Droht ein Mangel an Pflegekräften?

Laut Markus Kohler, Betriebsrat am Landeskrankenhaus Feldkirch, gibt es in Vorarlberg einen Mangel an Pflegepersonal. Die Krankenhausführung widerspricht, Landesrat Christian Bernhard (ÖVP) räumt ein Ungleichgewicht ein.

Laut Kohler gibt es in Vorarlberg derzeit rund 2.000 Pflegekräfte. Das sei nicht nur zu wenig Personal, es passe vor allem nicht mehr mit dem Anstieg bei den Ärztestellen zusammen. Während die Zahl der Ärztestellen im Zeitraum 2003 bis 2013 um 18 Prozent gestiegen sei, liege die entsprechende Zahl bei den nicht-ärztlichen Gesundheitsberufen - etwa Pfleger, Hebamme, Physiotherapeut oder Röntgenassistent - bei nur fünf Prozent.

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Pflegekräftemangel - oder nicht?

Betriebsrat Markus Kohler und die Krankenhausführung sind sich uneins, ob es in Vorarlberg genügend Pflegepersonal gibt.

Markus Schuler, der Personalchef aller Landeskrankenhäuser, und Michael Scheffknecht, Pflegedirektor am LKH Feldkirch, sehen das anders. „Wir haben derzeit genug Leute in der Pflege“, sagt Scheffknecht. Man sei ständig dabei, Aktivitäten zu setzen, um auch weiterhin attraktiv zu bleiben. Diesbezüglich spielten die eigenen Ausbildungsstellen an Pflegeschulen eine wichtige Rolle.

Kommt der Operationsengpass?

Einen Operationsengpass wie zuletzt in Tirol werde es in Vorarlberg nicht geben, meinen die Direktoren. Betriebsrat Kohler hält ein solches Szenario aber für durchaus denkbar. Schon jetzt komme es vor, dass manche Operationen nicht durchgeführt werden könnten, weil keine OP-Schwester oder kein Pfleger zur Verfügung stünde. Auch am LKH Feldkirch habe es das schon gegeben.

Dem widerspricht Scheffknecht vehement: „Operationen wurden keine abgesetzt, weil Pflegepersonal fehlte.“ Vielmehr sei man im Operationsbereich derzeit überbesetzt. 2015 habe man die OP-Kapazitäten ausgeweitet, etwa in der Orthopädie.

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Christian Bernhard im Studiogespräch

Gesundheitslandesrat Christian Bernhard bezog im „Vorarlberg heute“-Studiogespräch mit Moderator David Breznik Stellung zur Pflegekräfte-Debatte.

Bernhard: „Kein Systemfehler“

Gesundheitslandesrat Christian Bernhard (ÖVP) bezog im „Vorarlberg heute“-Studiogespräch Stellung zur Debatte um den Pflegekräftemangel. „Die Fakten, die Zahlen sagen ganz klar: Es gibt keine OP-Ausfälle wegen Personalmangels“, so Bernhard. Manchmal würden zwar Operationen verschoben, das komme aber nur vor, wenn Notfälle dazwischenkämen und bevorzugt behandelt werden müssten. „Wir haben, was das Personal im OP anbelangt, ganz sicher keinen Systemfehler.“

Allerdings sei ein Ungleichgewicht entstanden, räumte der Landesrat ein. Und zwar deswegen, weil man im Gesundheitsbereich eben Prioritäten setzen müsse. Vordringlichstes Problem sei in den letzten Jahren gewesen, Ärzte im Land zu halten. Dafür habe man finanzielle Zugeständnisse machen müssen. In den Jahren 2017-2018 würden aber auch die anderen Berufe berücksichtigt. So gebe es auch Pläne für eine Aufstockung im Personalbereich.

SPÖ fordert Anpassung der Stellenplanung

Gabriele Sprickler-Falschlunger, Gesundheitssprecherin der SPÖ, fordert eine Stellenplanung, die den Veränderungen in den Spitälern Rechnung trage. Das Pflegepersonal habe einen wesentlich höheren Arbeitsaufwand als früher, dem sei jedoch im Stellenplan bisher nicht Rechnung getragen worden. Man werde daher in einer Landtagsanfrage die Vorlage des Berechnungsschlüssels fordern sowie genaue Zahlen des Pflegepersonals im Bundesländervergleich.