Ritsch zweifelt an Faymann als Spitzenkandidat

Nach der verlorenen Bundespräsidentenwahl wird der Unmut in der SPÖ von Tag zu Tag größer. Der kommende Montag scheint damit zum Tag der Entscheidung zu werden. Für SPÖ-Chef Ritsch ist klar: Faule Kompromisse sind fehl am Platz.

Am Montag tritt der Bundesparteivorstand der SPÖ erneut zusammen, um die Lage der Sozialdemokratie zu beraten. Die SPÖ müsse Neuwahlen ermöglichen und klar sagen, was sie für eine Koalition anstrebe, sagt SPÖ-Landesobmann Michael Ritsch. Die Koalition auf Bundesebene sei nämlich gescheitert - mehr dazu in: SPÖ-Chef Ritsch rechnet mit Neuwahlen.

Ritsch fordert Neuwahlen

Jede Krise berge auch eine Chance, so Ritsch im ORF Radio Vorarlberg-Interview über die derzeitige politische Situation in Österreich. Neuwahlen würden die Bevölkerung vor die Entscheidung stellen, ob sie die nächsten Jahre von den Rechten regiert werden wolle, oder ob eine starke SPÖ ohne große Koalition weiterhin an der Spitze bleiben solle. Laut Ritsch wären die Neuwahlen bereits im Herbst sinnvoll, spätestens sollten sie im Frühjahr 2017 stattfinden.

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SPÖ-Chef Michael Ritsch im Interview mit ORF-Redakteur David Breznik.

Neuwahlen bedeuten Richtungsentscheidung

Die Neuwahlen würden für Österreich eine grundlegende Richtungsentscheidung darstellen. Das müsse auch so kommuniziert werden, sagt Ritsch. Für ihn ist klar, dass es entweder in Richtung FPÖ-ÖVP oder SPÖ-Grüne oder SPÖ-Grüne-NEOS gehe. Ritsch hält es für sinnvoll, wenn die Parteien schon vor der Wahl klarstellen müssten, mit wem sie zusammenarbeiten würden und mit wem nicht. So könnte sich die SPÖ klar gegen eine Koalition mit der ÖVP aussprechen. Für extrem schwierig hält Ritsch auch eine gemeinsame Koalition mit der Strache-FPÖ. Das könne er sich nicht vorstellen.

Zukunft von Bundeskanzler Faymann für Ritsch offen

Ob Bundeskanzler Werner Faymann bei der SPÖ an der Spitze bleiben sollte, lässt Ritsch derzeit offen. Ihm persönlich habe aber die Situation beim Mai-Aufmarsch am 1. Mai in Wien zu denken gegeben. Wenn 10.000 Leute pfeifen, müsse man sich fragen, wie man in eine Wahl-Auseinandersetzung gehe, so Ritsch. Die Zukunft von Faymann müsse intern besprochen werden, und auch, ob er dazu bereit wäre, neue Wege einzuschlagen. Denn ohne sei es nicht mehr möglich. Laut Ritsch hätte es derzeit wohl auch ein neuer Spitzenkandidat schwer.

Bundesweit: Länder gespalten

Der Riss in der SPÖ zieht sich auch durch die Landesorganisationen. Während sich Ritsch klar gegen die derzeitige Koalition äußert und den jetzigen Bundeskanzler infrage stellt, halten sich seine Genossen in anderen Bundesländern mit Kritik zurück - mehr dazu in: SPÖ: Länder gespalten.