Streit um Physio-Tarife: Gewerkschaft verwundert

Die Gewerkschaft stellt sich im Streit um Geld für Physiotherapeuten auf die Seite der Krankenkasse. Der Kollektivvertrag gelte bereits seit zehn Jahren. Der Verband Physio Austria habe die Therapeuten schlichtweg falsch beraten.

Die von der Gebietskrankenkasse angebotene Tarifsteigerung um sechs Prozent sollten die Pyhsiotherapeuten annehmen, rät Berhard Heinzle von der Gewerkschaft für Privatangestellte. Er sei verwundert, dass der neue Kollektivvertrag und die Gebietskrankenkasse Schuld sein sollen an dem finanziellen Debakel der Physiotherapeuten. Schließlich gelte der „neue“ Kollektivvertrag bereits seit Jahren, so Heinzle.

Therapeuten warnen vor Zweiklassenmedizin

In einer Pressekonferenz haben die Pyhsiotherapeuten am Dienstag vor einer bevorstehenden Zweiklassenmedizin gewarnt. Durch den neuen Kollekivvertrag, den sie nun umsetzen müssen, wurden in Vorarlberg bereits einige Verträge mit der VGKK gekündigt. Und auch die Patienten würden künftig für ihre Behandlungen mehr bezahlen müssen.

Die Hälfte will Kassenvertrag kündigen

In Vorarlberg gibt es derzeit 27 Kassenpraxen von Vertragsphysiotherapeuten. Etwa die Hälfte davon möchte den Kassenvertrag aufgrund des neu geltenden Kollektivvertrags kündigen oder hat dies bereits getan, sagt Martin Steiner, Vorsitzender des Landesverbands der Vorarlberger Physiotherapeuten.

Die Vorarlberger Gebietskrankenkasse habe in einem Schreiben alle Vertragspartner aufgefordert, den neuen Kollektivvertrag anzuwenden, so Steiner. Gleichzeitig sei die VGKK aber nicht bereit, die Tarife so anzupassen, dass Mitarbeiter unter diesen Rahmenbedingungen von den Physiotherapeuten beschäftigt werden können.

Therapeuten fordern Tariferhöhung von VGKK

35 Mitarbeiter waren bisher in den Kassenpraxen angestellt. Einige hätte man bereits kündigen müssen, so Steiner. Die Kosten seien einfach zu hoch. Die Physiotherapeuten fordern von der VGKK daher eine Tariferhöhung von rund fünf Euro. Die VGKK bietet die Hälfte davon, ein Plus von sechs Prozent gegenüber dem aktuellen Tarif. Laut VGKK-Obmann Manfred Brunner könne die VGKK nicht mehr übernehmen. Die sechs Prozent würden bereits eine Million Euro ausmachen.

Werde die Forderung nicht erfüllt, werde es weitere Kündigungen von Kassenverträgen geben, so Steiner. Daran führe kein Weg vorbei. Zudem würde es in Zukunft weiter weniger Physiotherapiemöglichkeiten geben und die Qualität würde darunter leiden. Das würde dann zu einer Zweiklassenmedizin führen, meint Steiner. Der zuständige Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (ÖVP) sieht diese Gefahr derzeit nicht. Er möchte sich daher auch nicht in die Verhandlungen einmischen.