Vorarlberg: Hofer triumphiert, Debakel für ÖVP

Der große Sieger der Bundespräsidentenwahl heißt auch in Vorarlberg Norbert Hofer. Der FPÖ-Kandidat erhielt 31,3 Prozent der Stimmen. Ein historisches Debakel setzte es für die ÖVP: 10,6 Prozent für Andreas Khol bedeuten das schlechteste Wahlergebnis eines VP-Kandidaten in Vorarlberg.

Auf den Plätzen folgten Alexander Van der Bellen - parteifreier Kandidat, der von den Grünen unterstützt wird - mit 27,7 Prozent und die Parteifreie Irmgard Griss mit 23,8 Prozent der Stimmen. Erst auf Rang vier lag VP-Kandidat Khol. Am Ende des Feldes tummelten sich SPÖ-Mann Rudolf Hundstorfer mit 4,4 Prozent und Unternehmer Richard Lugner mit 2,2 Prozent. Es handelt sich dabei um das vorläufige amtliche Ergebnis, Wahlkarten sind noch nicht berücksichtigt.

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Damit weicht Vorarlberg nicht wesentlich vom österreichweiten Ergebnis ab. Auch im Bundesgebiet lag Norbert Hofer deutlich vor Van der Bellen und Griss, Hundstorfer und Khol kämpften um den vierten Platz, Lugner landete abgeschlagen auf Rang sechs - die Ergebnisse im Detail finden Sie hier. Hofer und Van der Bellen schafften es schließlich in die Stichwahl am 22. Mai - mehr dazu in Hofer deutlich voran, Van der Bellen in Stichwahl.

Historische Schlappe für die ÖVP

10,6 Prozent für Andreas Khol bedeuten das schlechteste Vorarlberger Ergebnis eines ÖVP-Kandidaten bei Bundespräsidentenwahlen. Bislang gebührte diese zweifelhafte Ehre Thomas Klestil, der im ersten Wahlgang 1992 nur 42,9 Prozent erzielte. Allerdings setzte er sich in der Stichwahl dann mit 67,9 Prozent durch.

Khol ist auch der erste VP-Präsidentschaftskandidat, der in Vorarlberg nicht den Wahlsieg für sich verbuchen konnte. Seit der ersten Bundespräsidentenwahl 1951 siegten im „Ländle“ nämlich immer die Kandidaten der Volkspartei - mit Ausnahme jener beiden Wahlen, bei denen die ÖVP keinen eigenen Kandidaten nominierte (1980 und 2010).

Wallner: „Warnschuss“

Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) sprach von einem „intensiven Warnschuss“: Offenbar gebe es eine breite Proteststimmung gegenüber der Bundesregierung. Groß hingegen die Freude bei FPÖ-Landesparteiobmann Dieter Egger. Er wertete das Wahlergebnis als deutliches Signal von Misstrauen in Richtung Bundesregierung - mehr dazu in ÖVP-Wallner: „Intensiver Warnschuss“.

Grünen-Chef Johannes Rauch sprach von einem hervorragenden Ergebnis für Van der Bellen und betonte zugleich, dass Hofer als Bundespräsident verhindert werden müsse. SPÖ-Chef Ritsch nannte das Ergebnis eine Katastrophe, die Menschen seien mit der Regierung und der Auswahl der Kandidaten unzufrieden gewesen. Die FPÖ habe viele Menschen abgeholt, die wütend seien und die Bundesregierung nicht mehr mittragen wollen, sagte NEOS-Landessprecherin Sabine Scheffknecht.

Hofer in 59 Gemeinden vorne

Hofers Triumph am Sonntag spiegelte sich auch in der Anzahl jener Vorarlberger Gemeinden wider, in denen Hofer die meisten Stimmen auf sich vereinen konnte: Gleich in 59 Gemeinden hatte der FPÖ-Kandidat am Ende die Nase vorne. Van der Bellen siegte in 19 Gemeinden, Griss in 14. Khol setzte sich lediglich fünfmal gegen die Konkurrenz durch.

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Christine Amon hat sich am Wahltag in Vorarlberg umgehört

Zwei Sieger gab es in Riefensberg. Hier lagen Hofer und Griss mit jeweils exakt 108 Stimmen vorne - mehr dazu in Hofer in 59 Gemeinden auf dem ersten Platz.

Wahlbeteiligung wieder gestiegen

Angestiegen ist indes die Wahlbeteiligung: Sie liegt bei 47,7 Prozent und könnte laut dem Meinungsforschungsinstitut SORA nach der Auszählung der Wahlkarten 54,6 Prozent betragen. 2010, bei der Wiederwahl Heinz Fischers, lag sie bei lediglich 37,7 Prozent. Jetzt befindet man sich wieder auf dem Niveau des Jahres 2004, damals gingen 55,3 Prozent der Vorarlberger zur Wahlurne. Es war auch die letzte Bundespräsidentenwahl, bei der die ÖVP mit Benito Ferrero-Waldner eine eigene Kandidatin aufstellte.

Schon im Vorfeld hatten Experten mit einer höheren Wahlbeteiligung spekuliert - mehr dazu in Präsidentschaftswahl: Steigt die Wahlbeteiligung? Als Grund wurde das im Vergleich zu vergangenen Wahlen große Angebot angeführt. Tatsächlich gab es noch nie eine so große Auswahl wie heuer: Gleich fünf Männer und eine Frau wollten in die Hofburg einziehen - mehr dazu in So haben sich die Kandidaten in Vorarlberg präsentiert.

Stichwahl am 22. Mai

Nachdem im ersten Wahlgang keiner der Kandidaten eine absolute Mehrheit erringen konnte, muss zwischen den beiden stimmenstärksten Kandidaten Norbert Hofer und Alexander Van der Bellen eine Stichwahl durchgeführt werden. Dieser zweite Wahlgang ist am vierten Sonntag nach dem ersten Wahlgang durchzuführen, im konkreten Fall also am 22. Mai 2016.

Insgesamt 269.772 Vorarlberger waren am Sonntag wahlberechtigt - 138.227 Frauen und 131.713 Männer. Das sind um 4.914 Wahlberechtigte oder 1,8 Prozent mehr als noch bei der Bundespräsidentenwahl 2010. Die Wahllokale waren je nach Gemeinde zwischen 7.00 und 13.00 Uhr geöffnet.

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