Vorarlberger Freiheitliche vor Obmann-Wechsel

Am Freitag wird der Wechsel an der Spitze der Vorarlberger FPÖ vollzogen. Die Führung der Landespartei übernimmt der 59-jährige Dornbirner Reinhard Bösch. In der Vergangenheit fiel er mit markigen Sprüchen auf, jetzt will er pragmatische Politik betreiben.

Der Historiker und gelernte Bibliothekar Reinhard Bösch blickt bereits auf eine lange politische Karriere zurück: Vom Landtag schaffte er 1994 den Sprung nach Wien. Seine erste Station war der Bundesrat. Schon dort fiel er durch markige Sprüche auf. „Die ÖVP will Jungfrau bleiben und schwanger werden“, warf er den Kollegen von der Volkspartei einmal an den Kopf.

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Reinhard Bösch im Porträt

Der 59-jährige Dornbirner Reinhard Bösch soll am Freitag neuer Parteiobmann der FPÖ werden.

Ende der 1990er-Jahre wurde Bösch in den Nationalrat gewählt und wurde Mitglied im EU-Konvent. Als es 2005 zur Spaltung zwischen FPÖ und BZÖ kam, blieb Bösch den Blauen treu. In einem Interview sagte er damals: „Wenn es nicht gelingt, diese Lager zu vereinen und die Kräfte zu bündeln, dann wird dieses Lager scheitern und wir werden in diesem Land politisch keine Rolle mehr spielen.“

Strache-Anhänger der ersten Stunde

Auf einem turbulenten Parteitag sagten sich die Vorarlberger Freiheitlichen von der Bundespartei los. Reinhard Bösch war einer der wenigen, die zu Parteiobmann Strache hielten. Die Folge war ein Zerwürfnis mit Landesparteiobmann Dieter Egger. Bösch wurde daraufhin nicht mehr für den Nationalrat nominiert, obwohl die Ländle-Blauen damals längst wieder in den Schoß der Bundespartei zurückgekehrt waren.

2013 erfolgte die Versöhnung und das Comeback im Parlament. Als Wehrsprecher seiner Partei und Miliz-Oberst kritisierte er die Sparpläne beim Bundesheer.

Bösch kündigte „pragmatische Politik“ an

Ideologisch steht Bösch am rechten Rand der Partei. Er gehört der Burschenschaft Teutonia an und vertritt in der Flüchtlingsfrage eine restriktive Haltung. „So lange unsere Bundesregierung nur mit Obergrenzen arbeitet und nicht mit dem Schließen der Grenzen“, sagte er einmal, „ist das eine Aufforderung an sämtliche Schlepperorganisationen, ihre Arbeit intensiv weiter fortzusetzen.“

Jetzt muss Reinhard Bösch beweisen, dass er die Vorarlberger FPÖ zu ähnlichen Wahlerfolgen führen kann wie sein Vorgänger Dieter Egger, der seit 2004 Obmann der Freiheitlichen war. Schon bei seiner Präsentation im Mai machte Bösch klar, in welche Richtung er die FPÖ führen will: Es gehe darum, pragmatische Politik zu betreiben und Alternativen zur schwarz-grünen Landesregierung anzubieten - mehr dazu in Bösch wird neuer FPÖ-Landesparteiobmann.

Egger geht - aber nicht ganz

Beim Landesparteitag am Freitag im Löwensaal in Hohenems sind 167 Delegierte stimmberechtigt. Ob Bundesparteichef Heinz-Christian Strache anreisen wird, ist bislang ungewiss. Noch-Parteiobmann Dieter Egger will sich zwar auf Hohenems konzentrieren, wo er seit Dezember 2015 als Bürgermeister fungiert. Dennoch soll er auch in Zukunft eine entscheidende Rolle in der Landespartei spielen - an der Seite von Bösch und Klubobmann Daniel Allgäuer.