Vorarlberg hat weniger Pflegekräfte als andere

Vorarlbergs Krankenhäuser sind im Bundesländervergleich Schlusslicht, was die Anzahl an Pflegekräften betrifft. Laut einer Statistik des Gesundheitsministeriums kommen auf 100 Betten 90 Pflegekräfte - im Österreichschnitt sind es 110. Die SPÖ sieht dringenden Aufholbedarf.

Allein 2014 hätten die Pflegekräfte an Vorarlbergs Spitälern 90.000 Überstunden geleistet, zitiert Gabriele Sprickler-Falschlunger (SPÖ) aus einer Anfragebeantwortung von Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (ÖVP). Das zeige, wie nötig eine Personalaufstockung bei diplomierten Pflegekräften, medizinisch-technischen Assistenten und Pflegehelfern wäre.

„Zeit für Pflegebedürftige fehlt“

Einzelne Abteilungen sind laut Sprickler-Falschlunger wohl besonders betroffen - etwa Unfallchirurgie, Interne oder Orthopädie. Sie behandeln immer öfter ältere oder demente Patienten, die deutlich mehr Aufmerksamkeit brauchen. Dafür fehle dem Pflegepersonal aber schlicht die Zeit, sagt Sprickler-Falschlunger. Wenn man hier nicht aufs Gaspedal steige, würden Krankenstände und Burnouts massiv ansteigen, und auch eine entsprechende Versorgung der Pflegebedürftigen sei dann nicht mehr möglich.

Forderung: Mindestens hundert Pflegekräfte mehr

Um die Situation zu verbessern, sollte die Zahl der Pflegekräfte an Vorarlbergs Spitälern in den nächsten drei Jahren um 100 aufgestockt werden, fordert die Gesundheitssprecherin der SPÖ. Würde man sie auf den Österreichschnitt umlegen, dann wären es 230 bis 240 neue Stellen, die man schaffen müsste. Dabei sei bereits berücksichtigt, dass man in Vorarlberg weniger Personal brauche, weil es etwa kein Transplantationszentrum gebe.

Sprickler-Falschlunger fordert zudem bessere Arbeitszeitmodelle und eine Gehaltsreform für die Pflege - hier sei die Vorarlberger Sparsamkeit deplatziert. Die SPÖ wird diesbezüglich einen Antrag im Landtag einbringen.

ÖVP: Anpassen mit Maß und Ziel

Der Bedarf an Pflegekräften müsse mit Maß und Ziel angepasst werden - so reagiert ÖVP-Gesundheitssprecherin Martina Rüscher auf die Forderung der SPÖ. In den vergangenen Jahren seien bereits 336 Dienstposten geschaffen worden, zwei Drittel davon im nichtärztlichen Bereich, so Rüscher. Neuen Arbeitszeitmodellen mit Entlastungsmöglichkeiten gerade für ältere Pfleger stehe sie positiv entgegen, eine Gehaltserhöhung komme jedoch nicht in Frage. Hier wurden laut Rüscher bereits bei der Gehaltsreform 2013 Anpassungen gemacht.

Auch Betriebsrat schlug bereits Alarm

Bereits im Dezember vergangenen Jahres gab es Diskussionen darüber, ob es an Vorarlberger Spitälern einen Mangel an Pflegekräften gibt - Markus Kohler, Betriebsrat am Landeskrankenhaus Feldkirch, hatte Alarm geschlagen. Die Krankenhausführung widersprach, Landesrat Christian Bernhard (ÖVP) räumte ein Ungleichgewicht ein. Mehr dazu in Droht ein Mangel an Pflegekräften?