Berlinde de Bruyckere stellt in Vorarlberg aus

Skulpturen, Zeichnungen und Collagen der belgischen Künstlerin Berlinde de Bruyckere sind ab dem 18. April im Kunsthaus Bregenz und im Kunstraum Dornbirn zu sehen. Der Titel der Austellungen lautet „The Embalmer“.

Tod, Leid, Vergänglichkeit und Transformation sind die Themen der belgischen Künstlerin Berlinde de Bruyckere. Ihre Skulpturen aus verletzten Bäumen oder geschundenen Leibern verschrecken mitunter, haben aber auch etwas Anrührendes, beinahe Zärtliches. Ein Einblick in ihr Werk ist ab 18. April im Kunsthaus Bregenz und im Kunstraum Dornbirn unter dem Titel „The Embalmer“ zu sehen.

Berlinde de Bruyckere Kunsthaus

APA

Um wirken zu können, brauchen die Werke von de Bruyckere Raum und Zeit. Ersteres haben sie in der Ausstellung im Kunsthaus Bregenz (KUB) und im Kunstraum Dornbirn. Nur wenige Objekte aus den wichtigsten Schöpfungszyklen einer der spätestens seit der Biennale 2013 wichtigsten zeitgenössischen Künstlerinnen sind in den drei Stockwerken des KUB und in der einstigen Montagehalle des Kunstraum Dornbirn zu sehen. Für Letzteres ist der Betrachter selbst zuständig, denn anders als im Pavillon der Biennale in Venedig, setzt die 1964 in Gent geborene Künstlerin in Bregenz auf Tageslicht und die im Laufe der Stunden sich verändernden Verhältnisse für ihre Skulpturen.

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„Das schönste Museum der Welt“

Für de Bruyckere ist das KUB „das schönste Museum auf der Welt“, betonte sie bei der Pressekonferenz anlässlich der Ausstellungseröffnung in den Räumlichkeiten. Das Tageslicht zeige ihre Malerei und Art zu Arbeiten auf ganz besondere Weise. „Bei jedem Lichteinfall rücken andere Details in den Vordergrund“, bestätigte auch Kurator Richard Sagmeister.

Dabei geht es bei den Werken der Belgierin auf den ersten Blick nicht augenscheinlich um Malerei. Zu sehen ist etwa in der 2013 für die Biennale in Venedig geschaffenen Skulptur „Kreupelhout/Krüppelholz“ auf den ersten Blick ein umgestürzter Baum, dessen Äste scheinbar wie verletzte und verstümmelte Gliedmaßen bandagiert oder mit gefüllten Säcken gestützt wurden. Betrachtet man das liegende Holz im Detail, bekommt der Baum jedoch beinahe menschliche Züge - feine rot und blau durchscheinende Linien und Flächen durchsetzen den „Körper“ täuschend realistisch gestaltet wie Adern und Sehnen.

Besondere Arbeitsweise

Möglich wird das durch die Arbeitsweise der Künstlerin. Von all ihren Ausgangsobjekten macht sie Silikonmodelle, die jedes kleinste Detail der Oberfläche wiedergeben. Anschließend wird die Skulptur in Epoxidharz gegossen und in zahlreichen Wachsschichten „bemalt“.

„Mit dieser Art zu arbeiten fühle ich mich gleichzeitig als Malerin und als Bildhauerin“, sagte de Bruyckere. Was dabei herauskomme, sehe sie selbst erst nach Abnahme der Modelle. Danach blieben ihr noch 20 Minuten, um etwas zu verändern oder das Ganze wieder einzuschmelzen, sollte das Resultat nicht ihren Vorstellungen entsprechen, fügte de Bruyckere lachend hinzu.

Die Oberfläche der Werke sei ihr das Wichtigste. „Sie ist wie unsere Oberfläche: Das Behältnis unserer Seele“, sagte die Künstlerin, die in ihren Objekten immer die Dualität von Leid und Transformation vereint. Für die Ausstellung „The Embalmer“ (Der Einbalsamierer) hat de Bruyckere komplett neue Stücke geschaffen. „Meine neue Liebe“, nennt sie die Ausstellungsstücke „Vanwege een tere Huid“, frei übersetzt etwa „Vom tiefsten Herzen die zarte Haut“.

Moment der Hoffnung

Zu sehen sind gestapelt auf einem rostigen rollbaren Podest scheinbar frische Tierhäute in großen Mengen - für sie eine Metapher für „den Tod während des Krieges“. „Die einzelne Person zählt dort nicht mehr“, so de Bruyckere. Es fühle sich vielmehr an wie ein „großes schwarzes Loch, komplett verloren, leer und allein“. Emotionen, die die Künstlerin auch in der Tierhautverarbeitung des Brüsseler Schlachthofes fühlte, die ihr als Inspirationsquelle diente.

Dennoch, auch bei diesen Skulpturen transformiert de Bruyckere das Schreckliche in einen Moment der Hoffnung. „Beeindruckt hat mich besonders, dass etwas, was zunächst nach Müll aussieht wie die Tierhäute, schließlich (mit dem Waschen, Trocknen und Konservieren, Anm.) wieder zu etwas Neuem wird, einen neuen Namen bekommt.“