Mehrerau wird für Mädchen geöffnet

Das Privatgymnasium des Klosters Mehrerau in Bregenz wird ab dem Herbst 2016/17 auch Mädchen unterrichten. Damit sollen zeitgemäße Wege beschritten und die Schülerzahl erhöht werden. Das Internat bleibt weiter nur für Burschen geöffnet.

In der Sprache der Bibel könnte man sagen: Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Schauplatz ist das Collegium Bernardi, also das Privatgymnasium des Klosters Mehrerau in Bregenz. Seit 160 Jahren werden dort Buben, und nur Buben, unterrichtet.

Ab dem Schuljahr 2016/2017 wird diese langjährige Tradition aufgehoben: Ab dann dürfen auch Mädchen in das Privatgymnasium. Begründet wird das damit, dass das bisherige Konzept der nach Geschlechtern getrennten Erziehung nicht mehr auf der Höhe der Zeit sei und dass die Öffnung mehr Schüler bringen soll. Zudem sollten Mädchen und Buben voneinander profitieren können.

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Beitrag von Robert Rader. Sie sehen Anselm van der Linde und Christian Kusche.

Abt unterstützt Öffnung

Tradition spiele eine große Rolle, dennoch man für Innovationen und Veränderungen offen, sagte Abt Anselm van der Linde gegenüber dem ORF. Das getrennte unterrichten der Geschlechter sei nicht mehr zeitgemäß, Mädchen und Buben sollten sich unverkrampft begegnen können. Er sei sehr froh über diese zukunftsträchtige Lösung. Sie entspreche der Zeit, er und das ganze Kloster stünden voll dahinter.

Öffnung vorerst für erste Klassen

Im Herbst wird die Schulleitung gemeinsam mit den 53 Lehrern und Erziehern ein pädagogisches Konzept erarbeiten, sagt Direktor Christian Kusche. Es gebe viele Bilder, wie dass Buben besser in Mathematik seien und Mädchen besser in Sprachen. Dies wolle man sich nun anschauen und dann alle entsprechend fördern.

In den vergangenen zehn Jahren habe es einen Rückgang bei den Internatsschülern gegeben - bei der ganztägigen Betreuung hingegen seien die Zahlen steigend, so Kusche. Auch für das kommende Schuljahr seien die Anmeldezahlen gut, so Kusche. Mit der Öffnung der Schule für Mädchen könnte es - bei entsprechender Nachfrage - auch zusätzliche Klassen geben. Klassenräume gebe es genug, wenn eine große Nachfrage bestünde, könnte es daher auch mehr Klassen geben. Für eine Trennung von WC-Anlagen und Umkleideräumen in der Turnhalle sei genug Platz vorhanden, so Kusche. “Mädchen und Jungen sollen sich unverkrampft begegnen, die Einübung von Geschlechterrollen und -beziehungen ist Teil unseres pädagogischen Auftrags und soll auf die Zukunft im Hier und Heute vorbereiten“, erklärt Kusche.

Die Öffnung gilt nur für die ersten Klassen, Quereinsteigen ist für Mädchen nicht möglich. Mädchen können die Ganztagsschule mit Tages- und Mittagsbetreuung besuchen. Das Internat der Schule bleibt rein männlich. Derzeit werden in der Mehrerau 225 Schüler unterrichtet.

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