Immer weniger katholische Schüler
Vielfalt gibt es an Vorarlbergs Schulen nicht nur in Bezug auf Talente und Charaktereigenschaften der Kinder, sondern auch auf ihren kulturellen und religiösen Hintergrund. Die städtischen Schulen in Vorarlberg sind inzwischen schon zu wahren Multi-Kulti-Schulen geworden: An der Volksschule Bregenz-Schendlingen, die derzeit wegen Umbauarbeiten in die Mehrerau ausweichen muss, findet man Schüler mit 20 Muttersprachen und acht religiösen Bekenntnissen.
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Lokalaugenschein an Schulen
Kerstin Polzer hat sich an der Volksschule Schendlingen und der Volksschule Dornbirn-Markt umgeschaut.
Keine Klasse mit zehn katholischen Kindern
Im Durchschnitt gibt es in jeder Klasse nur mehr sechs Kinder mit römisch-katholischem Glauben - laut Schulordnung verkürzt sich bei so wenig Kindern der Religionsunterricht von zwei auf eine Stunde pro Woche. Vor sieben, acht Jahren sei noch in allen Klassen die Mindestzahl von zehn Schülern erreicht worden, die für zwei Religionsstunden pro Woche nötig ist, heißt es von der Schule. Inzwischen sei diese Zahl in keiner Klasse mehr gegeben.
Man versuche aber, durch Klassenzusammenlegungen auf der selben Schulstufe doch noch die nötige Zahl an Schülern zu erreichen, sagt Direktor Bruno Jagg - weil man den Religionsunterricht für wichtig erachte. Jene Kinder, die nicht im Religions-Unterricht sitzen, erhalten in dieser Zeit Sprachförderung. Der islamische Religionsunterricht findet am Nachmittag statt.
Mehr Arbeit für islamische Religionslehrer
An der Volksschule Markt in Dornbirn hat sich in diesem Schuljahr ein neues Gleichgewicht eingestellt: Es gibt gleich viele Schüler mit römisch-katholischer und islamischer Konfession. Für die islamische Religions-Lehrerin Münevver Rüzgar ist der Arbeitsaufwand in den vergangenen Jahren gestiegen. Sie habe inzwischen eine volle Lehrverpflichtung mit 22 Wochenstunden an drei Schulen.
Die sinkende Zahl der katholischen Kinder hat auch in Dornbirn-Markt dazu geführt, dass die meisten Klassen nur noch eine Stunde Religionsunterricht haben.
Keine Kritik von Eltern wegen weniger Stunden
Von Seiten der Eltern komme wegen der geringeren Anzahl an Religionsstunden eigentlich keine Kritik, heißt es an den Schulen. Religions-Lehrerin Astrid Tschapeller ist allerdings wenig erfreut. Die Kinder kämen aus unterschiedlichen religiösen Milieus, viele seien in der Schule zum ersten Mal mit dem Thema konfrontiert. Es bleibe nun weniger Zeit zum Vermitteln der religiösen Inhalte - zwei Stunden wären absolut nicht zuviel, sagt sie.
Neue Modelle werden ausprobiert
Deswegen überlegt auch die Kirche schon Veränderungen - zum Beispiel hinsichtlich der Kommunionvorbereitung: Sie soll verstärkt in den außerschulischen Bereich verlagert werden.
Theodor Lang, Schulamtsdirektor der Diözese Feldkirch, sagte im „Vorarlberg heute“-Interview, man könne die Zunahme der Religionen und den Rückgang des Anteils katholischer Schüler als Problem sehen, aber auch als Herausforderung und gestaltbares Lernfeld. Schulen und Religionslehrer würden engagiert nach neuen Wegen suchen. In Österreich gebe es auch Modelle für alternative Unterrichtskonzepte, wie Ethikunterricht oder der „Konfessionell kooperative Religionsunterricht (KOKORU)“, bei dem sich Religionslehrer verschiedener christlicher Religionen abwechseln. Gespräche dazu liefen auch mit Vorarlberger Schulen – auch Gespräche mit den Kirchen seien nötig.
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Neue Wege im Religionsunterricht
Schulamtsdirektor Theodor Lang war zu Gast bei Daniel Rein in „Vorarlberg heute“.
Welche Religion auch immer: An den Schulen will man den Kindern gegenseitigen Respekt und Wertschätzung vermitteln - denn dann funktioniere auch das multikulturelle Miteinander.