Roma-Lager in Dornbirn droht Räumung

Die Lage für etliche rumänische Familien in Dornbirn scheint sich zuzuspitzen: Die Polizei habe ihnen mitgeteilt, dass sie am Freitag die Zeltlager an der Dornbirner Ach räumen müssen. Die meisten wissen nicht, wohin sie gehen sollen.

Am Donnerstag sitzen sie bei sieben Grad auf dem kalten Pflaster. Roma-Frauen übernehmen das Betteln, während ihre Männer Gelegenheitsjobs suchen. Die Frauen „öffnen“ die Herzen leichter, davon gehen die Roma aus. Sie haben ihre Kinder dabei, meist nicht schulpflichtig, heißt es, aber auch Babys leben mit ihnen im Freien. Nach dem letzten Kälteeinbruch wird das Wohnen in den Zelten immer schwieriger. Die Familien nehmen es in Kauf.

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Räumung droht

Dem Roma-Zeltlager in Dornbirn droht offenbar die Räumung. Es herrscht große Unsicherheit.

Grund dafür könnte sein, dass die Roma auch in ihrer Heimat mit schwierigen Bedingungen zu kämpfen haben. Laut Erika Geser-Engleitner, Sozialforscherin an der Fachhochschule Dornbirn, leben viele Roma in der Heimat in Abbruchhäusern und extrem kleinen Wohnräumen und müssen ohne Infrastruktur auskommen. In Rumänien seien sie wirtschaftlich am Rande der Gesellschaft.

Stadt geht von Rückkehr aus

Am Nachmittag herrscht unter den Roma große Angst, dass sie die Zeltlager verlassen müssen. Die Polizei war da. Alternative, sagen sie, haben sie keine. Die ÖBB als Grundeigentümer argumentieren, die Lage am Bahndamm sei zu gefährlich. Die Stadt denkt nicht an Übergangsquartiere und setzt auf die freiwillige Rückkehr der Familien. Bürgermeisterin Andrea Kaufmann (ÖVP) geht davon aus, dass gerade Familien mit Kindern wieder zurück in ihre Heimat wollen. Die Kinder im Winter im Freien schlafen zu lassen, sei schließlich unzumutbar.

Kontaktpersonen der Roma-Familien sprechen von etwa 130 Frauen und Kindern, die auf der Straße leben müssen. Diese Zahl wird von offizieller Seite nicht bestätigt. Offensichtlich sind die üblichen Notschlafstellen voll. Frauen und Kinder werden im Dowas nicht aufgenommen. Jetzt ist guter Rat teuer.

Wiesflecker denkt über Hilfestellungen nach

Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) hat jedenfalls schon Überlegungen anstellen lassen, was man mit den Familien macht, wenn es kalt wird. Ein Modell sieht vor, Frauen mit Kindern kurzfristig in das Sozialsystem unterzubringen. Allerdings mit Rückkehrberatung, betont Wiesflecker.

Inzwischen überstürzen sich in Dornbirn am Nachmittag die Ereignisse. Die Roma-Familien erreicht die Nachricht, man habe alle vom Dornbirner Bahnhof vertrieben. Einige ziehen weiter, in die nächste Vorarlberger Stadt. Für jene, die bleiben, bringt ein Ehepaar aus Dornbirn Jacken und Mäntel vorbei. Sie habe Erbarmen mit den Roma, sagt die Frau. Die Hilfsbereitschaft scheint sich zu bündeln: In Dornbirn will sich eine Plattform für Roma gründen.

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