Müllskandal weitet sich weiter aus

Nachdem der Abfallentsorger Häusle am Donnerstagvormittag bekanntgegeben hat, dass mehr Plastikmüll illegal entsorgt wurde als bisher angenommen, spitzt sich die Lage nun weiter zu. Am Nachmittag wurden bei Untersuchungen drei weitere Deponien entdeckt.

Am vergangenen Wochenende war bekanntgeworden, dass 400 Kubikmeter Kunststoffmüll unter einer Lärmschutzwand illegal auf dem firmeneigenen Betriebsgebiet des Recyclingunternehmens Häusle GmbH in Lustenau entsorgt wurden. Das dürfte im Sommer oder Frühherbst 2015 passiert sein - mehr dazu in Anzeige: Illegale Mülldeponie bei Häusle.

Unternehmen forschte selbst

Am Donnerstagvormittag erklärte Häusle-Geschäftsführer Thomas Habermann bei einer kurzfristig einberufenen Pressekonferenz, man habe selber nachgeforscht und sei Hinweisen auf weitere illegale Mülldeponien nachgegangen. In einem Fall habe sich der Verdacht bestätigt: 2009 oder 2010 wurden rund 1.000 Kubikmeter Kunststoffmüll in einem anderen Lärmschutzwall vergraben.

Dabei handelte es sich laut Habermann um Siebreste aus einer Biogasanlage, die man eigentlich einer Müllverbrennungsanlage in der Schweiz zuführen hätte müssen. Wer genau die illegale Müllentsorgung damals veranlasste, sei noch unbekannt. Das Unternehmen dürfte sich so rund 100.000 Euro erspart haben.

Verdacht bestätigt - drei weitere Deponien

Habermann hatte in der Pressekonferenz verdeutlicht, dass es Hinweise auf weitere Deponien gebe. Dieser Verdacht wurde nun bei Stichprobenuntersuchungen am Donnerstagnachmittag bestätigt. So sei von Landesbehörden an drei weiteren Stellen des Häusle-Areals Plastikmüll gefunden worden, sagte Habermann gegenüber ORF-Vorarlberg-Redakteur Gernot Hämmerle. Bei einer Fundstelle handle es sich um einen Containerabstellplatz.

Bei Probeschürfungen mit dem Bagger sei man am Donnerstagnachmittag auf 30 bis 50 Zentimeter abgeschüttetes Material gestoßen. Es handle sich auch hier um Sieb- und Gärreste aus der Biogasanlage. Außerdem wurde man an einem kleineren Damm fündig. Und an einer weiteren Stelle fand man Müll, der mit hoher Wahrscheinlichkeit aus der ehemaligen Splittinganlage stamme, so Habermann. Er geht davon aus, dass nun mit hoher Wahrscheinlichkeit alle illegalen Deponien gefunden wurden.

Das Unternehmen Häusle

Das Recyclingunternehmen mit Hauptsitz in Lustenau hat auch Niederlassungen in der Schweiz und in Deutschland.

  • Kernaufgaben: Sammlung, Verwertung und Aufbereitung von Kunststoff, Papier, Bauschutt und Alttextilien; Sammlung und Aufbereitung von Restmüll
  • Bedeutung für Vorarlberg: verantwortlich für den Wertstoffkreislauf in weiten Teilen des Landes; drittgrößter Stromlieferant
  • Umsatz 2014: 49,5 Millionen Euro

Derzeitiger Stand: Keine Umweltgefährdung

Inwieweit die Umwelt durch die illegalen Müllablagerungen geschädigt wurde, sei noch nicht abzuschätzen. Man werde weitere Analysen durchführen, so Habermann. Aus heutiger Sicht könne er aber sagen, dass es wohl keine Gefährdung gegeben habe.

Habermann, seit Dezember 2015 Geschäftsführer von Häusle, hatte am Vormittag eine lückenlose Aufklärung angekündigt. In der Vergangenheit seien Riesenfehler gemacht worden, er sei entsetzt darüber, wie Häusle früher gearbeitet habe. Man werde nun aber jeden Stein umdrehen und alles aufdecken.

Kosten: Mehrere hunderttausend Euro

Das Unternehmen zeigte sich selbst an. Laut Habermann will man die Strafzahlungen leisten und die Altlasten gesetzeskonform entsorgen. Es sei derzeit mit Kosten in Höhe von mehreren hunderttausend Euro zu rechnen. Die Summe könnte sich noch erhöhen, man gehe aber nicht von einer existenzbedrohenden Situation für das Unternehmen aus. Das Verwaltungsstrafverfahren gegen das Unternehmen dürfte noch etwa einen Monat dauern.

Einwallner (SPÖ): „Was wusste das Land davon“?

SPÖ-Umweltsprecher Reinhold Einwallner stellte anhand dieser Neuigkeiten rund um die Firma Häusle die Frage, ob das Land bzw. deren Firma VKW als damaliger Eigentümer etwas von den illegalen Deponien gewusst habe. Einwallner machte in einer Aussendung deutlich, dass er diesbezüglich vom zuständigen Landesrat Johannes Rauch (Grüne) eine Stellungnahme erhoffe.

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