeindruckt. Auf ihre eigene Art näherte sich eine Gruppe Burschen dem Thema Seebühne: „Wir fahren jetzt erst mal mit dem Tretboot raus und schauen, wie spektakulär die Bühne von außen aussieht.“

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Gnade kannte Turandot - im grünen Rock - auch beim Opernworkshop keine.

Basteln, tanzen, singen

„Wir möchten den Jugendlichen auch zeigen, dass Oper verschiedene Aspekte hat - sie besteht natürlich aus Gesang, aber nicht nur. Auch viele andere sind neben den Sängern am gelungenen Gesamtbild beteiligt“, erklärt Nina Wolf.

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Eine selbstgebastelte Gipsmaske wird mit dem Fön getrocknet.

Und so zeigten bei der diesjährigen „crossculture night“ an der aktuellen „Turandot“-Aufführung mitwirkende Akrobaten, wie auf der Bühne gekämpft wird. Die „Turandot“-Choreographin studierte mit einer Gruppe den Bändertanz aus der Oper ein, im Opernworkshop spielten Kleingruppen in selbstgewählten Verkleidungen die Oper auf der Bühne nach - was natürlich nicht ohne einiges Gelächter abgehen konnte, aber doch jedem die Gelegenheit bot, sich selbst in die Rolle der Darsteller zu versetzen. Und gesungen wurde natürlich auch.

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Audio: „Nessun dorma“ als Ergebnis eines Gesangsworkshops mit Birgit Giselbrecht-Plankel.

In der „crossculture week“, der Woche vor der „crossculture night“, hatten junge Musiker miteinander geprobt - ihr großer Auftritt war am frühen Abend: Auf der Bühne vor dem Festspielhaus präsentierten sie vor zahlreichem Publikum das Ergebnis ihrer Arbeit.

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Eine Band aus der „crossculture week“

Eigene App führte durch den Tag

Neu war dieses Mal eine eigene App für die „crossculture night“. Matthias Lerchenmüller, René Zumtobel und Daniel Gmeiner, Maturanten an der Bregenzer Handelsakademie für Wirtschaftsinformatik, haben als Maturaprojekt ein ganzes Jahr lang neben der Schule an der Smartphone-Anwendung getüftelt - tausende Stunden haben sie investiert. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Die App half den Besuchern nicht nur, sich auf dem Festspielgelände und im aktuellen Programm zurechtzufinden, sie bot auch ein 3D-Modell der Bühne, Infos zum Inhalt der Oper, zu den Darstellern und zu den Kostümen.

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Die App zur „crossculture night“

Zudem bot die App eine Fahrplanauskunft, einen Stadtplan mit Restaurants, Freizeitangeboten und WLANs in Bregenz - und Notruf-Buttons. „Wir haben letztes Jahr mitgekriegt, dass ein Teilnehmer die Rettung brauchte, und dachten uns, dass solche Angebote gerade für die ausländischen Gäste im Notfall hilfreich wären“, erzählt Matthias Lerchenmüller.

„Am Abend wimmelt es dann nur so“

Bis auf die Führungen und Opernworkshops konnten die Besucher an allen Workshops spontan teilnehmen, jeder konnte kommen und gehen, wann er wollte. „Das unterstreicht für uns auch den Festivalcharakter der Veranstaltung - und am Abend, vor der Opernaufführung, wimmelt es dann nur so von Jugendlichen“, freute sich Wolf schon vorab auf die Vorstellung am Abend.

Elisabeth Gut, vorarlberg.ORF.at

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