Spinnerei geschlossen: 80 Mitarbeiter verlieren Job

Eine Hiobsbotschaft für den Vorarlberger Arbeitsmarkt: Die Spinnerei Feldkirch hat am Donnerstag die Betriebsschließung bekanntgegeben, 80 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Einer der Gründe sei der Verlust eines Großkunden, heißt es.

Am Donnerstag gegen 13.00 Uhr wurde die Belegschaft über die Schließung informiert. Der Schritt sei die logische Konsequenz angesichts der schlechten Marktsituation, des harten Wettbewerbs und des Preisdrucks, sagte Petra Kreuzer, Vorständin der F. M. Hämmerle Holding, dem ORF. Zudem habe man zuletzt einen Großkunden verloren. Die Spinnerei Feldkirch ist laut Kreuzer der letzte Textilbetrieb, der sich im Besitz von F. M. Hämmerle befindet.

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Spinnerei Feldkirch schließt

Im Beitrag sehen Sie: Petra Kreuzer, Vorstand F.M. Hämmerle Holding; Siegfried Birnleitner, Gewerkschaft Produktion

Kreuzer betonte, dass es sich nicht um eine Insolvenz, sondern um eine Betriebsschließung handle. Der Vorteil bei einer Schließung sei, „dass sämtliche Gehalts- und Lohnforderungen der Mitarbeiter erfüllt werden können“. Schon am Freitag werde man sich mit den Arbeitnehmervertretern zusammensetzen und mit der Unterstützung des Arbeitsmarktservice einen Sozialplan ausarbeiten.

Gewerkschaft will Fakten erheben

Die Gewerkschaft zeigte sich von den Plänen überrascht, man habe keine Vorinformationen erhalten. Gewerkschafter Siegfried Birnleitner sagte, jetzt gelte es, gemeinsam mit dem Betriebsrat die Fakten zu erheben und herauszufinden, was der Plan der Firma sei. Die Ankündigung könne seiner Ansicht nach nur eine Absichtserklärung sein, eine Firma schließe schließlich nicht von heute auf morgen zu.

Er sei überzeugt, dass das Unternehmen den Rückzug bereits durchgerechnet habe. Und wenn man mit den Forderungen an Grenzen stoße, dann gebe es für die Gewerkschaft durchaus Druckmittel.

Hämmerle sichert Unterstützung zu

Arbeiterkammer-Präsident Hubert Hämmerle drückte am Donnerstag sein Bedauern über die Betriebsschließung aus und sicherte sogleich die Unterstützung der AK-Experten zu. „Die Arbeitsrechtsexperten in der AK Vorarlberg werden den Betriebsrat in den Verhandlungen für einen Sozialplan eingehend unterstützen“, so Hämmerle in einer Aussendung.

Niedergang eines Textilriesen

Mit der Spinnerei endet ein Stück Vorarlberger Industriegeschichte: Die Garnspinnerei in Feldkirch-Gisingen bestand seit 1894. Sie war Teil des einstigen Textilriesen F.M. Hämmerle, der in seiner Blütezeit bis zu 2.200 Mitarbeiter beschäftigte und zugleich der größte private Grundeigentümer in Vorarlberg war.

Sein Niedergang begann Ende der 1980er-Jahre. Im Jahr 2000 wurde der Textilbereich bis auf die Spinnerei Feldkirch verkauft. 2008 ging F.M. Hämmerle mit Passiva von rund 6 Millionen Euro in Konkurs, ebenso zwei Nachfolgegesellschaften 2009 und 2011. Die Spinnerei war dagegen bereits 1992 gemeinsam mit den Immobilien des Unternehmens in die F.M. Hämmerle Holding AG überführt worden, die vor allem im Bereich Immobilienentwicklung und -verwaltung tätig ist.

Umsatz von zehn Millionen Euro

Die Spinnerei stellte auf 36.000 Spindeln jährlich rund 1.100 Tonnen Garn für Bekleidung und den technischen Bereich her und erwirtschaftete nach Kreuzers Angaben zuletzt einen Jahresumsatz von rund 10 Millionen Euro. 70 Prozent der Produktion gingen in den Export. Mit der Schließung der Spinnerei habe die F.M. Hämmerle Holding AG den Beschluss gefasst, sich endgültig aus dem Textilbereich zurückzuziehen, hieß es.