Unfälle am Skilift: Droht eine Prozessflut?
Prinzipiell trage beim Skifahren jeder das Risiko für sich selbst, erklärt Anwältin und Skirechtsexpertin Dorner im ORF Radio Vorarlberg-Interview. Allerdings schließe ein Skifahrer durch den Kauf einer Liftkarte auch einen Vertrag ab und der Liftbetreiber habe daher Sorgfaltspflichten und Schutzpflichten gegenüber dem Skigast.
Der Liftbetreiber müsse nicht nur sichere Pisten, sondern auch sichere Lifte zur Verfügung stellen, sagt Dorner. Wenn der Liftunternehmer also sorgfaltswidrig handelt, weil er etwa die Betriebsvorschriften nicht einhält, könne er unter Umständen haften. Etwa dann, wenn er trotz einer erkennbar gefährlichen Situation den Lift nicht abstellt.
Gefährdungshaftung der Liftbetreiber
Die Liftbetreiber hätten es insofern schwerer, dass sie je nach Fall sogar unabhängig davon, ob sie Schuld an einem Unfall tragen oder nicht, haften können, so Dorner. Die Gefährdungshaftung gelte, weil der Liftunternehmer mit dem Lift etwas Gefährliches betreibe und daraus einen wirtschaftlichen Vorteil ziehe.
Voraussetzung sei grundsätzlich, dass sich der Unfall beim Betrieb ereignet haben muss, so Dorner. Vereinzelt werde auch die Meinung vertreten, dass die technische Rolle eine Komponente spielen müsse, etwa ein gerissenes Seil. Die Gefährdungshaftung habe bislang auch mehr eine Rolle bei Schleppliften gespielt, die es immer weniger gibt.
Haftpflichtversicherung nötig?
Grundsätzlich befürchtet Dorner, dass zu viele Prozesse um Unfälle am Lift zu amerikanischen Verhältnissen führen könnten. Die Prozesse in diesem Bereich hätten zugenommen und die Liftbetreiber seien einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Es stelle sich die Frage, ob diese eines Tages so weit gehen müssen, eine Haftpflichtversicherung für den Skifahrer in die Karten zu inkludieren. Die Folge davon wären wohl wesentlich teurere Skikarten.
Links:
- Schwerer Sturz bei Liftausstieg (vorarlberg.ORF.at; 25.1.2016)
- Bei Einstieg in Schlepplift verletzt (vorarlberg.ORF.at, 16.1.2016)