Flüchtlinge: ORS-Chef verteidigt seine Mitarbeiter

Der Chef der Firma ORS, die auch die Flüchtlinge in Dornbirn und Götzis betreut, hat im ORF-Interview den Vorwurf zurückgewiesen, dass manche Mitarbeiter mit der Aufgabe überfordert seien. Er spricht von Einzelfällen, seine Mitarbeiter seien auch Menschen und sollten auch als solche reagieren.

Für die beiden großen Flüchtlingsquartiere in Vorarlberg - in der Dornbirner Bildgasse und in der Götzner Tennishalle - mit jeweils mehr als 100 Menschen, ist das Unternehmen ORS zuständig. Das Land Vorarlberg vergab den Auftrag ohne Ausschreibung an die ORS. Warum es zu keiner Ausschreibung kam, ist bisher ungeklärt. Er hätte sich eine Ausschreibung gewünscht, so Landeshauptmann Markus Wallner (ÖVP) vor einigen Wochen am Rande der Regierungspressekonferenz.

Über Vertragsdetails, was Umfang und Kosten Betreuung betrifft, hüllen sich beide Seiten in Schweigen. Die gewinnorientierte Schweizer Firma musste vor allem für die Betreuung der Asylwerber in Traiskirchen viel Kritik einstecken. Auch in Vorarlberg gab es Kritik an der Betreuung. Dazu hat am Donnerstag der Vorstandsvorsitzende der ORS, Stefan Moll-Thissen, bei einem Besuch in Götzis Stellung bezogen.

Proteste drei Tage nach Umzug

Die Protestaktion in der Dornbirner Bildgasse hat sich auch bis zur ORS-Hauptzentrale in Zürich durchgesprochen. Insassen hatten sich über Essen und hygienische Zustände beschwert, was von Seiten des Landes rasch aufgeklärt werden konnte. Am treffendsten wurde die Situation wohl als „Lagerkoller“ beschrieben.

Moll-Thissen verweist darauf, dass die Proteste drei Tage nach dem Umzug von der Messehalle in die Bildgasse aufgekommen seien. Möglicherweise sei das mit - teils sehr persönlichen - Erwartungen verbunden gewesen, die teilweise nicht erfüllt werden konnten. Dann kämen zwei, drei Sachen hinzu - wie die Unsicherheit über den Weitergang des Verfahrens, so Moll-Thissen.

ORS-Chef: Mitarbeiter sollen als Menschen reagieren

In der Tennishalle Götzis ist die Einzugsphase ruhig verlaufen. Für die 24-Stunden-Betreuung der Asylwerber ist die ORS verantwortlich, und die sieht sich auch mit Kritik an überforderten Mitarbeitern konfrontiert. Den Vorwurf weist Moll-Thissen zurück. Der ORS-Chef spricht von Einzelfällen, die könne es geben.

„Es ist nicht die ORS, die betreut, sondern es sind unsere Mitarbeiter - auch Menschen -, die betreuen, und die sollen auch als Menschen reagieren“, so Moll-Thissen. Diese würden mit vielen Situationen konfrontiert, die Asylwerber hätten vielfach eine dramatische Geschichte und man müsse ihnen als Menschen gegenübertreten. „Und da kann es mal vorkommen, dass man auch entsprechend menschlich reagiert“, so Moll-Thissen. Wichtig sei, dass es im Rahmen bleibe und man das entsprechend aufnehme.

Einige Flüchtlinge arbeiten bereits

Zu den Aufgaben der ORS zählt auch die soziale Betreuung. In diesem Bereich ist das Problem mit dem Tagesprogramm noch nicht gelöst, denn neben den Mahlzeiten spielt sich außer Herumsitzen und Warten nicht viel ab. Laut Moll-Thissen gibt es aber Möglichkeiten, die man entwickle, zum Beispiel mit dem Bauhof der Gemeinde. Die ersten Flüchtlinge seien bereits am Arbeiten, das bereichere ihren Tag, so Moll-Thissen. Zudem gebe es viele freiwillige Angebote, die es nun zu koordinieren gelte.

„Gehen sparsam mit Mitteln um“

21 Millionen Euro kassierte das aktiennotierte Unternehmen im vergangenen Jahr in Österreich, davon blieben angeblich 500.000 Euro als Gewinn. Dem Vorwurf, mit Flüchtlingen Profit zu machen, entgegnet der ORS-Chef, dass das Unternehmen solide aufgestellt sein müsse, um ein verlässlicher Partner zu sein. „Wir gehen sparsam mit den Mitteln um“, so Moll-Thissen. Der Fokus liege auf der Betreuung, das Unternehmen versuche eine sehr schlanke Verwaltung zu haben.

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ORF-Redakteur Bruno Schratzer hat mit dem Vorstandsvorsitzenden der Betreuungsfirma ORS, Stefan Moll-Thissen, gesprochen.

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