Jüdisches Museum: Subvention zum Geburtstag

Es war keine Jubelparty, sondern eine nachdenkliche Stunde, in der am Sonntag der 25. Geburtstag des Jüdischen Museums Hohenems gefeiert wurde. Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ) überraschte mit deutlichen Worten und einer Subventionszusage.

Die Eröffnung der Schau „Übrig.“ nahm das Jüdische Museum Hohenems am Sonntag zum Anlass, sein 25-jähriges Jubiläum zu feiern. Genau vor einem Vierteljahrhundert, am 10. April 1991, öffnete das Museum in einer der ehemals bedeutendsten jüdischen Gemeinden im Alpen- und Bodenseeraum seine Pforten. Der Mut der Gründer wurde vielseitig hervorgehoben, unter anderem von Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ).

„Institution, die gegen Vorurteile kämpft“

Ostermayer lobte die Arbeit des Jüdischen Museums als Institution, die gegen Vorurteile und Verhetzung kämpfe. Es trage dazu bei, dass „von unüberlegten Sagern nicht viel übrig bleibt, als die Tatsache, nichts zur Aufarbeitung und zur Versöhnung und zum Miteinander beigetragen zu haben“.

Im „Spiegel“ habe er den bösen Satz vom „Exiljuden aus Amerika in seinem hochsubventionierten Museum“ gelesen, meinte der Kulturminister - in Anlehnung an den umstrittenen Sager des heutigen Hohenemser Bürgermeisters Dieter Egger (FPÖ) über Museums-Chef Hanno Loewy.

Subvention für Restaurierung des Friedhofs

Um ein solches Museum zu ermöglichen, brauche es aber Unterstützung - und seiner Einschätzung nach sei das Jüdische Museum nicht zu hoch, sondern angemessen subventioniert, so Ostermayer.

Er überraschte mit einer weiteren Subventionzusage von über 60.000 Euro, mit der die Umfassungsmauer des Jüdischen Friedhofs saniert werden soll. Weitere 65.000 Euro werden vom Verein selbst aufgebracht. Der Friedhof existiert seit 400 Jahren und gilt als einer der schönsten Europas.

Egger: Museum ein wichtiger Mahner

Egger sagte in seiner Rede, das Museum sei von Beginn an ein Ort gewesen, an dem Fragen auf den Tisch gelegt und offen diskutiert wurden. Das Museum sei aber auch ein wichtiger Mahner, „der uns oft schmerzlich den Spiegel vor Augen hält und uns zwingt, unsere eigene Position zu hinterfragen und uns auch zu öffnen“.

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„Vorarlberg heute“-Beitrag von Ingrid Bertel, Günter Assmann (Kamera) und Alexander Rauch (Schnitt). Zu Wort kommen Bürgermeister Egger, Minister Ostermayer, Architekt Reinhard Rinderer und Museumsdirektor Loewy.

Loewy: Geburtstag als nachdenklicher Anlass

Museumsdirektor Hanno Loewy wollte die Feier nicht als „Jubelparty“, sondern als einen nachdenklichen Anlass verstanden wissen. Er mahnte an, im Zusammenleben mit Neugier aufeinander zuzugehen, die Menschen anzuerkennen und Wert zu schätzen, „gerade dann wenn wir meinen, dass er anders ist“.

Landtagspräsident Harald Sonderegger (ÖVP) nannte das Museum einen „wichtigen Ort der Erinnerung und des Lernens im Land“. Vorarlberg habe mit dem Jüdischen Museum ein intellektuelles Zentrum gewonnen, das über die Landesgrenzen hinaus Menschen zusammenbringe und zum Nachdenken über brennende und manchmal auch unbequeme Fragen unserer Gegenwart anrege, sagte Sonderegger.

Erste Bemühungen in den 50er-Jahren

Hohenems hat jahrhundertelang eine der bedeutendsten jüdischen Gemeinden im Alpen- und Bodenseeraum beherbergt. Nach 1945 wurde der jüdische Teil aus der offiziellen Stadtgeschichte verbannt, das ehemalige jüdische Viertel verfiel zusehends.

In den 1950er-Jahren gab es erste Bemühungen um die Einrichtung einer Gedenkstätte zur Erinnerung an die jüdische Gemeinde in der Rheintalstadt. 1986 wurde der Verein „Jüdisches Museum Hohenems“ gegründet. Das Museum wurde dann im April 1991 in der Villa Heimann-Rosenthal im Zentrum des ehemaligen jüdischen Viertels eröffnet.

Ausstellung „Übrig.“ bis Oktober

Das Museum erinnert an die jüdische Gemeinde in Hohenems und ihre vielfältigen Beiträge zur Entwicklung Vorarlbergs und des Alpenraums. Und es beschäftigt sich mit Jüdischer Gegenwart in Europa, mit Fragen des Zusammenlebens und der Migration.

Mit der Ausstellung „Übrig.“ will das Museum „Einblick in den Reichtum unterschiedlicher Formen des Erinnerns und Vergessens, dessen materielle Spuren die Sammlung des Museums bewahrt“ geben. Die Ausstellung ist bis zum 2. Oktober geöffnet.

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