Müllskandal erreicht neue Dimension

Der Müllskandal beim Abfallentsorger Häusle in Lustenau erreicht eine neue Dimension. Über das Osterwochenende wurden sechs weitere Fundstellen auf dem hektargroßen Areal entdeckt - unter anderem mit Batterien und Knopfzellen. Eine Umweltgefahr wird nicht mehr ausgeschlossen.

Während es sich bei den letzten Funden um gesundheitlich unbedenkliche Siebreste aus der Biogasanlage handelte, geht es nun um problematische Stoffe. Unter anderem wurden 40 Tonnen Material geborgen, das mit kleinen Batterien, Knopfzellen und Nagellackfläschchen durchsetzt war, sagt Häusle-Geschäftsführer Thomas Habermann.

Laut Habermann beziehen sich die Funde auf die Zeit von 2005 bis 2013 - und fallen somit unter mehrere Geschäftsführungen. Die jetzige Häusle-Geschäftsführung will volle Aufklärung.

Weiters habe man einen Hinweis auf illegale Ablagerung von Kanalräumgut und Straßenkehricht erhalten, der sich wohl bestätigen werde. Auch von jener Stelle habe man Proben eingeschickt. Zudem seien weitere 6.000 Kubikmeter an Siebrestmaterial gefunden worden.

Entsorgungskosten in Millionenhöhe

Habermann rechnete vor, dass die Entsorgungskosten für Häusle allein für die Siebreste in die Millionen gehen werden. Bei 5.000 Tonnen Material kämen 1,75 Millionen Euro zusammen. Das Unternehmen verfüge aber über entsprechende Liquidität und Rückendeckung seitens der Eigentümer, um diese finanziellen Herausforderungen zu meistern. Häusle bereite auch bereits Schadenersatzklagen vor - an wen diese gerichtet sein werden, werde man nach Abschluss der Ermittlungen wissen.

Areal wird systematisch durchsucht

Das Land Vorarlberg ordnete am Dienstagnachmittag umgehend eine „systematische Erkundung des Areals“ an. „Das heißt, das gesamte Firmengelände wird systematisch nach weiteren möglichen illegalen Ablagerungen durchsucht“, betonte Rauch. Laut Habermann wird damit ein Spezialunternehmen beauftragt. Wie viele Bohrungen durchzuführen seien und wie hoch die anfallenden Kosten sein werden, wisse er noch nicht.

Verschiedenste Behörden ermitteln

Die Ermittlungen verschiedenster Behörden - an Ort und Stelle sind etwa das Landeskriminalamt und der Zoll - laufen nach Angaben von Rauch und Habermann intensiv. „Wer hat in welcher Form profitiert?“ sei die Frage, auf die man eine Antwort finden müsse, meinte Habermann. Als eine Konsequenz aus dem Fall in Lustenau werden nun alle Abfallwirtschaftsunternehmen in Vorarlberg - gewichtet nach abschätzbarem Risiko - auf die Einhaltung der Vorschriften einer Sonderprüfung unterzogen.

„Hohe kriminelle Energie“ bei Häusle

Der gute Ruf der Vorarlberger Entsorgungsunternehmen sei nachhaltig geschädigt, meinte Rauch noch im Pressefoyer am Dienstagvormittag. Die Bevölkerung frage sich zurecht, warum sie überhaupt noch Müll trennen soll, so der Umweltlandesrat.

Rauch präsentierte am Dienstagvormittag eine chronologische Auflistung der Vorfälle bei Häusle. In mehreren Dämmen seien illegal Kunststoff-Rückstände eingebaut worden - von einem Zufall könne keine Rede sein, sagt der Vorstand der Abteilung Abfallwirtschaft im Land, Harald Dreher. Das illegale Material sei bewusst vergraben worden - höchstwahrscheinlich an Tagesrandzeiten und Samstagen von einer externen Firma.

Mehrere tausend Tonnen illegal entsorgt

Die Verantwortung könne nicht einem kleinen Baggerfahrer in die Schuhe geschoben werden, sagt Landesrat Johannes Rauch (Grüne). Hier sei mit System gearbeitet worden. Es sei von mehreren tausend Tonnen auszugehen, genaue Zahlen gebe es noch keine, erklärte der Landesrat.

Causa auch im Kontrollausschuss

Am 6. April wird sich zudem der Kontrollausschuss des Vorarlberger Landtags mit der Causa beschäftigen. Nach jetzigem Stand werde die Einladung der ehemaligen Geschäftsführer Wieland Hofer und Martin Bösch sowie des aktuellen Geschäftsführers Thomas Habermann beantragt, sagt der Obmann des Kontrollausschusses Daniel Allgäuer (FPÖ). Es gehe jetzt darum, den Müllskandal in vollem Umfang aufzuklären.

Kunststoff-Rückstände in Dämme eingebaut

Ins Rollen gebracht hatte den Fall vor etwa zwei Wochen ein Spaziergänger, der Kunststoffrückstände meldete und anonym Fotos übergab. „Ohne Insider-Tipp ist eine solche Vergrabungsaktion nicht aufdeckbar“, ergänzte Harald Dreher, Vorstand der Abteilung Abfallwirtschaft im Amt der Vorarlberger Landesregierung. Das Material hätte in der Schweiz verbrannt werden müssen.

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