Auwäldern droht Zerstörung

Die Naturschutzanwaltschaft Vorarlberg schlägt Alarm. In den Raumentwicklungskonzepten von Nüziders und Bludenz stehen die Auwälder zur Disposition. Waschschlamm-Deponie und Betriebsansiedelungen sind vorgesehen. Die Bürgermeister verteidigen ihre Pläne, alternative Flächen gebe es keine.

Naturschutzanwältin Anna Pichler runzelt die Stirn. In den gerade entstehenden Raumentwicklungskonzepten werden die Tschalenga-Au in Nüziders und die Alfenzauen in Bludenz „geopfert“. Nüziders peilt im Auwald eine Waschschlamm-Deponie im Rahmen des Sicherheitskonzepts „Schesatobel“ an. Konkret soll Auwald gerodet, Kies entnommen und Waschschlamm eingelagert werden. Bludenz will das Gewerbegebiet Richtung Auwald erweitern.

„22 Hektar Auwald gerodet“

Pichler warnt, erneut würden gesetzlich geschützte Auwälder bedroht. „Alleine zwischen 2000 und 2011 wurden im Bezirk Bludenz rund 22 Hektar gerodet, das entspricht etwa der Größe von 31 Fußballfeldern. Auwälder sind Lebensraum für seltene und gefährdete Pflanzenarten, wichtige Trinkwasserspeicher, Rückhalteraum bei Hochwasser und Naherholungsraum.“

Keine Landwirtschaftsflächen

In Nüziders wären fünf bis sechs Hektar Auwald betroffen. Bürgermeister Peter Neier (ÖVP) hält einen „Verfüllsee“ für Waschschlamm an dieser Stelle für richtig. Nüziders biete eine Lösungsvariante an, nachdem in der Region keine andere Deponie gefunden werden konnte. Hochwertige landwirtschaftliche Fläche dafür heranzuziehen komme für ihn nicht mehr in Frage. Deshalb sei die Tschalenga-Au „bevorzugt sicherzustellen“ für eine Deponie.

Die Naturschutzanwaltschaft Vorarlberg dagegen weist auf landesweit wichtige Grundwasserreserven in der Tschalenga-Au hin. Pichler lehnt das Raumentwicklungskonzept von Nüziders in diesem Punkt ab. Für andere Aspekte, vor allem für „das Bekenntnis zur Erhaltung der ökologisch besonders wertvollen Landschaftsräume“ im Kapitel Landschaft, „konkret der im Biotopinventar ausgewiesenen Biotope“, wird Nüziders gelobt.

Bludenz will Alfenzauen nutzen

Auch in Bludenz zeige sich der „feste Wille zur Auwaldzerstörung“, kritisiert Pichler. Bludenz will entlang der S16 im Bereich der Autobahnanschlussstelle Bludenz-Montafon das Betriebsgebiet erweitern, nicht nur am linken Alfenz-Ufer, sondern auch am rechten. Damit sei ein fast durchgehender Waldbestand mit Eichen, Ulmen und Eschen bedroht, warnt Pichler. Das geplante Betriebsgebiet befinde sich im Grundwasserfeld Walgau und im Trinkwasser-Schongebiet Brunnenfeld. Die Naturschutzanwaltschaft betont, die Sicherung von Trink- und Grundwasserreserven sei von bedeutendem öffentlichen Interesse.

Bürgermeister Josef Katzenmayer (ÖVP) argumentiert, Bludenz habe keine andere Wahl, wenn sich neue Betriebe ansiedeln wollen. Die Alfenzauen werde man nutzen, bevor man landwirtschaftliche Flächen heranziehe. Wie man mit der Kritik der Naturschutzanwaltschaft umgehe, werde sich in Gesprächen zeigen. Beschlossen ist noch nichts. Die Entwürfe der beiden Raumentwicklungskonzepte sind auf der Website der Stadt Bludenz veröffentlicht.

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