Vorwürfe: Das Werk räumt Fehler ein

Mehrere ehemalige Mitglieder der katholischen Gemeinschaft Das Werk in Bregenz berichten von Einschränkung der persönlichen Freiheit und sexuellen Übergriffen. Ein Sprecher räumt jetzt Fehler ein, die gehörten aber der Vergangenheit an.

Georg Gantioler, Sprecher des Ordens, bestätigt zwar, dass es früher durchaus üblich gewesen sei, dass die Leitung zum Beispiel persönliche Briefe vorab gelesen und abgefangen habe. Auch sei es vorgekommen, dass dem geistlichen Begleiter persönlich Anvertrautes weitererzählt wurde. „Da sind die Grenzen manchmal fließend gewesen“, so Gantioler gegenüber dem ORF. Diese Praktiken gehörten aber der Vergangenheit an. „Man kann das jetzt Fehler nennen. Ich würde sagen, dass waren Entwicklungsschritte“, so der Geistliche. Diese Entwicklungschritte hätten aus der „pubertären“ Gemeinschaft eine „reife“ Gemeinschaft gemacht, „auch durch schmerzliche Erfahrungen hindurch.“

Die Vorwürfe, die mehrere Aussteiger erheben, wiegen schwer. Darren Canning, ein 35-jähriger Brite, lebte seit seinem 18. Lebensjahr sechs Jahre lang in der Gemeinschaft in einem ehemaligen Dominikanerinnen-Kloster in Bregenz-Thalbach. 2003 ist er ausgetreten. Zum Schluss sei er sich vorgekommen wie in einer Sekte. Ständig sei er überwacht worden. Der Anfang vom Ende war, als Canning nicht einmal zur Beerdigung seines Großvaters gehen habe dürfen - mehr dazu in Das Werk: Aussteiger erheben schwere Vorwürfe (religion.ORF.at, 8.11.2014).

Priester soll Missbrauch zugegeben haben

Ein ehemaliger Werkpriester, der anonym bleiben will, berichtet von mehreren Missbrauchsfällen. Als zwei Schwestern innerhalb der Gemeinschaft diese Anschuldigungen erhoben, wollte er nicht länger schweigen. Den missbrauchten Schwestern wurde aber nicht geglaubt. Frauen seien immer selbst als Verführerinnen dargestellt worden. Wurden sie missbraucht, sei ihnen eine Mitschuld angelastet worden. Ein Priester des Ordens sei auch bei der Staatsanwaltschaft angezeigt worden. Weil der aber von einvernehmlichem Geschlechtsverkehr sprach, stand es am Ende Aussage gegen Ausssage.

Der Priester soll den Missbrauch später zugegeben haben. Trotzdem soll er in der Kurie im Vatikan an eine zentrale Stelle versetzt worden sein. Sprecher Gantioler sagt dazu, der Priester habe sich hinterher entschuldigt. Einen Missbrauch sieht er aber nicht: „Ich würde hier nicht von Missbrauch sprechen“. Stattdessen habe es sich um einen „Zölibatsbruch“ gehandelt.

Stellungnahme zu Biografie ehemaliger Schwester

Ähnliche Anschuldigungen erhebt Doris Wagner, eine ehemalige Ordensschwester, in einer am Samstag erschienenen Biografie. Das Werk wird zwar nicht explizit genannt, aus dem Kontext sei aber zu entnehmen, dass es sich dabei um die katholische Ordengemeinschaft handle. Laut APA schildert die Frau in dem Buch, kontrolliert, manipuliert, sexuell missbraucht und unter Druck gesetzt worden zu sein.

In der Stellungnahme von Das Werk heißt es dazu: "Wir bedauern es sehr, dass sie (Anm. Doris Wagner) in einer derartig negativen Weise auf die Jahre in unserer Gemeinschaft zurückblickt und viele positive Dinge, die sie erlebt hat, ausblendet.“ Bedauernswert sei ebenso, „dass ein Priester der Gemeinschaft eine kurze intime Beziehung mit der damals 24-Jährigen unterhalten hat“. Eine diesbezügliche Anzeige wegen Vergewaltigung sei jedoch sowohl in Deutschland als auch in Österreich zurückgewiesen worden. Auch eine „Apolstolische Visitation“ zur Klärung der Vorwürfe habe es gegeben, räumt Das Werk ein. Der abschließende Bericht der Kongregation sei jedoch noch ausständig.