„Wiedehopf“ war vermutlich Zeitungsente

Kürzlich sorgte ein Zeitungsbericht für Aufsehen. Demnach wurde in Nüziders eine Familie geklagt, weil auf ihrem Grundstück ein Wiedehopf hausen soll und durch seine Balzrufe die Nachbarn störe. Wir haben genauer nachgeforscht: Einen Wiedehopf gab es nicht. Es dürfte sich viel eher um eine Zeitungsente gehandelt haben.

Rechtsanwältin Dietlind Hügel und ihre Familie fühlten sich wochenlang durch „ortsunübliche, Kuckuck-ähnliche Geräusche“ gestört, die sie auch mit dem Handy festhielten. „Mit Sicherheit handelt es sich hierbei um ein eindringliches elektronisches Geräusch, nicht um irgendeine Vogelstimme oder einen natürlichen Laut“, so Hügel im Gespräch mit dem ORF. Sie sei mehrmals pro Nacht durch das Geräusch aufgewacht, beschrieb Isolde Hügel die Lärmbelästigung durch das vermeintliche Gerät.

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Beitrag von Gernot Hämmerle, Götz Wagner und Andreas Furxer.

Verdächtigt wurden alsbald die Nachbarn. Gespräche zwischen den beiden Familien verliefen aber ergebnislos. Rechtsanwältin Hügel klagte daraufhin auf Unterlassung und 360 Euro angefallene Anwaltskosten. Sehr zum Ärger von Nachbarin Elisabeth Strasser: „Wenn sie nichts Besseres kann, als alte Senioren so fertig machen, sollte man die Kanzlei zusperren und uns in Zukunft in Ruhe lassen.“

Zeitungen übernahmen Geschichte

Der Sohn der Nachbarfamilie Strasser, Peter Strasser, gab zunächst noch zu, dass er ein elektronisch generiertes Geräusch wahrgenommen habe, dieses stamme aber nicht vom Grundstück seiner Eltern. Dann wurde ein neuer Verdächtiger gefunden: „Bei unseren Recherchen haben wir festgestellt, dass es sich sehr wohl um einen Wiedehopf handelt, der seit 40 Jahren ausgestorben ist, aber jetzt wieder heimisch wird“, so Strasser. Genau diese Wiedehopf-Rufe hätten er und seine Eltern wahrgenommen.

Ein Schreiben des Sohnes wurde sogleich von diversen Zeitungen übernommen. Der Inhalt: Seine Eltern würden geklagt, weil ein Wiedehopf in ihrem Garten Balzgeräusche mache. Gleich mehrere Zeitungen druckten diese Version der Geschichte ab.

Experte: „Kein Wiedehopf“

Ornithologe Karl-Heinz Hanny hörte sich auf Anfrage des ORF die Aufnahmen des „Wiedehopfs“ an. Das Urteil des Experten: „Es war meiner Ansicht (nach) kein Wiedehopf, aber ich kann es nicht beurteilen, was es war.“ Er habe einen Wiedehopf noch nie so rufen gehört. Normalerweise rufe der Vogel nämlich dreimal hintereinander, das sei hier nicht der Fall.

„Da haben sich einige zu früh gefreut“, kommentierte Dietlind Hügel Hannis Einschätzung. Elisabeth Strasser, von deren Grundstück die störenden Geräuschen ihren Ursprung nehmen sollen, gab zwar zu, den „Wiedehopf“ noch nie gesehen zu haben. Sie freue sich aber, dass er da sei. „Und ich hoffe, dass er noch lang singt.“ Im Raum Nüziders wurde zwar ein Wiedehopf gesichtet und angeblich sogar fotografiert. Dass der Wiedehopf aber die Quelle der Lärmbelästigung ist, dürfte auszuschließen sein. Ob Wiedehopf oder doch elektronisches Gerät - der Nachbarschaftsstreit wird wohl nicht so schnell beendet sein.