Schuldenberater wollen Privatkonkurs-Reform

3.100 Menschen haben im Vorjahr Hilfe bei der ifs-Schuldenberatung gesucht. Die Klientenzahlen pendeln sich damit auf einem hohen Niveau ein. Schuldenberater Peter Kopf fordert eine Reform des Privatkonkurses.

Vor allem hohe Wohnungskosten, niedrige Einkommen und fehlende leistbare Kleinkindbetreuung seien ständig wiederkehrende Themen bei der Schuldenberatung, so ifs-Geschäftsführer Peter Kopf und Soziallandesrätin Katharina Wiesflecker (Grüne) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz am Freitag.

Mehr als 60 Prozent der Ratsuchenden sind Männer, der größere Teil jünger als 45 Jahre. Seit einigen Jahren gibt es jedoch eine verstärkte Zunahme an Klienten über 60 Jahre. Ein Hauptauslöser für Überschuldungen sind Scheidungen.

Zehn-Prozent-Hürde soll fallen

Kopf fordert vom Bund eine Reform des Privatkonkurses. Ziel sei es, die Zehn-Prozent-Hürde zu streichen. Viele Überschuldete würden daran scheitern, dass sie für einen Privatkonkurs unabhängig von ihrem Einkommen mindestens zehn Prozent der Schulden zurückzahlen müssen.

Es könne nicht sein, dass etwa eine Alleinerzieherin, die ihre Schulden aus einer Bürgschaft für ihren Ex-Partner hat, durch diese Hürde ihr Leben lang nicht entschuldet wird, so Kopf. Er verweist auf das deutsche Modell, das nach einer bestimmten Zeit einen Schuldenschnitt ermöglicht, wenn trotz nachweisbarer Bemühungen die Schuldentilgung nicht gelingt.

Eine Nullentschuldung wäre auch ein großer volkswirtschaftlicher Nutzen, so Kopf. Wer seine Schulden regeln kann, werde vom Sozialleistungsempfänger zum Einzahler ins System.

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Beitrag von Robert Rader, Holger Weitze und Christina Lachner. Sie sehen Katharina Wiesflecker und Peter Kopf.

Erhöhung der Mindestsicherung gefordert

Kopf fordert zudem eine Erhöhung des Existenzminimums von derzeit 900 Euro auf mindestens 1.200 Euro. Eine schnelle Lösung in Sachen Mindestsicherung bezweifelt Wiesflecker jedoch. „Wenn ich die Entwicklung der Mindestbezieher in Vorarlberg ansehe, kann ich momentan keine Erhöhung in Aussicht stellen“, so die Landesrätin. Man habe derzeit alle Hände voll zu tun, mehr Menschen grundsätzlich abzusichern.

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