KUB: Ortsbezug der Kunst im Vordergrund

In seinem ersten Ausstellungsjahr setzt der seit Mai amtierende Direktor des Kunsthauses Bregenz (KUB), Thomas D. Trummer, auf große Namen und junge unbekannte Künstler. Programmiert sind große Ausstellungen von Susan Philipsz, Theaster Gates, Wael Shawky und Lawrence Weiner.

Dabei soll die Kunst aus dem Ort heraus entstehen, sich mit den Gegebenheiten und Problemen der Region beschäftigen. „Wenn Kunst nur angeliefert, aufgehängt und wieder abgeholt wird, bleibt sie bezugslos“, sagte Trummer am Dienstag bei der Präsentation des KUB-Programms 2016 in Bregenz. Die vier im kommenden Jahr im Haus gezeigten Künstler seien deshalb aufgefordert, sich auch mit den aktuellen Geschehnissen und dem Raum rund um den Bodensee auseinanderzusetzen.

Weiner als „Guru der Konzeptkunst“

Als Leitgedanke dient Trummer dabei eine Aussage eines der bedeutendsten Vertreter der ersten Generation der Conceptual Art, Lawrence Weiner, „Translating one language into another“ (deutsch: „Eine Sprache in eine andere übersetzen“), der Ende 2016 in Bregenz zu sehen sein wird. Trummer fasst diesen Satz nicht nur wörtlich, sondern auch im übertragenen Sinn auf, als etwas, „das in den Raum vordringt, ihn decodiert, verarbeitet und wieder frei setzt“, so Trummer. Unter Umständen auch in ein anderes Medium.

Bei Lawrence Weiner (12. November 2016 bis 15. Jänner 2017) sind diese Medien Sprache und Schrift, die er räumlich und skulptural erfasst. Für das KUB plant der „intellektuelle Guru der Konzeptkunst“, so Trummer, eine umfangreiche Präsentation seines Werkes und eine Außenarbeit an der Glasfassade des Museums.

Turner-Preisträgerin Susan Philipsz im KUB

Die schottische Künstlerin und Turner-Preisträgerin Susan Philipsz, die den ersten Ausstellungszyklus Trummers am 30. Jänner (bis 3. April) beginnen wird, übersetzt in ihren Arbeiten menschliche Befindlichkeiten und Räume in Musik. Ihre Karriere begann die Schottin damit, dass sie an „Unorten“, wie an Bushaltestellen oder unter Brücken, a cappella melancholische Lieder sang. Für ihr Werk „Lowlands“, ein Liebeslied in drei Versionen, das unter drei Brücken in Glasgow übertragen wurde, erhielt Philipsz 2010 den Turner-Preis.

„Susan Philipsz beschäftigt sich mit den Erinnerungen, aber auch mit den Brüchen, mit den Kratzspuren unserer Identität, die nicht repariert werden können“, schilderte Trummer. Als Grundlage für Bregenz dient ihr der französische Dokumentarfilm „Night and Fog“ von Alain Resnais aus dem Jahr 1955, der die Deportationen in die Konzentrationslager Auschwitz und Majdanek rekonstruiert. Philipsz zerlegt die von Hanns Eisler komponierte Filmmusik in die einzelnen Stimmen, die als Tonspuren im KUB zu hören sein werden. Eine zweite Soundinstallation ist in Kooperation mit dem Jüdischen Museum Hohenems auf dem Jüdischen Friedhof geplant.

„Männlicher“ Theaster Gates

Groß, grob, kräftig und „wenn man so will männlich“ wird laut KUB-Direktor die Ausstellung des US-amerikanischen Künstlers Theaster Gates von 23. April bis 26. Juni sein. Gates künstlerisches Schaffen ist von der Beschäftigung mit sozialen und urbanen Fragen geprägt. International bekannt wurde der gebürtige Chicagoer mit seinem „Dorchester Project“, für das er brachliegende, verfallene Gebäude erwirbt und sie in Kulturinstitutionen verwandelt.

Gates ist auch Initiator für das „Black Artist Retreat“, einem Zusammentreffen von afro-amerikanischen Künstlern. Für Bregenz schwebe ihm eine Variante dieser Treffen vor, „unter Umständen unter Berücksichtigung hier lebender Künstler“, ist im Programm zu lesen.

Sommerausstellung mit Wael Shawky

Die Sommerausstellung im KUB (16. Juli bis 23. Oktober) ist dem ägyptischen Künstler Wael Shawky gewidmet. Schlagartig bekannt wurde der in Alexandria lebende Künstler, als er auf der Istanbul Biennale 2011 seinen Film „Cabaret Crusades“ vorstellte, ein von ihm inszeniertes Marionettentheater, das auf der Grundlage eines Buches des libanesisch-französischen Literaten Amin Maalouf die orientalische Sicht auf die Kreuzzüge zeigt.

Die KUB-Arena wird im neuen Jahr von den KUB-Projekten abgelöst, die vor allem von „jungen, frischen, waghalsigen und noch unbekannten Künstlern“ bestritten würden, informierte Trummer. Die junge Projektschiene werde in erster Linie den Außenraum nutzen, um Kunst auch in der sozialen Praxis sichtbar werden zu lassen. Als Basislager werde das KUB-Sammlungsfenster dienen. Ein erstes „riesiges Statement“ sei bereits in einigen Wochen geplant, mehr wollte der KUB-Direktor nicht verraten.

Döring mit Zahlen zufrieden

Werner Döring, der Geschäftsführer der Vorarlberger Kulturhäuser, zeigte sich mit den Zahlen des aktuellen Jahres äußerst zufrieden. Bis zum Jahresende werden rund 50.000 Besucher (2014: 48.000) die Ausstellungen des KUB gesehen haben. Man liege damit im Durchschnitt der Besucherzahlen der vergangenen drei Jahre. 2,55 Mio. Euro an Landessubventionen stünden rund einer Million Eigenerlösen gegenüber. Besonders erfolgreich sei man bei den Publikationen gewesen, so Döring.