Lob und Tadel für neue Ausbildungspflicht

Am Dienstag hat der Ministerrat die neue Ausbildungspflicht bis 18 Jahre beschlossen. Damit will man Schulabbrecher, sozial Schwache oder Jugendliche mit Defiziten zu einer Ausbildung mit Abschluss bringen. Bei einer Fachtagung in Götzis gab es am Mittwoch Lob und Kritik.

Bei der Fachtagung am Mittwoch in Ambach in Götzis trafen die betroffenen Stellen und Institutionen im Land aufeinander. Lob kam dabei von Stefan Koch, dem Geschäftsführer von Integra. Studien würden davon ausgehen, dass es den Staat 1,8 bis zwei Millionen Euro kostet, wenn eine Person am Arbeitsplatz nicht Fuß fassen könne. Das betreffe die Transferleistungen ebenso wie die Folgekosten, etwa die höheren Gesundheitskosten.

Meldesystem für Jugendliche

Insgesamt 57 Millionen Euro sollen im Endausbau österreichweit für die neue Ausbildungspflicht in die Hand genommen werden. Was die Ausbildungspflicht genau bedeutet, erläuterte Sonja Schmöckel vom Sozialministerium. Zunächst werde mit Unterstützung der Statistik Austria ein Meldesystem installiert. Dort werde festgehalten, welcher Jugendliche seine Ausbildungspflicht nicht erfülle. Diese Jugendlichen würden dann angeschrieben und ein Unterstützungsangebot erhalten.

Ausbildungspflicht - Befürwortung und Kritik

Das neue Ausbildungspflichtgesetz bis 18 Jahre soll Schulabbrecher, hängen Gebliebene oder junge Menschen mit Sprachdefiziten einer Ausbildung mit Abschluss zuführen.

Die Ausbildungsmaßnahmen, die angeboten werden, sind laut Schmöckel vielgestaltig: Sie reichen von der Schule über die Lehre bzw. überbetriebliche Lehre bis hin zu niederschwelligen Angeboten.

Bedenken bei Sozialarbeitern

Bedenken gab es bei einigen Sozialarbeitern. Sie sind für Jugendliche oft Vertrauenspersonen. Die Jugendlichen würden freiwillig zu ihr kommen, sagte etwa Christa Rhomberg, Jugendcoach bei der Firma „dafür“. Mit der Ausbildungspflicht müsste sie die jungen Leute dann melden und damit in weiterer Folge bestrafen. Politisch mehr Mut hätte sich die Offene Jugendarbeit Dornbirn gewünscht: Junge Flüchtlinge ohne Begleitung sollen nämlich nicht in die Ausbildungspflicht fallen.

Studiogast Christa Schweinberger

Christa Schweinberger vom AMS im „Vorarlberg heute“-Studiogespräch.

Schweinberger: „An Plätzen mangelt es nicht“

Positiv bewertet wurde die Ausbildungspflicht auch von Christa Schweinberger vom Arbeitsmarkservice Vorarlberg. Im „Vorarlberg heute“-Studiogespräch sprach sie von einem "richtigen Schritt in die richtige Richtung“. Beim AMS habe man die Erfahrung gemacht, dass Jugendliche, die einen schlechten Start ins Berufsleben erwischen, später schwerer zu integrieren seien. Von derzeit 200 Jugendlichen, die in Vorarlberg auf Jobsuche seien, hätten 60 Prozent keine Ausbildung.

Schweinberger stellte aber auch klar, dass man mit der Ausbildungspflicht nicht Ausbildungs-Defizite aus dem Schulsystem ausgleichen könne. Hier wäre mitunter eine Verlängerung der Schulpflicht oder ein zielgerichteter Förderunterricht sinnvoll, so Schweinberger. Und: Wer eine Ausbildung machen wolle, bekomme auch einen Ausbildungsplatz. „An Plätzen mangelt es nicht", sagte die Exptertin.