TBC: Jäger sehen sich als Sündenbock

Die Vorarlberger Jäger fühlen sich im Kampf gegen das Rinder-TBC alleine gelassen. Die Landwirtschaftskammer sieht das anders. Bei der Vollversammlung der Jäger wurden auch erstmals Zahlen zu ihrer Leistung präsentiert: Ihre Arbeit sei 6 Mio. Euro im Jahr wert.

Bereits im Vorfeld der Versammlung in Kennelbach hatte Landesjägermeister Reinhard Metzler ein neues Positionspapier zur TBC-Thematik vorgelegt. Aus seiner Sicht werde den Jägern zu Unrecht die Schuld an den Rinder-Erkrankungen gegeben. Die Jäger würden allein gelassen, ist Metzler entrüstet: In dem vom Land vorgegebenen Maßnahmenkatalog würden Maßnahmen von Landwirten und Älplern fehlen.

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Geladene Stimmung bei Jägern

Im Beitrag von Martina Köberle, Holger Weitze und Christina Lachner sehen Sie Reinhard Metzler, Manfred Vonbank und Annette Nigsch.

„Der Jagd den Dolchstoß verpassen“

Die Jäger könnten die Sache aber nicht alleine bewältigen. Von der Alp- oder Landwirtschaft käme aber niemand mit Vorschlägen auf sie zu, was diese für einen Beitrag leisten könnten. es heiße nur, erlegt ihr euer Rotwild, schießt es nieder, ihr könnt es ja nicht, ihr seid ja nicht fähig, beklagt Metzler: Das sei der Dialog, der von Seiten der Landwirtschaft geführt werde.

Den Jägern werde damit der schwarze Peter zugeschoben. Man übernehme Mitverantwortung, sagt Metzler, aber nicht die Schuld. Jetzt müssten die anderen einmal Vorschläge machen - die Jäger würden mittlerweile nämlich den Eindruck gewinnen, dass man der Jagd jetzt mit dem Tuberkulosethema an den Kragen wolle und damit Ziele erreichen, die man über Jahrzehnte nicht erreicht habe, nämlich der Jagd den „Dolchstoß“ geben.

Moosbrugger weist Kritik zurück

Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger weist die Kritik zurück. Gegenseitige Vorwürfe würden nicht weiterhelfen. Die Landwirte würden ihren Teil zur Bekämpfung von TBC etwa durch die großangelegten Untersuchungen leisten. Er sei an einer sachlichen Auseinandersetzung mit dem Thema interessiert, und er sei völlig offen, über zusätzliche Maßnahmen zu diskutieren.

Landesveterinär Norbert Greber glaubt nicht, dass der Alpwirtschaftsverein bei der aktuellen Gegenposition der Jäger mitmachen werde.

Expertin: Situation hat sich verbessert

Dabei habe sich die Situation derzeit verbessert, sagt Annette Nigsch vom Schweizer Bundesamt für Veterinärwesen, die die Jäger als Expertin herangezogen haben. Es gebe keine oder wenig Ausbreitung der Krankheit, die Lage verschlechtere sich nicht weiter. Im Silbertal und im Klostertal könne man gar schon vorsichtig von einer positiven Entwicklung sprechen.

Auch der Bludenzer Bezirksjägermeister Manfred Vonbank ist optimistisch. 95 Prozent der zuletzt erlegten Tiere waren gesund. Seit Februar seien in den Kern-und Randgebieten 150 Stück Rotwild geschossen worden - 20 Prozent der Forderung. Man sei damit gut dran, aber es seien noch massive Anstrengungen nötig. Jetzt gelte es - so die Jäger - das Vertrauen weiter auszubauen und einen offenen Dialog zu führen.

Jäger ziehen erstmas Bilanz in Zahlen

Anlässlich ihrer Vollversammlung betrieben die Jäger auch Imagepflege und machten erstmals ihre Leistungsbilanz öffentlich. Mit vielen Zahlen will Metzler die Leistung seines Standes verdeutlichen: 200.000 Stunden leisten demnach die Jäger im Land ehrenamtlich oder privat finanziert. Das entspricht - so Reinhard Metzler - einem Gegenwert von sechs Millionen Euro. Überhaupt gehe es bei der Jagd durch die 2.500 Personen im Land, die eine Jagkarte besitzen, um sehr viel Geld.

Die Jäger, so Metzler, investieren einen Großteil ihrer Zeit beispielsweise in die Reduktion des Raubwildes, wie Füchse, Marder oder Dachse. Sie helfen aber auch bei tausend Wildunfällen im Jahr. Und sie versorgen Vorarlberg mit 170.000 Kilogramm regionalem und gesundem Wildfleisch.