Diskussion um Sozialpartnerschaft
Die Spitze der neuen Bundesregierung hat am Wochenende mit Kritik an der Sozialpartnerschaft aufhorchen lassen - mehr dazu in Mitterlehner macht Druck, SPÖ bremst. Mitterlehner verlangte etwa eine komplette Umorientierung auf das, was Österreich brauche und nicht, was die jeweilige Klientel gerade brauche. In Vorarlberg stößt diese Aussage auf unterschiedlichste Reaktionen.
ÖGB: Zu viele Spitzengewerkschafter
Gar nicht so unrecht habe der Vizekanzler mit seiner Ansicht, meint etwa Vorarlbergs ÖGB-Chef Norbert Loacker. Auch in Vorarlberg sei die Sozialpartnerschaft zu Sausgruber-Zeiten eine andere gewesen. Zu viele Spitzengewerkschafter seien zu sehr mit sich selbst und ihrem Apparat beschäftigt, sodass sie die vergäßen, die sie eigentlich vertreten sollten, so Loacker. Allerdings sollte man seiner Ansicht nach in Österreich auch mehr über Dinge regen, die möglich seien und nicht hundert Gründe finden, warum es vielleicht nicht funktionieren könnte.
AK: Vorwurf nur Scheinangriff
Anders sieht das Hubert Hämmerle, Präsident der Arbeiterkammer (AK) Vorarlberg: Der Vorwurf der Klientelpolitik sei nur ein Scheinangriff, um von den eigenen Schwächen abzulenken. Die Sozialpartnerschaft habe immer wieder ergebnisorientierte Vorschläge gemacht.
Landwirtschaftskammer: Über Details diskutieren
Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger meint, die Sozialpartnerschaft habe in der Vergangeneheit Großes geleistet und zu vielen Interessensausgleichen geführt. Über Details könne man aber immer diskutieren und auch das eine oder andere Mal über seinen Schatten springen.
IV: Wirtschaft weiter brignen
Martin Ohneberg, Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Vorarlberg, wäre generell für eine Weiterentwicklung in Richtung Wirtschaftspartnerschaft. Man sollte Arbeitgeber- und Arbeitnehmerinteressen nicht mehr gesondert betrachten, sondern die Wirtschaft als Ganzes weiterbringen, so Ohneberg.
Wirtschaftskammerdirektor Helmut Steurer meint dazu, die Sozialpartner hätten sich auch in der Vergangenheit immer wieder angepasst. Wenn die Politik es schaffe, sich weiterzuentwickeln, würden sich auch die Sozialpartner einem kritischen Dialog nicht entgegenstellen.
Links:
- Oberhauser und Stöger verteidigen Sozialpartnerschaft (news.ORF.at, 31.5.2016)
- IV-Präsident: Sozialpartnerschaft „hat sich überlebt“ (news.ORF.at, 30.5.2016)
- Hämmerle: Beibehalten der Sozialpartnerschaft (vorarlberg.ORF.at, 18.5.2016)