Tourismus: Flüchtlinge sollen Personalnot lindern

Um den Personalmangel im Vorarlberger Tourismus zu verringern, sollen Asylwerber und Asylberechtigte für die Wintersaison bevorzugt Arbeitsgenehmigungen bekommen. Das sagte Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) am Freitag im ORF-Interview.

Flüchtlinge sollen im Tourismus arbeiten dürfen - mit dieser Forderung hat die Österreichische Hoteliersvereinigung Anfang September aufhorchen lassen. Es könne nicht sein, dass mehr als 2.000 Asylwerber im Land zum Nichtstun verdonnert seien und der Tourismus hingegen dringend Personal brauche - mehr dazu in Hoteliers würden gerne Flüchtlinge beschäftigen.

Rechtlich bereits möglich

Für Saisonkräfte im Tourismus gibt es schon bisher ein so genanntes Drittstaaten-Kontingent. Es ermöglicht Menschen aus Nicht-EU-Ländern, als Saisoniers in Gastronomie oder Hotellerie zu arbeiten. Schon bisher war dieses Kontingent für Asylwerber offen, in den vergangenen Jahren sei die Nachfrage seitens der Tourismusbetriebe aber nicht allzu groß gewesen, so der Vorarlberger AMS-Chef Anton Strini.

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Bernhard Stadler hat mit Markus Wallner und Anton Strini gesprochen.

Etwa 210 Plätze für Arbeitskräfte aus Drittstaaten

Angesichts der aktuellen Lage könnte sich das aber ändern - und auch politisch wird etwas dafür getan, denn Asylwerber und Asylberechtigte sollen nun im Wintertourismus bevorzugt Arbeitsgenehmigungen bekommen. Das heißt, diese Menschen werden neuen Antragstellern für Arbeitsgenehmigungen aus Nicht-EU-Staaten vorgezogen.

„Es wäre denkbar und ich würde mir wünschen, dass Betriebe gerade im Bereich der Hilfskräfte auf Asylwerber oder anerkannte Flüchtlinge zurückgreifen, um die Personalsituation im Tourismus zu entschärfen“, so Strini. Das Kontingent für die Wintersaison liegt mit voraussichtlich 210 Plätzen in etwa auf dem Niveau des Vorjahres.

Wallner: Nicht in Mindestsicherung verharren

Auch langjährige Fachkräfte aus dem Ausland dürfen weiterhin kommen. Riesenschritte seien deshalb keine zu erwarten, sagt Landeshauptmann Wallner. Dennoch sei jeder Arbeitsplatz für einen Asylwerber ein wichtiges Signal. „Es ist mir lieber, als dass wir auf Dauer ein System haben, wo die Flüchtlinge in der Mindestsicherung verharren“, so Wallner. Mehr dazu in Wirtschaft will Flüchtlinge integrieren.

Für die Umsetzung brauche es Unternehmer, die einen Antrag stellen, es brauche Asylwerber, die die Arbeit annehmen wollen, und es brauche rasche Genehmigungen des AMS - letzteres sei aber bereits abgesprochen. „Man muss es mit gutem Willen probieren“, so Wallner.

Deutsch-Grundkenntnisse notwendig

Gemeinsam mit der Caritas werden jetzt geeignete Leute gesucht. Sie sollen auch angelernt werden, Deutsch-Grundkenntnisse seien aber in jedem Fall unverzichtbar, so Wallner.

Die neuen Flüchtlingsrouten über Kroatien und Slowenien haben auf Vorarlberg derzeit noch keine Auswirkungen. Am Donnerstag hätten 13 Menschen Asylanträge in Vorarlberg gestellt. Das entspreche nach wie vor dem Durchschnitt. „Wir verzeichnen plus, minus zehn Asylanträge pro Tag“, sagte eine Polizeisprecherin der APA. Nach wie vor wird an der Grenze zu Bayern nicht systematisch kontrolliert, es habe von Donnerstag auf Freitag auch keine Zurückweisungen gegeben.