Immer mehr Einser für Viertklässler

Laut der am Donnerstag präsentierten Bildungsstudie ist die Zahl von Einsern in den vierten Volksschulklassen des Landes innerhalb von zehn Jahren bedeutend gestiegen. Ein Grund könnte der Einserdruck auf Schüler und Lehrer sein, wenn ein Schüler ins Gymnasium wechseln will.

Eine spätere Bildungsentscheidung in einer gemeinsamen Schule bringt Vorteile für Kinder, wenn sie weiter individuell gefördert werden – darin waren sich die Teilnehmer der Umfrage einig. Lesen Sie dazu Gesamtschule: Eltern dafür und dagegen. Damit würde der Einser-Druck auf Volksschüler und ihre Lehrer wegfallen.

Als Teil der Studie wurde erhoben, wie sich die Schulnoten von Viertklässlern in Vorarlbergs Volksschulen in den letzten zehn Jahren entwickelt haben. Veränderungen gab es bei allen Noten. Ganz besonders interessant sind diese aber bei den Einsern. Vorarlbergweit ist die Zahl der Einser in Deutsch von 2003 bis 2013 von 28 auf 32 Prozent gestiegen, in Mathematik von 24 auf 28 Prozent, also um jeweils vier Prozent.

Mehr Einser in Nähe von Gymnasien

Wesentlich deutlicher fällt diese Steigerung aus, wenn man einzelne Gebiete miteinander vergleicht. In der Region Bregenz Stadt mit Unterstufengymnasien ist die Einserzahl in Mathematik um acht Prozent gestiegen, in Deutsch um elf Prozent. Dagegen ist in der Region Bregenzerwald, wo es nur ein Oberstufengymnasium gibt, die Mathe-Einser-Zahl nur um zwei Prozent gestiegen, in Deutsch um sieben Prozent.

Das heißt aber nicht, dass Bregenzer Schüler unbedingt besser rechnen können. In der Studie werden Ergebnisse einer Standardüberprüfung in Mathe aus dem Schuljahr 2012/13 angeführt. Dabei wurden Punkte vergeben. Viertklässer aus der Region Bregenz Stadt - also jene die mehr Mathe-Einser in ihren Zeugnissen hatten – hatten einen Durchschnitt von 481 Punkten erreicht, damit liegen sie deutlich unter dem Österreich-Schnitt von 533 Punkten. Die Viertklässler aus der Region Bregenzerwald - die mit weniger Mathe-Einsern - haben 542 Punkte bekommen. Sie waren also um 61 Punkte besser.

Direktoren sehen steigenden Druck auf Lehrer

Auf keinen Fall sei eine Gruppe von Schülern in einer bestimmten Region gescheiter oder dümmer geworden, sagt dazu Clemens Voit, Direktor des BG Blumenstraße in Bregenz. Entweder habe sich die Notenvergabe durch den Druck auf die Lehrer verändert, oder es werde aufgrund des erhöhten Ansturms auf die Gymnasien in bestimmte Fächer mehr investiert, etwa in Nachhilfe. Ob ein Schüler im Zweifel die bessere Note erhalten habe, sei nicht sofort erkennbar. Wie sich ein Kind entwickle,sei schwer prognostizierbar, so AHS-Direktorensprecher Voit.

Der Druck auf die Volksschullehrer, den Kindern ein Sehr gut zu geben, sei in den letzten Jahren insgesamt gestiegen, sagt auch Thomas Mittelberger, Direktor im Gymnasium Gallusstraße in Bregenz. Der Wunsch, ins Gymnasium zu gehen, sei aber auf jeden Fall im städtischen Bereich größer als im ländlichen. Dörfliche Mittelschulen hätten durch eine bessere Durchmischung eher ein höheres Niveau, daher sei der Wunsch, wegzuwechseln, weniger hoch. Eine große Schwierigkeit ist für ihn das frühe Aussieben der Neuneinhalbjährigen.