„Garten der Lüste“ im Landestheater

Das Vorarlberger Landestheater spannt in der Spielzeit 2015/16 einen Bogen zwischen Himmel und Hölle. Inspiriert wurde das Team um Intendant Alexander Kubelka bei der Stückauswahl von Hieronymus Boschs Triptychon „Garten der Lüste“.

„Garten der Lüste“ diente nicht nur als Inspirationsquelle bei der Auswahl der Stücke und der Regisseure für die Aufführungen im Großen und Kleinen Haus sowie dem Jungen Landestheater. Das dreiteilige Gemälde, das sich in Paradies, Imaginäres Paradies und Hölle aufteilt, werde ab Ende der Spielzeit 2015/16 auch in seinen drei Komponenten in Auftragswerken als Musiktheater („Das Paradies“), Sprechtheater („Die Hölle“) und choreografisches Spektakulum („Imaginäres Paradies“) umgesetzt werden, kündigte Kubelka an.

Den Auftakt macht „Imaginäres Paradies“ im Mai 2016. Für das Libretto zu „Das Paradies“, dessen Premiere allerdings erst im Herbst 2016 stattfinden werde, konnte die Bachmann-Preisträgerin Maja Haderlap gewonnen werden, die Komposition kommt von Nana Forte.

Erstaufführung von „In aller Ruhe“

Ein weiteres Auftragswerk in der kommenden Spielsaison wird von Petra Maria Kraxner umgesetzt, die erst kürzlich das Große Tiroler Landesstipendium als Autorin für dramatische Werke erhielt. „Medusas Kind“ (Premiere: 15. Jänner 2016) in Anlehnung an den Dokumentarfilm „Der Junge, der vom Himmel fiel“ erzählt die berührende Geschichte eines Kindes aus Afrika, das, um seinem Elend in der Heimat zu entfliehen, in den Radkasten eines Flugzeuges steigt und in sein vermeintliches Paradies reist. Ein Wagnis, das ihm zum Verhängnis wird.

Als Österreichische Erstaufführung gelangt am 2. Oktober Owen McCaffertys Schauspiel „In aller Ruhe“ zur Aufführung. Das Stück, das im heutigen Irland spielt, greift das Thema der Schuld auf und handelt von zwei Männern, die sich nach langen Jahren wieder in einem Pub treffen. Einer der beiden war in der Jugend für eine irische Terrorgruppe tätig und ist verantwortlich für den Tod des Vaters des anderen. Inszenieren wird das Stück die frühere Chefdramaturgin des Grazer Schauspielhauses, Heike Frank, die als eine von acht neuen Regisseuren für das Landestheater gewonnen werden konnte.

Zusammenarbeit mit Steffen Jäger wird fortgesetzt

Nach „Lantana“, dessen Premiere erst Anfang der Woche im Landestheater über die Bühne ging, wird die Zusammenarbeit mit Regisseur Steffen Jäger auch in der neuen Spielzeit fortgesetzt. Gemeinsam mit dem Fragment „Demetrius oder Die Bluthochzeit zu Moskau“ von Friedrich Schiller wird er als Uraufführung das Auftragswerk „Zeit der Wirren“ von David Frühauf an einem Abend (Premiere: 29. April 2016) realisieren. Frühaufs Stück „legt quasi eine zeitgenössische Tangente an das letzte Werk Schillers“, erläuterte Dramaturgin Dorothee Bauerle-Willert.

Wiederkommen wird auch „Emilia Galotti“- und „Bluthochzeit“-Regisseurin Sigrid Herzog, diesmal ab 3. Februar mit der Mozart-Oper „Die Entführung aus dem Serail“ in Zusammenarbeit mit dem Symphonieorchester Vorarlberg. Das Dirigat und die musikalische Leitung übernimmt erstmals der Kapellmeister des Linzer Landestheaters, Ingo Ingensand.

Zufriedenheit mit vergangener Spielzeit

Ebenfalls neu am Landestheater ist Jan Steinbach, der mit „Penthesilea“ von Heinrich Kleist die neue Spielsaison am 18. September eröffnen wird. Mit „Kosmonautin Valentina“ kommt ein Kinderstück von Flo Staffelmayr zur Uraufführung. Außerdem stehen auf dem Programm: Krzysztof Kieslowskis „Dekalog - die zehn Gebote“, die erneut Bernd Liepold-Mosser mit seinem aus „1984 (durchgestrichen)“ bewährten Team umsetzen wird, „Rosenkranz und Güldenstern sind tot“ von Tom Stoppard in der Inszenierung der jungen Regisseurin Nele Weber, „Die Kahle Sängerin“ von Eugène Ionesco umgesetzt von „Shootingstar“ Matthias Rippert sowie „Die Arche um acht“ von Ulrich Hub als „Geschichte für die ganze Familie“.

Mit der abgelaufenen Spielzeit zeigten sich sowohl Kubelka als auch der Geschäftsführer der Vorarlberger Kulturhäuserbetriebsgesellschaft (KuGes), Werner Döring, zufrieden. Mit einem Plus von rund zehn Prozent und knapp 56.000 Besuchern habe das Vorarlberger Landestheater einen neuen Rekord erzielt. Auch habe man die Betriebsleistung um fünf Prozent gesteigert, insbesondere die Eigenerlöse seien überproportional gestiegen, sagte Döring. Kubelka freute sich besonders über die hohe Auslastung der beiden Uraufführungen („Ich, Zarah“ und „1984 (durchgestrichen)“ der Saison mit 90 bzw. 70 Prozent.