Kinderbetreuung soll billiger werden

Ab Herbst gilt in Vorarlberg ein neues Tarifmodell für die Kinderbetreuung. Es soll die Kinderbetreuung insgesamt billiger machen und hauptsächlich Familien mit niedrigem Einkommen entlasten.

Zur Realisierung dieses Ziels investiert die Landesregierung heuer insgesamt mehr als 57 Millionen Euro in die Kinderbetreuung. 40 Millionen investieren die Gemeinden. Das sind neun Prozent mehr als im Vorjahr.

Mehrkindfamilien sollen profitieren

Alleinerziehende und Mehrkindfamilien sollen von dem neuen Tarifmodell profitieren, sagte Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) am Donnerstag im Rahmen einer Pressekonferenz. Gerade in diesen Gruppen sei die Armutsgefährdung doppelt so hoch wie im Durchschnitt. Sie liege bei 31 Prozent. Es sei davon ausgehen, dass derzeit 2.500 bis 3.000 Kinder unter drei Jahren davon betroffen sind.

Ab Herbst gelten in der Kinderbetreuung vier Tarifstufen. 25 Stunden Betreuung kosten im ermäßigten Tarif beispielsweise 20 Euro pro Monat. Die aktuellen Elternbeiträge liegen bei 30 bis 325 Euro.

Normaltarif in Kindergärten ab 2017/18

Auch Kindergartenplätze sollen künftig für sozial Schwache günstiger werden, so Bildungslandesrätin Bernadette Mennel (ÖVP). Für Dreijährige gibt es auch hier den ermäßigten Tarif für monatlich 20 Euro. Zudem sei im Kindergartenjahr 2017/18 vorgesehen, dass ein Normaltarif in allen Gemeinden eingeführt werde, so Mennel. Dieser liege bei 35 Euro für eine Halbtagsbetreuung.

Steigende Nachfrage erwartet

Die niedrigeren Preise sollen laut Wiesflecker aber nicht an den Betreuungseinrichtungen hängen bleiben. Dafür komme das Land mit insgesamt 1,8 Millionen Euro (1,4 Mio. Euro für Kinderbetreuung, 400.000 Euro für Kindergärten) auf. Das neue Tarifmodell werde für eine höhere Nachfrage sorgen, meint Mennel. Deshalb müsste auch das Angebot erhöht werden.

SPÖ-Kritik: „Nicht Fisch, nicht Fleisch“

SPÖ-Clubobmann Michael Ritsch glaubt, dass neue Modell werde nur geringe Entlastung in großen Teilbereichen bringen. Die elternbeitragsfreie Kinderbetreuung bleibe das Ziel. Die vergünstigten Kindergartentarife würden ausschließlich für Bezieherinnen und Bezieher der Mindestsicherung und der Wohnbeihilfe gelten. Außerdem sei die Vergünstigung ein ziemlicher Witz, wenn man bedenke, dass gegenüber dem Normaltarif nur wenige Euro pro Monat bei halbtägiger Betreuung gespart werden, so Ritsch.

Auch die aufgezeigten Berechnungsmodelle der Vorarlberger Landesregierung seien Idealvorstellungen. Jedenfalls taugten sie nicht dafür, dass eine alleinerziehende Person eine Arbeit aufnehmen und sich dabei noch die Kinderbetreuung leisten könne. "Eine Alleinerziehende mit knapp über 1.600 Euro Nettoeinkommen müsse immer noch 75 Prozent des Tarifs des Trägers berappen. um ihr Kind unterzubringen. Ritsch spricht beim neuen Modell von Kosmetik, weil lediglich 1,8 Millionen Euro in die Hand genommen werden und die Verwaltung zusätzlich aufgebläht werde.

Freiheitliche unterstützten neues Modell

Die freiheitliche Familiensprecherin Cornelia Michalke begrüßte das neue Modell ausdrücklich: „Wir haben uns immer wieder für eine soziale Staffelung der Tarife eingesetzt. Mit dem ... präsentierten Modell wurde ein wichtiger Schritt in diese Richtung gesetzt.

Ebenfalls positiv sieht Michalke den Gewinn für Alleinerziehende und Mehrkindfamilien. Einen Ausbau der Betreuung, der sich am Bedarf orientiert, hält Michalke für notwendig. Frauen, die sich dafür entscheiden, ihr Kind – gerade in den ersten Lebensjahren – zu Hause zu betreuen und Frauen, die versuchen, Beruf und Familie zu verbinden dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden. „Jedes Lebensmodell muss seinen Platz haben“.